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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Von Ausstellungen - Vermischtes - Neue Kunstliteratur
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-^^> NEUE KUNSTLITERATUR

Weihnachtsverheißung: Friede den Menschen und gangenen Wegen« nennt der Verfasser sein Buch;

ein Wohlgefallen. Dr. Beringer damit ist die Wichtigkeit der Publikation bereits ge-

Voll.Karl. Führer durch die Alte Pinako- kennzetefanet Sie gibt zum erstenmal ein einheit-

thek. Geb. M. 3,50. München 1908, Süddeutsche h<*" Blld deur .Ur.geschlchJe germanischer Kunst

Monatshefte u Ergebnis ist ein für alle, die nicht direkt

Mancher' von uns hat wohl als Student oder als fur Fachgelehrtenzunft gehören, überraschend er-
Teilnehmer eines Volkshochschulkurses sich von freuliches, denn der nationale Schatz aus jenen Zeiten
Karl Voll durch die Schätze der Alten Pinakothek lst doch e,n «lieblich reicherer als man im allge-
in München geleiten lassen, und das ernste, kluge meinen annimmt. Wenn der Verfasser als den Zweck
Wort des Mannes, der sich wohl den besten Kenner "lnir ArKbe,t ™r das P^nmaßige Zusammenfassen
dieser Sammlung nach Bayersdorfer nennen darf, der Ergebnisse der von anderen geleisteten Vorar-
hat manchem ungeahnte Perspektiven eröffnet, hat leiten nennt, so geht er in der Bescheidenheit etwas
ihn nicht nur ein einzelnes Kunstwerk verstehen zu.we*t' denn manche Erganzungsstudie war ihm
gelehrt, sondern zugleich den Blick für die Tiefen "eben der kompilatonschen Arbeit noch vorbehalten,
der Kunst geschärft Voll lehrte uns diese Kunst- Bemerkenswert ist auch die der Einteilung des
werke lieben, und damit ging uns auch erst ein Buf?h,es zugr"nde 'le8ende Auffassung, nicht nach
„„iio^ \r„^,A„A„-.„ c~_ „.» ? <• j u u zufälligen Zeitabschnitten, sondern nach Art und
volles Verständnis für sie auf, denn sehen ohne zu „ 6 . c . . „ \ . ,

■;_«.„ ■ „ p., ,_M-__. ' p.________, Rasse und Entwicklung der einzelnen Volker zu

lieben, heilst ins Dunkle schauen. — Das vorliegende , ., ,„,. .. . " . n . .

Buch ist die Frucht solcher Führerarbeit durch die scheiden Wir wünschen dem Buche, das uns von

Galerie. Es hat das herzhaft Erfrischende des ge- Kun.st u.nd S^JS^Sf ^Zuf^ T S° Uber"
sprochenen Wortes bewahrt, und ist vor allem ein raschend re,ches Blld g'bt> recht viele Leser-
treues Abbild der kunstkritischen Methode Volls, Meyer, Franz. Friedrich von Nerly. Preis
der nicht leicht ins ästhetische Philosophieren brosch. M. 1.50. Erfurt 1908, Verlag von Karl Villaret.
kommt, der auch bei aller Liebe für den Gegenstand Der Name Friedrich von Nerlys, eines gebürtigen
nicht bei jeder Gelegenheit in schwärmerische Be- Erfurters, dessen Geburtstag sich am 24. Novem-
geisterungshymnen ausbricht, sondern sich mit ber 1907 zum hundertsten Male jährte, ist heute so
wissenschaftlichem Ernst auf die Schilderung des gut wie vergessen. Zwar hängen in der Berliner
Tatsächlichen verlegt. Damit greift er auch dem Nationalgalerie und im Städelschen Institut wie auch
Urteil des einzelnen nicht vor, er macht nicht — in zahlreichen Provinzgalerien Bilder von ihm —
mutatis mutandis — Bädekersternchen, sondern aber man geht an ihnen vorbei ohne tieferes Inter-
trägt nur dazu bei, daß sich der Beschauer, angeregt esse, kaum berührt, denn der typische malerische
durch ein rasch hingesetztes lobendes Wort, zu Geist ihrer Entstehungszeit, des Rottmannschen Zeit-
einer besonders intensiven Betrachtung entschließt. alters, ist ganz ihr Teil — und für Kunst dieser
Ein Lehrer zur Schärfung Sorte haben wir heute nicht
der Urteilskraft will Voll mehr viel übrig. — Das
wohl sein, aber ohne alle MtR*.* >.» vorliegende Büchlein ver-
ästhetische Schulmeiste- ^^^E^Bp9wfiäÜlk^^^ suchtes,Nerly zu verleben-
rei. >Es ist mir wohl be- ''wir ' " digen. Bis zu einem ge-
wußt,« sagt er, >daß ein un- j99 wissen Grad gelingt ihm
gewöhnlich feiner pädago- das auch. Nämlich soweit
gischer Takt dazu gehört, I. v^^^WB^SH^ das B'°graphische in Be-
vor den Bildern einer so tracht kommt. Nerlys Le-
hochstehenden Qualitäts- flfl^^^C. * ben ist so recht bezeich-
sammlung, wie die Alte Pi- ftk^^^^^^l nend für den künstleri-
nakothek es ist, als Lehrer WSff sehen Entwicklungsgang
zusprechenunddoch nicht, ^I^^JPr^^^ eines deutschen Malers
wie die Grammatikfuchser y V1 seiner Zeit. Italien spielt
alterZeitdem Besucherdie darin die große Rolle. An
Freude an dem Schönen zu Italien verliert sich auch
verderben . . .< Voll ver- Nerly. Er gibt sich auf —
dirbt uns mit seinem zu ver- Italien zuliebe. Und malt
lässigen Führer die Freude in der Rottmann-Manier
nicht. Er hat den rechten Veduten von Tivoli, Lagu-
Ton gefunden. Und seine nenstücke mit romanti-
Kunstbegeisterung, impo- scher Staffage, Campagna-
nierender durch ihre Sach- Landschaften... In einer
lichkeit, als es durch große Hinsicht ist uns die Kunde
Worte möglich wäre, reißt von Nerlys Lebensgang
uns mit. g.j.w. |j3ttH«L 1 / ^öSü^V*" undKunstauffassung heute
Haupt,Albrecht. Die ~ ' ganz interessant aber die-
älteste Kunst, insbeson- > ffilh^f , l\ , ses Interesse ist nich von
dere die Baukunst der Ger- dej art> d'e s'ch wobl der
manen von der Völker- Wiederentdecker Nerlys
Wanderung bis zu Karl dem wunscht;es.steindurchaus
Großen. Mit 190 Abbildun- generelles, und wir verfol-
gen im Text, 49 Tafeln. gen den Entwicklungsgang

Gebd. M. 20. — Leipzig nur insoferne, als er uns

1909, Verlag von H. A. Lud- fur die Kunst- und Lebens-

wig Degener. K mHmMl'Vr%] atmosphäre einer längst
»Einen Versuch, einen verwichenen, nicht eben le-
ersten noch unsicheren benstiefen Zeit aufschluß-
Schritt auf bisher nicht be- j. bossard Lithographie reich erscheint. g.J.W.

Redaktionsschluß: 12. Januar 1909 Ausgabe: 28. Januar 1909

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwärtz. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-g. — Beide in München
 
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