DIE ENGLANDER
IN DER BERLINER AKADEMIE
VON
MAX
FRIEDLANDER
ie königliche Akademie der Kün-
ste hat zu des Kaisers Geburtstag
in ihren neuen Oberlichtsälen
eine Ausstellung „älterer eng-
lischer Kunst" eröffnet - - mit
schwarzen und farbigenDrucken,
mit etwas Silber, einigen Mö-
beln, wenigen Porträtminiaturen,
hauptsächlich aber Gemälden aus der Zeit zwischen
1750 und 1830.
Von Reynolds, Gainsborough, Turner und Con-
stable wird in Deutschland viel gesprochen; an
deutschen Aufsätzen darüber und Büchern fehlt es
nicht. Anschauung jedoch mangelt den Lesern
dieser Bücher und auch den Schreibern. Llnsere
öffentlichen Sammlungen versagen fast ganz, und
nur spärliche, dabei fragwürdige Proben dieser Kunst
sind neuerdings in deutschen Besitz gelangt.
Die Ausstellung enthüllt Dem, der die englischen
Galerien nicht kennt, mit einem Schlage den stolzen
Bau der britischen Malerei. Die Veranstaltung
ist vollkommen und überraschend geglückt. Der
politische Wind war dem Unternehmen günstig.
Graf SeckendorfF setzte seine ganze Kraft, seine
Kenntnisse, seinen Geschmack und seine gesell-
schaftlichen Beziehungen ein.
Unter den Ausstellern ist der englische Lloch-
adel mit den Herzögen von Westminster und De-
vonshire an der Spitze vertreten. Zwei der am
meisten gefeierten Bildnisse von Reynolds und
Gainsborough, Georgiana von Devonshire mit
ihrem Kinde und der blaue Knabe aus Grosvenor
Ilouse, sind gekommen. Da die höchsten Persön-
lichkeiten der englischen Aristokratie sich also
entgegenkommend zeigten, die Veranstaltung zu
Ehren des Kaisers zu fördern, blieb die Finanzwelt
nicht zurück. Sir Ernest Cassel, Lord Swaythling,
Baron Alfred Rothschild, Otto Beit und Pierpont
119
IN DER BERLINER AKADEMIE
VON
MAX
FRIEDLANDER
ie königliche Akademie der Kün-
ste hat zu des Kaisers Geburtstag
in ihren neuen Oberlichtsälen
eine Ausstellung „älterer eng-
lischer Kunst" eröffnet - - mit
schwarzen und farbigenDrucken,
mit etwas Silber, einigen Mö-
beln, wenigen Porträtminiaturen,
hauptsächlich aber Gemälden aus der Zeit zwischen
1750 und 1830.
Von Reynolds, Gainsborough, Turner und Con-
stable wird in Deutschland viel gesprochen; an
deutschen Aufsätzen darüber und Büchern fehlt es
nicht. Anschauung jedoch mangelt den Lesern
dieser Bücher und auch den Schreibern. Llnsere
öffentlichen Sammlungen versagen fast ganz, und
nur spärliche, dabei fragwürdige Proben dieser Kunst
sind neuerdings in deutschen Besitz gelangt.
Die Ausstellung enthüllt Dem, der die englischen
Galerien nicht kennt, mit einem Schlage den stolzen
Bau der britischen Malerei. Die Veranstaltung
ist vollkommen und überraschend geglückt. Der
politische Wind war dem Unternehmen günstig.
Graf SeckendorfF setzte seine ganze Kraft, seine
Kenntnisse, seinen Geschmack und seine gesell-
schaftlichen Beziehungen ein.
Unter den Ausstellern ist der englische Lloch-
adel mit den Herzögen von Westminster und De-
vonshire an der Spitze vertreten. Zwei der am
meisten gefeierten Bildnisse von Reynolds und
Gainsborough, Georgiana von Devonshire mit
ihrem Kinde und der blaue Knabe aus Grosvenor
Ilouse, sind gekommen. Da die höchsten Persön-
lichkeiten der englischen Aristokratie sich also
entgegenkommend zeigten, die Veranstaltung zu
Ehren des Kaisers zu fördern, blieb die Finanzwelt
nicht zurück. Sir Ernest Cassel, Lord Swaythling,
Baron Alfred Rothschild, Otto Beit und Pierpont
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