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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Volkskunst, Volksbildung, Volks-Museen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0080

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Volkskunst, Volksbildung, Volksmuseen.

den Naturalien spielen die Mineralien eine Haupt-
rolle, entweder „um ihrer eigenen Schönheit, oder ihrer
Verwendbarkeit in der Kunst und ihrer merkwürdigen
Struktur willen". Gold, Silber und Platin, weiter-
alle nutzbaren Metalle, vor allem die Edelsteine
sind durch wundervolle Exemplare vertreten zu dem
Zwecke, „dem Arbeiter Kenntnis von ihrer Ver-
wendbarkeit in verschiedenen Zwecken zu geben, z. B.
der Edelsteine bei Juwelier- und Schmuckarbeiten,
der Metalle in den dekorativen und mechanischen
Künsten, während die Kenntnis von der Zusammen-

setzung und der Struktur der Gesteine Finger-
zeige gibt für die Anwendung derselben zu ver-
schiedenen Zwecken des Baues, der architektonischen
Arbeit, der dekorativen Bildnerei, ebenso auch dafür,
wann und wo ein Material für einen gegebenen
Zweck benutzt oder nicht benutzt werden kann".
Eine Skulpturen- und Bildergalerie, ein Saal, der
ausschließlich den Werken des Larpaccio, ein anderer,
der den Werken Turners gewidmet ist, sowie ein
geräumiger Kupserstichsaal umschließen eine Menge
wertvoller Kunstwerke, die zum großen Teil aus
dem persönlichen Besitze Ruskins stammen. Die
Reproduktionen, die in reichlichster Auswahl vor-
handen sind, werden immer in bestimmten Zeitabständen
gewechselt. Eine reiche und vorzügliche Bibliothek
endlich, in der sich neben allen nur wünschenswerten
Nachschlagewerken köstliche alte Drucke, ja Miniaturen

von großem Werte befinden, sowie ein geräumiger
pörsaal für Vorlesungen vervollständigen diese hoch-
herzige Stiftung, die sich einer außerordentlichen
Frequenz erfreut. Sie wurde i. Z. sß02 von nahezu
60000 Besuchern benutzt, ist von morgens bis
abends unentgeltlich geöffnet. Melden sich ganze
Gruppen, so führt sie der Kurator, der Erklärungen
und praktische Erläuterungen gibt. Mindestens ein
Drittel der Besucher gehört dem Arbeiterstande,
ein ebenso großer Teil den Lehranstalten Sheffields,
vor allem der Lateinschule an. Vorlesungen über
die Anwendung der Kunst auf in-
dustriellem Gebiete werden von den
Arbeitern Sheffields besonders gerne
besucht und finden abends sowie
au den Sonntagen nachmittags
statt. Über die spezielle Beschäf-
tigung der Zuhörer werden genaue
Erhebungen gepflogen. Dabei stellte
sich heraus, daß Silberschmiede,
Verfertiger von Messerschmiedwaren,
Schwertfeger, Verfertiger von Werk-
zeugen, Elektriker, Maurer, Maler,
Dekorateure, Kunsttischler und Me-
tallgießer, vor allem aber die Lehrer
das Pauptkontingent stellen. Füh-
rungen von Schülern sind außer-
ordentlich häufig, kurzum, der Zweck,
zu dem die ganze Schöpfung ins
Leben gerufen wurde, scheint in
vollstem Maße erreicht zu werden.
Was wohltuend berührt, ist die
Einrichtung des pauses im Sinne
der dekorativen Erscheinung. Daß
alles aufs praktischste angeordnet
sei, versteht sich so ziemlich von selbst.
Nirgends ist eigentlicher Prunk entfaltet, nirgends
eine äußerliche Andeutung gegeben von der Fülle
des Stoffes, den das Gebäude enthält. Wo aber
eine Vase an der Wand steht, wo eine Erzbildnerei
die Ruhe der Wandfläche unterbricht, da ist ein
wirkliches Kunstwerk geboten. Nirgends sind Stücke
mittlerer Güte als willkommene Unterbrechung großer,
ruhig gehaltener Flächen zu dekorativen Zwecken
benutzt und so findet sich jeder überrascht von der
Vornehmheit des Geschmackes, der sich da kund gibt.
Auch auf den einfachen Arbeiter wirkt das, voraus-
gesetzt, daß er zu jener Auote von Elementen ge-
hört, die schon heute einer sichtbaren Trennung von
jenen zustreben, denen ausschließlich die Frage der
materiellen Besserstellung vorschwebt. Im großen
und ganzen ist der englische Arbeiter ja wesentlich
vom französischen und vom deutschen verschieden,
 
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