Volkskunst, Volksbildung, Volksmuseen,
Gepflogenheiten entwickelt hat und was daraus resul-
tiert. Die Wahrnehmungen, welche aus Beidem resul-
tieren, dürften bei der auf der allgemeinen Tages-
ordnung ganzer Völker stehenden Frage vielleicht in
Berücksichtigung gezogen werden, ain einen Grte
bald, am andern „gelegentlich" — „später einmal".
Das Skansen-Mufeum in
Stockholm ist eine durch ms
eigenartig gelöste Aufgabe, die
leider noch nicht überall die
gebührende Achtung dadurch
gefunden hat, daß man nach
verwandten, der Grtlichkeit
angepaßten Prinzipien ver-
fuhr. Or. Artur pazelius
legte im Jahre \872 die
ersten Grundzüge dieser seiner
ganz außerordentlich bedeut-
samen Schöpfung fest und
bot, nachdem er auch die
finanzielle Seite der Sache aus
Eigenem in geordnete Bahnen
gebracht hatte, seinem Primat
lande im Jahre s880 den
Grundstock dessen als Ge-
schenk, was sich seither in rie-
sigem Maßstabe ausgewachsen
hat. Die „Gesellschaft zur
Förderung des nordischen
Museums", bestehend aus
den tüchtigsten Männern der
Wissenschaft und Aunst, ebenso
die hochherzige Freigebigkeit
eines Grundbesitzers brachte
die Schöpfung, deren Leit-
motiv : „Renne dich selbst"
ist, rasch auf eine ungeahnte
pöhe. Der Ursprung der
ganzen Anlage lag in ethno-
graphischen Studien, ist aber
mit der Zeit zu einem
riesigen Unterrichtsstoffe für-
heimatliche Geschichte angewachsen. Das Museum,
von vornherein vor aller und jeder sammlerhaften
Anhäufung von Materialien mit Geschmack bewahrt
und in richtiger Würdigung der ausschlaggebenden
Notwendigkeiten geleitet, wurde zur großartigen
Schilderung der gesamten Aulturentwicklung des
skandinavischen Nordens. Reine Riesenarchitektur
mit ruhmredigen Säulenmotiven und italienischen
Fenstern (durch die keine italienische Sonne scheint)
baute sich aus, um alles unter einem Dache zu bergen,
was an Stoff zusammengetragen worden war. Diese
M7. Kerzenträger nach
Entwurf von Heinrich
v. 5 dj in i b t ausgef. von
R. Kirsch, München.
— 49
J08. Maximilianskirche; Passionsleuchter; entworfen von
hch.v. Schmidt, ausgeführt von R. Kirsch, München.
akademisch herkömmliche und bei manchen Museums-
anlagen bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Admas-
sierung von Aufstellungsmaterial erschien dem ge-
nialen Begründer als dem Zweck seiner Bestrebungen
durchaus widersprechend. Gr gliederte seinen Stoff
nach einzelnen, voneinander absolut unabhängigen
Bauobjekten. Patte ein Rönig von Preußen p die
Überführung einer ganzen Rirche aus Thelemarken
') Friedrich Wilhelm IV. Die Kirche Mang bei Brücken«
berg, am Fuße der Koppe, ist hinlänglich bekannt.
Kunst und Handwerk. 5^. )ahrg. Heft 2.
7
Gepflogenheiten entwickelt hat und was daraus resul-
tiert. Die Wahrnehmungen, welche aus Beidem resul-
tieren, dürften bei der auf der allgemeinen Tages-
ordnung ganzer Völker stehenden Frage vielleicht in
Berücksichtigung gezogen werden, ain einen Grte
bald, am andern „gelegentlich" — „später einmal".
Das Skansen-Mufeum in
Stockholm ist eine durch ms
eigenartig gelöste Aufgabe, die
leider noch nicht überall die
gebührende Achtung dadurch
gefunden hat, daß man nach
verwandten, der Grtlichkeit
angepaßten Prinzipien ver-
fuhr. Or. Artur pazelius
legte im Jahre \872 die
ersten Grundzüge dieser seiner
ganz außerordentlich bedeut-
samen Schöpfung fest und
bot, nachdem er auch die
finanzielle Seite der Sache aus
Eigenem in geordnete Bahnen
gebracht hatte, seinem Primat
lande im Jahre s880 den
Grundstock dessen als Ge-
schenk, was sich seither in rie-
sigem Maßstabe ausgewachsen
hat. Die „Gesellschaft zur
Förderung des nordischen
Museums", bestehend aus
den tüchtigsten Männern der
Wissenschaft und Aunst, ebenso
die hochherzige Freigebigkeit
eines Grundbesitzers brachte
die Schöpfung, deren Leit-
motiv : „Renne dich selbst"
ist, rasch auf eine ungeahnte
pöhe. Der Ursprung der
ganzen Anlage lag in ethno-
graphischen Studien, ist aber
mit der Zeit zu einem
riesigen Unterrichtsstoffe für-
heimatliche Geschichte angewachsen. Das Museum,
von vornherein vor aller und jeder sammlerhaften
Anhäufung von Materialien mit Geschmack bewahrt
und in richtiger Würdigung der ausschlaggebenden
Notwendigkeiten geleitet, wurde zur großartigen
Schilderung der gesamten Aulturentwicklung des
skandinavischen Nordens. Reine Riesenarchitektur
mit ruhmredigen Säulenmotiven und italienischen
Fenstern (durch die keine italienische Sonne scheint)
baute sich aus, um alles unter einem Dache zu bergen,
was an Stoff zusammengetragen worden war. Diese
M7. Kerzenträger nach
Entwurf von Heinrich
v. 5 dj in i b t ausgef. von
R. Kirsch, München.
— 49
J08. Maximilianskirche; Passionsleuchter; entworfen von
hch.v. Schmidt, ausgeführt von R. Kirsch, München.
akademisch herkömmliche und bei manchen Museums-
anlagen bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Admas-
sierung von Aufstellungsmaterial erschien dem ge-
nialen Begründer als dem Zweck seiner Bestrebungen
durchaus widersprechend. Gr gliederte seinen Stoff
nach einzelnen, voneinander absolut unabhängigen
Bauobjekten. Patte ein Rönig von Preußen p die
Überführung einer ganzen Rirche aus Thelemarken
') Friedrich Wilhelm IV. Die Kirche Mang bei Brücken«
berg, am Fuße der Koppe, ist hinlänglich bekannt.
Kunst und Handwerk. 5^. )ahrg. Heft 2.
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