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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Habich, Georg: Ignatius Taschner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0023

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Ignatius Taschner.

War der „Wanderer" nach ganz auf eine echt
Taschnersche Tragikomik gestimmt — er gesellt sich
in seiner lächerlichen Unglückseligkeit würdig als
vierter zu Meister Gottfrieds, „drei gerechten
Kammachern" — so schlugen die zeitlich nächst-
folgenden Werke, ein heiliger Martin (in Bronze
und in polychromierten: Gips) der seinem Schöpfer
von der Dresdener Ausstellung die goldene jAakette
heimbrachte, sowie die Bronzestatuette des jungen
Parzival, die im Glaspalast Aufsehen er-

regte, eine höhere Bote an (Tafel \ und Abb. (5).
Während aber dort noch das (Inhaltliche — der
Gegensatz der bettelhaften Demut und der selbst-
bewußten Wohltätigkeit — stark hereinspielte, ist jung
Parzival eine rein aus dem plastischen Geist
geborene Schöpfung. Die Silhouette und £imc, die
großumrissene Horm und die fest zusammengeschlossene
Masse waren cs sichtlich, woraus es dem Künstler an-
kam. Gin gewisser Archaismus in der Stilisierung
des Details ist vermutlich daraus berechnet, von dem
mittelalterlich gebundenen Geist des Epos einen brauch
verspüren zu lassen, das erhöht den Eindruck des
Linearen noch erheblich. Künstlerisch an: meisten
bedeutet wohl die großzügige Behandlung des Pferde-
körpers; der arme abgerackerte Karrengaul hat da-
durch eine geradezu monumentale Bedeutung erhalten.

ZI. Skizze zu einem Grabmal für den Dichter Wilh. lj ertz.

20. Skizze zu einem Grabmal.

(In: liebenswürdigsten Märchenstil dagegen hält sich
der stilvolle Hlächenschmuck des einfach profilierten
hölzernen Sockels. Wie die abgedankte Schindmäre
tiefbetrübt von dannen zieht, während bjeld parzival,
der reine Tor, auf seinen: stolzen Tolleoni-Roß froh-
geinut davontrabt; das ist ein Borklang zu Taschners
späteren Märchenillustrationen, ja in dem Bilder-
schmuck zu der Geschichte von: „Tisei:Hans" finden
sich greifbare Anklänge an unseren Parzival (Taf. 2, 5).

Die Unterordnung der menschlichen Figur unter
eine ornametale (Idee, die hier angebahnt ist, vollzieht
sich dann in den: bereits oben erwähnten Kruzi-
fixus, Taschners jüngsten: Werk (Abb. 1(6). Körper
und Draperie sind von beinah heraldischer Strenge der
Zeichnung, aber den Einwendungen der Naturbild-

Aunst und Handwerk. 54. )ahrg. Heft 1.

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