Ignatius Taschner.
H5. „Parzwal", Bronzostatneite.
Schicksal nur dankbar sein. Dieser unfreiwillige Land-
ausenthalt bedeutete für ihn eine Bereicherung der
Anschauung, ja geradezu die Entdeckung einer neuen
Welt, die ihn: für seine Kunst unendlich wertvoll
werden sollte. Der Sinn für das Bäuerliche und
volkstümlich Echte, der sich in Taschners Ar-
beiten auf Schritt und Tritt bewährt, stammt daher.
Insbesondere sein spezifischer Sinn für das 2k lt-
fränkische, für jene undefinierbar komischen Seiten
des Dorf- und Kleinstadtlebens, die mit den: Begriff
„Gevatter Schuster, Schneider und pandschuhmacher"
gekennzeichnet sind, hat sich hier entwickelt, pierher
stanrmen diese unsagbar echten Bauerntypen, mit
denen Taschner alljährlich lustige Plakate, Postkarten
u. dgl. schmückt und die er gelegentlich auch in
feintöniger, reizend detaillierter Radierung oder in
farbiger Lithographie als Selbstzweck behandelt. Aber
nicht nur das pumoristische, vor
allem auch das Noble, Feine
und Schlichte, was echte Bauern-
kultur allerwärts auszeichuet, war
es, was ihn anzog. Speziell
fein Farbensinn fand hier reiche
Nahrung. Die diskreten alten
Biedermeierfarben des bäuer-
lichen Festkostüms, ein feines Lila,
Rosa und Ziegelrot sind seine
Augenweide. Bunt, aber nie
buntig, wie ein Bauerngarten im
Spätsommer, wenn die Astern,
Georginen und Strohblumen
blühen, ist seine Palette, ob er
ein Bilderbuch illustriert oder ciue
polzstatuette in Farben setzt. So
steht unser Künstler als Bauern-
inaler und -Zeichner zwischen
den modernen Karikaturisten der
„Gescheerten", einem Paul und
Thöny, und den: schlichten und
doch so stimmungsreichen Schil-
derer des oberbayerischen Land-
volks, wie wir ihn in Pa ns
Roßmann besitzen, mitten drin.
Attt dem Letztgenannten ver-
bindet ihn mehr als ein gemein-
samer Zug.
Echt ländlich ist auch Tasch-
ners Vorliebe für eine gewisse
Primitivität der Form. Seine
springenden pirsche, Eichhörn-
chen, Vögel usw. jAbb. 72) stam-
men in gerader Linie von den
zoologisch oft schwer bestimm-
baren, aber iinmer lebendigen Tierbildungen ab, wie
sie der ländliche Schreiner, Töpfer oder Gelbgießer aus
der Tiefe seines Gemütes erschafft. Zu kunstgewerb-
lichen Zwecken, Zieraten, Flächenschinuck von Blauern
und Schreinerarbeit sind sie ja wie gemacht. Daß
Taschner aber auch für Natur und Leben die Augen
offen hielt, bezeugen die mancherlei Studienblätter
und Tierskizzen aus dieser Zeit, die ländliche Alotive
verwerten. Dieser Pracht- und Preiskuh (Abb. 2)
— übrigens als Tierplastik ein ausgezeichnetes Stück
Arbeit — sieht man es an, daß sie aus keinem
akademischen Studicngarten entsprungen. Ein liebens-
würdiger Zug zum K lei um eisterlichen, der sehr
charakteristisch ist für Taschners ganze Naturanschauung,
bricht hier bereits durch. Welch reizende Wotive
findet er im verachtetsten Wiesenkraut, wie wunder-
voll organisch erfaßt er eine Distelblüte oder ein
H5. „Parzwal", Bronzostatneite.
Schicksal nur dankbar sein. Dieser unfreiwillige Land-
ausenthalt bedeutete für ihn eine Bereicherung der
Anschauung, ja geradezu die Entdeckung einer neuen
Welt, die ihn: für seine Kunst unendlich wertvoll
werden sollte. Der Sinn für das Bäuerliche und
volkstümlich Echte, der sich in Taschners Ar-
beiten auf Schritt und Tritt bewährt, stammt daher.
Insbesondere sein spezifischer Sinn für das 2k lt-
fränkische, für jene undefinierbar komischen Seiten
des Dorf- und Kleinstadtlebens, die mit den: Begriff
„Gevatter Schuster, Schneider und pandschuhmacher"
gekennzeichnet sind, hat sich hier entwickelt, pierher
stanrmen diese unsagbar echten Bauerntypen, mit
denen Taschner alljährlich lustige Plakate, Postkarten
u. dgl. schmückt und die er gelegentlich auch in
feintöniger, reizend detaillierter Radierung oder in
farbiger Lithographie als Selbstzweck behandelt. Aber
nicht nur das pumoristische, vor
allem auch das Noble, Feine
und Schlichte, was echte Bauern-
kultur allerwärts auszeichuet, war
es, was ihn anzog. Speziell
fein Farbensinn fand hier reiche
Nahrung. Die diskreten alten
Biedermeierfarben des bäuer-
lichen Festkostüms, ein feines Lila,
Rosa und Ziegelrot sind seine
Augenweide. Bunt, aber nie
buntig, wie ein Bauerngarten im
Spätsommer, wenn die Astern,
Georginen und Strohblumen
blühen, ist seine Palette, ob er
ein Bilderbuch illustriert oder ciue
polzstatuette in Farben setzt. So
steht unser Künstler als Bauern-
inaler und -Zeichner zwischen
den modernen Karikaturisten der
„Gescheerten", einem Paul und
Thöny, und den: schlichten und
doch so stimmungsreichen Schil-
derer des oberbayerischen Land-
volks, wie wir ihn in Pa ns
Roßmann besitzen, mitten drin.
Attt dem Letztgenannten ver-
bindet ihn mehr als ein gemein-
samer Zug.
Echt ländlich ist auch Tasch-
ners Vorliebe für eine gewisse
Primitivität der Form. Seine
springenden pirsche, Eichhörn-
chen, Vögel usw. jAbb. 72) stam-
men in gerader Linie von den
zoologisch oft schwer bestimm-
baren, aber iinmer lebendigen Tierbildungen ab, wie
sie der ländliche Schreiner, Töpfer oder Gelbgießer aus
der Tiefe seines Gemütes erschafft. Zu kunstgewerb-
lichen Zwecken, Zieraten, Flächenschinuck von Blauern
und Schreinerarbeit sind sie ja wie gemacht. Daß
Taschner aber auch für Natur und Leben die Augen
offen hielt, bezeugen die mancherlei Studienblätter
und Tierskizzen aus dieser Zeit, die ländliche Alotive
verwerten. Dieser Pracht- und Preiskuh (Abb. 2)
— übrigens als Tierplastik ein ausgezeichnetes Stück
Arbeit — sieht man es an, daß sie aus keinem
akademischen Studicngarten entsprungen. Ein liebens-
würdiger Zug zum K lei um eisterlichen, der sehr
charakteristisch ist für Taschners ganze Naturanschauung,
bricht hier bereits durch. Welch reizende Wotive
findet er im verachtetsten Wiesenkraut, wie wunder-
voll organisch erfaßt er eine Distelblüte oder ein