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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Habich, Georg: Ignatius Taschner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0024

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Ignatius Taschner.

für Aempten, Reichenhall und
Nördlingen js. Zahrg. \()02 S. s60
u. sSs, lß03 5. 36 u. 37) bereits
eingehend klar gelegt worden.

Gewiß, inan sieht diesen
massigen, zurückhaltend profi-
lierten Architekturen an, daß
Taschner durch die Schule der
deutsch-romanischen Baumeister
hindurchgegangen, und in den:
zierlichen Gerank der Orna-
mentik, wie in manchen sigu-
ralen Motiven erkennen wir
seine stille Liebe zum gotischen
Linienschwung, aber er ist weder
Neo-Romanist von breitspuriger
Deutschtümelei, noch Neo-Gotiker
im Stinte des asketisch-symboli-
schen Nazarenertums, sondern
gerade in diesen phantasiereichen
Entwürfen zeigt sich Taschner
von der Seite einer ausgespro-
chenen Modernität, bei der man-
chem sogar (man vergleiche den
mit dem ersten Preis gekrönten
Entwurf des Reichenhaller Brun-
nens Jahrgang lß02 S. \6)],
sowie die reizende Umarbeitung
)Abb. der Begriff „Jugend-
stil" allzu absichtlich betont schien.
Ähnliche Bedenken mögen es
auch gewesen sein, die den hoch-
originellen Entwurf zu einem
Goethedenkmal für Straßburg,
der bei der allgemeinen deutschen Konkurrenz den
dritten Preis davontrug, nicht zur Ausführung kommen
ließen. Zwar die Figur dieses etwas hofmeisterlich
ausgefaßten jungen Goethe ist sicher mehr einer zu-
fälligen Beobachtung am Modell oder sonst einer
Aostümfigur als einer tieferen Aenntnis vom Wesen
des Straßburger Goethe zu verdanken, aber denkt
man sich das Ganze aus, wie es projektiert war:
die Architektur in grauem Stein, die Pauptfigur sowie
die beiden „Musen" mitsamt der pikant arrangierten
Girlande in grünlicher Bronze, so möchte man die
Skizze noch heute, wenn auch nicht in großem Maß-
stab, so doch als Schreibtisch-
aufsatz od. dgl. ausgeführt sehen.

phantasievoll bis zum Gro-
tesken, originell bis zum Bizarren,
dabei aber doch in der Grund-
lage stets logisch bis zum Mathe-
matischen, werden die Brunnen-

2\. Skizze zu einer Fassadenmalerei.

Hauer gegenüber muß doch geltend gemacht werden,
daß es sich hier um ein Metallgußwerk handelt, das
seiner ganzen Anlage nach zwischen selbständiger und
angewandter Run st mittendrinn steht. Besonders
glücklich erscheint die Verwendung der Schrift zur
Belebung der Fläche, und als Flächenschmuck, als
„Beschlag" möchte man das Ganze ausfassen.

Was Taschner als selbständig erfindender, tekto-
nisch denkender Drnamentist für architektonische Zwecke
bedeutet, wie seine Eigenart in der Erfindung von
Denkmalsarchitekturen überhaupt, ist in dieser Zeit-
schrift gelegentlich der Brunnendenkmalkonkurrenzen

22. Gestickte Einfassung; Skizze.

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