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Dengler, Georg [Editor]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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12. Heft
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Die Dalmatika des Papstes Leo III. oder die sogenannte Kaiserdalmatika in der Guardarobba der Sankt-Peterskirche in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0096

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DiePalmalika des Papstcs Leo lll. oder
die sogenannle Kaiserdalmatika in der
Guardarobba der Sankt-Peterskirche in
Nom. *

Jn der Gewandkammer der Sankt-Peters-
kirche in Rom besindet sich das koftbare Ge-
wand, wclches unter dem Namen der Dalma-
tik des Papstes Leo III. bekannt ist. Karl der
Große war Stifter des Münsters von Aachen
und seines Stistes und selbst Canonikus dessel-
ben, und wie alle setne Nachfolger aus dem
Kaiserthron bis auf Joleph II. als Stiftsher-
ren von Aachen eingekleidet wurden, so waren
es die gekrönten Kaiser auch zu Rom in Sankt
Perer und Johann vom Lateran. Da die in
Rede stehende Dalmatik den zu krönenden Kai-
sern bei ihrer der Krönung vorangehenden
Aufnahme zu Domherrn der Sankt-Peters-
kirche angelegt zu werden pflegte, so wird der-
selben auch die Benennung der Kaiserdalma-
tika beigelegt.

Der Stoff dieses Gewandes ist ein blauer
Seidenzeug mit einem rothen, ebenfalls seide-
nen Unterfutter. Auf dem blauen Grunde
sind reiche Stickereien in Silber, Gold und
wenigen Farben angebracht, womit das Ge-
wand geschmückt ist. Es ist jcdoch der Grund-
stoff, der, bei sorgfältiger Untersuchung des
Gewandes, an den durch die Slickereien Jahr-
hunderte hindurch bedeckten und geschützten
Stellen sich auf's entschiedenste als unverän-
dert blau erwies, großentheils neu, indem
man die schadhaft gewordenen und darum
ausgeschnittenen Stellen des alten durch neuere
von derselben blauen Seide ergänzt hat, was
mit solcher Vorsicht geschah, daß Nichts von
den Umrissen der Figuren dabei verloren ging.

* Nach Scklosser, Prosaische Schristen, her-
ausgegeben von Sophie Schloffer. S. 167 ff.

Wir haben keine Gelegenheit vorbeigehen
lassen, in unserem Archiv nachzuweisen, wie
sehr es die älteste Kirche liebre, die heiligen
Gewänder mit einzelnen Figuren und ganzen
Gruppen von Darstellungen zu schmücken.
Jnsbesondere ist, wie wir aus Anastastus, dem
römischen Bibliothekar zur Genüge erfahren,
das Zeitalter Leo III. reich an solchen Pracht-
stücken, welche die nr8 xlnmarig. mtt heiligen
Geschichten zierte. Gerade der Darstellung
jener Zeit stichr die vitg, xoubitloum manche
blätterreiche Schilderung von derartigen Schen-
kungen an verschiedene Kirchen ein. Unsern
frühern Beschreibungen solch alter Gewänder
reiht sich auch die Kaiser-Dalmatika würdig
an. Die reichen und großartig componirten
Stickereien, welche dieses Prachtgewand auf
der Vorder- und Hinterseite, sowte auf beiden
Achseln schmücken, stnd folgende.

Das Bild der Vorderseite stellt Christus
dar, der jugendlich verklärt und in sonnen-
artiger Glorte aus dem Regenbogen sitzt, wie
dieß häufig auf griechischen und überhaupt
morgenländischen Bildern der Fall ist. Die
Füße Chrtsti ruhen auf zwei geflügelten Rä-
dern, was sich symbolisch auf die Gesichte bet
Ezechiel beziehen mag. Zu beiden Seiten des
Hauptes Christi liest man in griechischer
Sprache: „Jesus Christus — die Auferstchung
und das Leben." (Joh. 11, 25.) Jn einem
offenen Buche, das derselbe in seiner Linken
hält, liest man in derselben Sprache den An-
sang der Worte aus dem 25. Cap., 34. Vers
des Evangeliums Matthäi: „Kommt, ihr Ge-
segnete meines Vaters, besitzet das Reich, das
euch bereitet ist vom Anbeginn der Welt."
Jnnerhalb dersonnenartigen Glorte, am Rande
derselben, zu beiden Seiten des Hauptes und
der Füße Christi sind die vier Evangelisten
unter den bekannten Bildern der Apokalypse
(4, 7.) angebracht. Die sonnenartige Glorie,

Kirchenschmuck. 1859. XII.

II
 
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