Über die ethische Kraft des Konstruktiv-Notwendigen.
Es ist ein Unding, aus
der augenblicklichen Laune
der Fantasie Innenräume
gestaltet: zu wollen. Nichts
(Organisches kann dadurch
entstehen.
Dieser Laune gefällt ein
Aiotiv. Aus ihr wird es
geborei:. Und dieses Aiotiv
n:uß nun in Variation
überall wiederkehren.Tisch,
5tuhl, Lampe werden mm
damit geschmückt. Dies ist
äußerlichste Mache — kein
schaffen.
Ein freier Tummel-
platz für alle kleinen, un-
gebundenen Talentchen.
Und wo das Motiv den:
Material widerspricht, da
wird getrost geleimt und
Zusammengestückt. Und
so tragen diese „moder-
nen" Arbeiten oft schon
— sieht man mit kritischen
Augen itäher zu — in
der Verfertigungsart den
Stempel ihres Wertes, ihre
Dauer — Tagesdauer —
an sich. Tin unglücklicher
Zufall, ein Einfluß von
außen: und das ganze
Gestell kracht zusammen.
Es wurde nur für das
Auge gearbeitet — neben-
bei: das Auge, das scharf
sieht, wird durch diesen
Widersiitn von vornherein
beleidigt — und das Ge-
werbe will nicht dei: Schein.
Vielleicht ist sogar schon das verfehlt, wie es
Aünstler mit unleugbarem Ernst und Rönnen in der
Tat versuchten — nicht ohne Erfolg, denn immer
stützt ernstes Wollet: die Sache —: Aus dem Grunde
einer einheitlichen Vorstellung, einem Ganzen
also, das Innere einer Wohnung auszugestalten,
wo dann verschiedeite Motive den Rythmus des
Ganzen, der im Ganzen liegt, aufnehmen, nicht
zu sklavisch, und weiter geben, umgewandelt durch
die uitd n a ch der Individualität des einzelnen
Gegenstandes. Die Greilze ist hier, wie bei der
Architektur ■—■ mit den: in diesen: Sinne sich kunst-
gewerblich betätigenden Aünstler, der hier das Ganze
sieht, konnnt ein neuer Beruf herauf, der :::it dein
des Architekten nranche Berührungspunkte und Ähn-
lichkeiten hat, ein Typus, der sich aller Wahrschein-
lichkeit nach behaupten und in die gegebenen und
bestehenden Rangordnungen sich wie ein neuer Keil
hineinschieben wird — die Grenze ist hier schwer
zu ziehen; ein weniger an persönlichen: wollen
und Geschnrack ist immer von vornherein den: Mehr
vorzuziehen, chier in diesen Räumen soll ein anderer
wohnen, soll sein Leben darin beschließen, soll
Glück und Unglück darin erleben.
Aber die eine Frage drängt sich dann immer
wieder heran: will denn unsere Zeit überhaupt noch
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Es ist ein Unding, aus
der augenblicklichen Laune
der Fantasie Innenräume
gestaltet: zu wollen. Nichts
(Organisches kann dadurch
entstehen.
Dieser Laune gefällt ein
Aiotiv. Aus ihr wird es
geborei:. Und dieses Aiotiv
n:uß nun in Variation
überall wiederkehren.Tisch,
5tuhl, Lampe werden mm
damit geschmückt. Dies ist
äußerlichste Mache — kein
schaffen.
Ein freier Tummel-
platz für alle kleinen, un-
gebundenen Talentchen.
Und wo das Motiv den:
Material widerspricht, da
wird getrost geleimt und
Zusammengestückt. Und
so tragen diese „moder-
nen" Arbeiten oft schon
— sieht man mit kritischen
Augen itäher zu — in
der Verfertigungsart den
Stempel ihres Wertes, ihre
Dauer — Tagesdauer —
an sich. Tin unglücklicher
Zufall, ein Einfluß von
außen: und das ganze
Gestell kracht zusammen.
Es wurde nur für das
Auge gearbeitet — neben-
bei: das Auge, das scharf
sieht, wird durch diesen
Widersiitn von vornherein
beleidigt — und das Ge-
werbe will nicht dei: Schein.
Vielleicht ist sogar schon das verfehlt, wie es
Aünstler mit unleugbarem Ernst und Rönnen in der
Tat versuchten — nicht ohne Erfolg, denn immer
stützt ernstes Wollet: die Sache —: Aus dem Grunde
einer einheitlichen Vorstellung, einem Ganzen
also, das Innere einer Wohnung auszugestalten,
wo dann verschiedeite Motive den Rythmus des
Ganzen, der im Ganzen liegt, aufnehmen, nicht
zu sklavisch, und weiter geben, umgewandelt durch
die uitd n a ch der Individualität des einzelnen
Gegenstandes. Die Greilze ist hier, wie bei der
Architektur ■—■ mit den: in diesen: Sinne sich kunst-
gewerblich betätigenden Aünstler, der hier das Ganze
sieht, konnnt ein neuer Beruf herauf, der :::it dein
des Architekten nranche Berührungspunkte und Ähn-
lichkeiten hat, ein Typus, der sich aller Wahrschein-
lichkeit nach behaupten und in die gegebenen und
bestehenden Rangordnungen sich wie ein neuer Keil
hineinschieben wird — die Grenze ist hier schwer
zu ziehen; ein weniger an persönlichen: wollen
und Geschnrack ist immer von vornherein den: Mehr
vorzuziehen, chier in diesen Räumen soll ein anderer
wohnen, soll sein Leben darin beschließen, soll
Glück und Unglück darin erleben.
Aber die eine Frage drängt sich dann immer
wieder heran: will denn unsere Zeit überhaupt noch
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