Unsere Bilder.
vielleicht obsiegt hat gegen eine
jener warm empfundenen lieb-
lichen deutschen Madonnen, an
denen gerade die Gotik so reich
ist. Tausende von Grotten sind
entstanden, eine geschmackloser
wie die andere, nicht selten hat
man an altehrwürdigen Bauten
sich zum Zwecke solcher die
schlimmsten Eingriffe erlaubt.
Trotzdem auch von kirchlicher
Leite gegen diese Lourdesflut
schon angekämpft wurde — ich
möchte hier auf die beherzigens-
werten Worte Stadlers im
„'Kunstfreund" (Neue Folge,
s883, S. 30) verweisen —, so
ist doch keine Besserung abzu-
sehen. Vom Standpunkte der
christlichen Kunst und ganz be-
sonders von dem der deutschen
Kunst aus muff man dies tief
schmerzlich empfinden. Um so
mehr aber ist es anzuerkennen, wenn der Versuch
unternommen wird, den fremden Stoff deutschem
Fühlen und Denken in wirklich künstlerischer Form
näher zu bringen. Ein solcher Versuch gelang vor-
trefflich in einer Anlage, die Bildhauer Max peil-
niaier zum Schöpfer hat. Gegenüber dein pügel,
von dem die alte, romanische Basilika von Isen
ins Tal schaut, liegt auf den: Ranischberge eine
einfache Kapelle; zwei mächtige Pappeln stehen wie
Wächter ihr zur Seite. Dies reizvolle Bild nahm
sich Peilmaier zum pintergrunde für seine Schöpfung.
Am vorderen Abhänge des pügels legte er eine
Felspartie an, die — ungefähr in der Achse der
Kapelle — von der Marienfigur gekrönt wird.
Etwas tiefer kniet links ein Mädchen, eine Um-
bildung der Bernadette. Rieselndes Wasser belebt
die Felsgruppe. Seitlich dieser schieben sich zwei
Pallen vor, die den Besuchern des Ortes Schutz
gegen Sonne und Regen bieten
sollen, zugleich aber auch die
Aufgabe haben, den ganzen
Raum abzugrenzen und den
Besucher von der Außenwelt
abzuschließen. Sie sind an ihrer
Rückseite geschlossen, seitlich und
nach vorne geöffnet. Neben
der Rückwand mit je vier Wand-
pfeilern bilden vier freie Pfeiler
die Stütze für die gemütlichen
Pohlziegeldächer. Als weitere
Ausstattung der Pallen ist eine
Kreuzigung bzw. Kreuzabnahme
gedacht, der Abschluß eines
Kreuzweges, welcher sich dem
Steig entlang voin Tal Herauf-
ziehen soll. Die sich ansam-
melnden Votivtafeln sollen die
Wände der Pallen beleben und
Schlingpflanzen im Lause der
Zeit alles liebevoll einen. Schon
jetzt kann man sich das reizende
Bild ausmalen. Kirnt denke sich das weiße Kirchlein
mit dem roten Turmdach, die palleit mit den gleich-
falls roten Dächern, dazu das rieselnde Wasser und
alles umschließend die grüne Natur. Als Material
für die Pallen diente granitartige Nagelfluhe, die
man in der Nähe bricht; die derben Formet: der
Säulen lehnet: sich an die Säulett der Krypta von
Isen an. Die Figuren der Maria und des knienden
Mädchens sind aus französischem Kalkstein hergestellt.
Es erübrigt noch darauf hinzuweisen, daß die beiden
— für Lourdesanlagen typischen — Figuren: zu
ihrem Vorteil eine wesentliche Umänderung erfuhren.
Wenn auch im allgemeinen das Motiv der betendei:
Maria beibehalten wurde, so ist doch der süßliche,
weichliche Zug geschwunden. Alles erscheint wahrer,
echter, gesünder. Das gleiche gilt auch vot: den:
Mädchen, dessen Gesicht wir noch etwas deutscher
gewünscht hättet:. In ihrer Gesanttheit, wie auch
(20— (22. Ljeizgitter aus Messingblech, von
Jakob Reble, Augsburg. (Vs d. n>. Gr.)
Kunst und Handwerk. 54. Inhrg. Heft 2.
