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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 3
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Osthaus, Karl Ernst: Peter Behrens
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0132

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in dem schon alle Handwerke vertreten waren, in
dem Alles: Architekturformen und Gartenanlage,
Mosaiken, Holzintarsien, Metallarbeiten, Möbel,
Stuckdecken und Teppiche, Gläser und Bestecke
von seiner Hand entworfen war, bildete dort das
wichtigste Ereignis. Als die Darmstädter Künstler-
schaft auseinanderstob, übernahm Behrens den Di-
rektorposten der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule.
Leider hat diese Stadt ihre Pflichten gegen den
Künstler schlecht begriffen. Es bleibt zu beklagen,
dass'sein Schaffen mehrere Jahre hindurch in Arbeiten
für Ausstellungen' fast aufging. Immerhin mag der

von ipo<5. Seine letzten Schöpfungen liegen nun
in kristallener Klarheit vor uns. Wir können sie
auflösen, fast wie eine mathematische Aufgabe.
Wer den Künstler darum tadelt, wer in dem schein-
bar formelhaften Aufbau Mangel an Phantasie er-
blickt, vergisst, dass niemals aus den Prinzipien der
Ausführung auf die Qualität der künstlerischen
Konzeption geschlossen werden darf. Er müsste
folgerichtig auch das Abendmahl Lionardos ver-
werfen, dessen aus den Tiefen der Seele geschöpfte
Idee durch die Gesetzmässigkeit des Aufbaus doch
nimmermehr in Frage gestellt wird. So ist auch

PETER BEHRENS, ENTWURF FÜR EIN WARENHAUS

Zwang zu theoretischer Klärung, den die Lehrthätig-
keit mit sich brachte, seine Entwickelung gefördert
haben. In diesen Jahren erkannte er seinen inneren
Zug zur Antike und zur Renaissance und den Gegen-
satz seiner Art zur Gotik und zum Barock.

Man kann den Weg seiner Entwickelung ver-
folgen von Darmstadt über den „Hamburger
Raum" in der Turiner Ausstellung 1902, den Bi-
bliotheksaal für St. Louis 1903, die Norddeutsche
Ausstellung in Oldenburg 1905 bis zu seinen
Räumen in der grossen vorjährigen Ausstellung in
Dresden und dem Tonhaus der Kölner Ausstellung

die Weihe und Feierlichkeit, die das vornehmliche
Kennzeichen der Raumschöpfungen von Peter Beh-
rens ist, keine Folge von Kunstprinzipien, sondern
der Ausdruck eines Künstlerwillens, dem sie dienen.
Als Beispiel eines Innenraums der letzten
Zeit bringen wir den Vortragssaal im Folkwang.
Es muss betont werden, dass dieser Raum im
Rohbau bereits fertig stand, als der Künstler
seine gestaltende Fland daran legte, doch genüg-
ten geringe Änderungen der Grössenverhältnisse,
um ihn seinen Zwecken gefügig zu machen.
Die Raumform des Saales ist mit verblüffend

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