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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Kern, Guido Josef: Artur Kampf: ein Beitrag zur Psychologie seiner Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0127

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-^sg> ARTUR KAMPF

keit, dargestellt zu werden. Die
Schwierigkeiten, die sich der im-
pressionistischen Malerei in den
Weg stellen, wachsen bei Sitten-
und Historienbildern und wer-
den zu unüberwindlichen Hin-
dernissen bei allegorischen und
symbolischen Darstellungen. Die
fortschreitende Abnahme von
Erzeugnissen dieser Gattungen
wie die erstaunliche Zunahme
an Stilleben- und Landschafts-
darstellungen im Bereiche der
modernen Kunstproduktion er-
klärt sich logisch aus dem Er-
starken der impressionistischen
Bewegung. Für das Bildnis
spielt hier die Statistik eine un-
tergeordnete Rolle, weil ein rein
künstlerisches Bedürfnis in den
seltensten Fällen für die Bestel-
lung und die Gestaltung eines
Porträts den Ausschlag gibt.
Es hieße die Vorzüge und
a.kampf studie jjg Mission der impressionisti-

schen Kunst verkennen, wollte
Ausschluß jeder nicht-impressionistischen man ihr eine Beschränkung, die ihr eigenstes
Kunst völlig ungerecht, der Anspruch auf aus- Prinzip erfordert, als Mangel anrechnen. Ge-
schließliche Geltung der impressionistischen rade in der Begrenzung ihres Wirkungskreises
Kunst sinnlos ist. Und doch ist eine freie beruht zum guten Teil ihre Stärke. Daß der
Entfaltung künstlerischer Kräfte und eine ge- Impressionismus dazu beigetragen hat, die
sunde Kritik nur dort möglich, wo die Lieber- Malerei aus den Fesseln des Klassizismus, der
zeugung herrscht, daß weder die eine noch Romantik und einer sich realistisch gebärden-
die andere Ausdrucksform die einzig berech- den Theaterkunst zu befreien, wird heute auch
tigte ist und die Qualität des Kunstwerks un-
abhängig von der „Richtung" des Künstlers.
Jede sachliche Erwägung führt mit Notwendig-
keit zu diesem Schlüsse wie jede objektive
historische und ästhetische Ueberlegung. Auch
dem Impressionismus sind bestimmte Grenzen
gezogen, die er, ohne seine eigene Natur zu
verleugnen, nicht überschreiten kann. Mit
seinen Mitteln erreicht er in seinen besten
Leistungen, was er seinem Wesen nach allein
erstreben kann: eine individuelle künstlerische
Interpretation des Erscheinungsbildes. Auf-
gaben, die jenseits dieser Sphäre liegen, be-
wältigt er nur im Wege des Kompromisses.
Bei konsequenter Anwendung des impressio-
nistischen Prinzips bleibt die Hauptaufgabe
der Malerei die Wiedergabe des Objektes als
Körper im licht- und lufterfüllten Raum. Für
das Porträt ergibt sich hieraus, theoretisch
zunächst, ein Konflikt zwischen dem Indivi-
duum und der Oertlichkeit, wenn der Auftrag-
geber den Anspruch erhebt, vom Künstler / Üoj^YF '
nicht bloß als farbiges Objekt im Raum, son- '
dern in erster Linie als Subjekt, als Persönlich- a.kampf studie

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