8
vielleicht obsiegt hat gegen eine
jener warm empfundenen lieb-
lichen deutschen Madonnen, an
denen gerade die Gotik so reich
ist. Tausende von Grotten sind
entstanden, eine geschmackloser
wie die andere, nicht selten hat
man an altehrwürdigen Bauten
sich zum Zwecke solcher die
schlimmsten Eingriffe erlaubt.
Trotzdem auch von kirchlicher
Leite gegen diese Lourdesflut
schon angekämpft wurde — ich
möchte hier auf die beherzigens-
werten Worte Stadlers im
„'Kunstfreund" (Neue Folge,
s883, S. 30) verweisen —, so
ist doch keine Besserung abzu-
sehen. Vom Standpunkte der
christlichen Kunst und ganz be-
sonders von dem der deutschen
Kunst aus muff man dies tief
schmerzlich empfinden. Um so
mehr aber ist es anzuerkennen, wenn der Versuch
unternommen wird, den fremden Stoff deutschem
Fühlen und Denken in wirklich künstlerischer Form
näher zu bringen. Ein solcher Versuch gelang vor-
trefflich in einer Anlage, die Bildhauer Max peil-
niaier zum Schöpfer hat. Gegenüber dein pügel,
von dem die alte, romanische Basilika von Isen
ins Tal schaut, liegt auf den: Ranischberge eine
einfache Kapelle; zwei mächtige Pappeln stehen wie
Wächter ihr zur Seite. Dies reizvolle Bild nahm
sich Peilmaier zum pintergrunde für seine Schöpfung.
Am vorderen Abhänge des pügels legte er eine
Felspartie an, die — ungefähr in der Achse der
Kapelle — von der Marienfigur gekrönt wird.
Etwas tiefer kniet links ein Mädchen, eine Um-
bildung der Bernadette. Rieselndes Wasser belebt
die Felsgruppe. Seitlich dieser schieben sich zwei
Pallen vor, die den Besuchern des Ortes Schutz
gegen Sonne und Regen bieten
sollen, zugleich aber auch die
Aufgabe haben, den ganzen
Raum abzugrenzen und den
Besucher von der Außenwelt
abzuschließen. Sie sind an ihrer
Rückseite geschlossen, seitlich und
nach vorne geöffnet. Neben
der Rückwand mit je vier Wand-
pfeilern bilden vier freie Pfeiler
die Stütze für die gemütlichen
Pohlziegeldächer. Als weitere
Ausstattung der Pallen ist eine
Kreuzigung bzw. Kreuzabnahme
gedacht, der Abschluß eines
Kreuzweges, welcher sich dem
Steig entlang voin Tal Herauf-
ziehen soll. Die sich ansam-
melnden Votivtafeln sollen die
Wände der Pallen beleben und
Schlingpflanzen im Lause der
Zeit alles liebevoll einen. Schon
jetzt kann man sich das reizende
Bild ausmalen. Kirnt denke sich das weiße Kirchlein
mit dem roten Turmdach, die palleit mit den gleich-
falls roten Dächern, dazu das rieselnde Wasser und
alles umschließend die grüne Natur. Als Material
für die Pallen diente granitartige Nagelfluhe, die
man in der Nähe bricht; die derben Formet: der
Säulen lehnet: sich an die Säulett der Krypta von
Isen an. Die Figuren der Maria und des knienden
Mädchens sind aus französischem Kalkstein hergestellt.
Es erübrigt noch darauf hinzuweisen, daß die beiden
— für Lourdesanlagen typischen — Figuren: zu
ihrem Vorteil eine wesentliche Umänderung erfuhren.
Wenn auch im allgemeinen das Motiv der betendei:
Maria beibehalten wurde, so ist doch der süßliche,
weichliche Zug geschwunden. Alles erscheint wahrer,
echter, gesünder. Das gleiche gilt auch vot: den:
Mädchen, dessen Gesicht wir noch etwas deutscher
gewünscht hättet:. In ihrer Gesanttheit, wie auch
(20— (22. Ljeizgitter aus Messingblech, von
Jakob Reble, Augsburg. (Vs d. n>. Gr.)
Kunst und Handwerk. 54. Inhrg. Heft 2.
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