HANS VON MAREES SELBSTBILDNIS (1874)
HANS VON MAREES
ZUR AUSSTELLUNG SEINER WERKE IN DER MÜNCHNER SECESSION*)
Von Julius Meier-Graefe
Ueber die Abstammung Hans von Marees'
kursieren Irrtümer. Er wird mit Un-
recht für den Abkömmling französischer Emi-
granten gehalten. Die uralte Familie — viel
älter als die Emigration — die u. a. auch in
Frankreich verbreitet ist, ist flandrischer Her-
kunft. Seitdem 16. Jahrhundert ist der deutsche
Zweig am Rhein ansässig. Ein Ahne unseres
Künstlers, geborener Bremer, gehtnach Schwe-
den und heiratet eine Schwedin. Einer ihrer
Söhne ist der bayerische Hofmaler des 18. Jahr-
hunderts, Georg de Marees, dessen Bildnisse
im Schleißheimer Schlosse und in anderen,
namentlich bayerischen Sammlungen hängen.
Hans von Marees ist nicht sein Nachkomme,
sondern der Urenkel eines anderen Sohnes
der Schwedin. Dieser ging als Prediger nach
Dessau zu Leopold von Anhalt. Dort blieb
Die Kunst für Alle XXIV. n. i. März 1909
die Familie bis zum Vater des Malers. Die
meisten Marees waren Pastöre und oft nicht
nur des geistlichen, auch des gereimten welt-
lichen Wortes mächtig. Die Dichtergabe ist
am stärksten in Adolf von Marees, dem Vater
von Hans, ausgebildet. Adolf von Marees war
ein hervorragender Jurist. Er heiratete 1830
als Dreißigjähriger die Tochter des Bankiers
Sußmann in Halberstadt, einejüdinvon reicher
Bildung des Herzens und des Geistes. Das
Paar lebte zuerst in Düsseldorf, dann in Elber-
*) Die Wiedergabe der Hans von Mareesschen Werke in diesem
Hefte erfolgt mit gütiger Genehmigung des Marees-Reproduktionen-
Verlags in Halle a. S.
Die Vorführung des Mareesschen Lebenswerkes in der Münchner
Secession in so großem Umfang ist zum guten Teil den langjährigen
Vorarbeiten J. Meier-Graefes zu einer dreibändigen Mareespublikation
zu danken; hierdurch wurde erst der größte Teil der außerhalb der
Schleißheimer Galerie befindlichen Bilder ans Licht gebracht. Das
erwähnte Buch wird in diesem und im kommenden Jahre im Verlag
von Piper & Co. in München erscheinen. Die Redaktion
32
249
Published March 1909. Privilege of Copyright in the United States reserved under the Act approved March 3, 1905 by F. Bruckmann A.-G., Munich
HANS VON MAREES
ZUR AUSSTELLUNG SEINER WERKE IN DER MÜNCHNER SECESSION*)
Von Julius Meier-Graefe
Ueber die Abstammung Hans von Marees'
kursieren Irrtümer. Er wird mit Un-
recht für den Abkömmling französischer Emi-
granten gehalten. Die uralte Familie — viel
älter als die Emigration — die u. a. auch in
Frankreich verbreitet ist, ist flandrischer Her-
kunft. Seitdem 16. Jahrhundert ist der deutsche
Zweig am Rhein ansässig. Ein Ahne unseres
Künstlers, geborener Bremer, gehtnach Schwe-
den und heiratet eine Schwedin. Einer ihrer
Söhne ist der bayerische Hofmaler des 18. Jahr-
hunderts, Georg de Marees, dessen Bildnisse
im Schleißheimer Schlosse und in anderen,
namentlich bayerischen Sammlungen hängen.
Hans von Marees ist nicht sein Nachkomme,
sondern der Urenkel eines anderen Sohnes
der Schwedin. Dieser ging als Prediger nach
Dessau zu Leopold von Anhalt. Dort blieb
Die Kunst für Alle XXIV. n. i. März 1909
die Familie bis zum Vater des Malers. Die
meisten Marees waren Pastöre und oft nicht
nur des geistlichen, auch des gereimten welt-
lichen Wortes mächtig. Die Dichtergabe ist
am stärksten in Adolf von Marees, dem Vater
von Hans, ausgebildet. Adolf von Marees war
ein hervorragender Jurist. Er heiratete 1830
als Dreißigjähriger die Tochter des Bankiers
Sußmann in Halberstadt, einejüdinvon reicher
Bildung des Herzens und des Geistes. Das
Paar lebte zuerst in Düsseldorf, dann in Elber-
*) Die Wiedergabe der Hans von Mareesschen Werke in diesem
Hefte erfolgt mit gütiger Genehmigung des Marees-Reproduktionen-
Verlags in Halle a. S.
Die Vorführung des Mareesschen Lebenswerkes in der Münchner
Secession in so großem Umfang ist zum guten Teil den langjährigen
Vorarbeiten J. Meier-Graefes zu einer dreibändigen Mareespublikation
zu danken; hierdurch wurde erst der größte Teil der außerhalb der
Schleißheimer Galerie befindlichen Bilder ans Licht gebracht. Das
erwähnte Buch wird in diesem und im kommenden Jahre im Verlag
von Piper & Co. in München erscheinen. Die Redaktion
32
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Published March 1909. Privilege of Copyright in the United States reserved under the Act approved March 3, 1905 by F. Bruckmann A.-G., Munich