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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0194

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Chronik des Bayer. Aunstgewerbevereins.

3^8. (iveltausstellung in St. Louis.) Präsidialraum für das neue Regierungsgebäude in Bayreuth. Nach Entwurf von

Architekt Rank ausgeführt von M. Ballin, München.

mit dein dortigen Tapetenhändler Bayer zur Gründung einer
Tapetenfabrik, die (848 in Engelhards alleinigen Besitz überging
und heute eine führende Stelle einnimmt. Der starke Einstnß,
den die französische Tapetenindustrie hatte, spricht deutlich aus
der Tatsache, daß kserm. Engelhorn es für gut fand, sich im
Jahr (8^8 mit dem Pariser Taxetenfabrikanten Aarth zu
assozieren, bis — (863 — letzterer sich mit D efossee zur
Firma Defossee & Aarth vereinigte, die noch heute vor-
wiegend ksanddruckartikel herstellt. — Deutschland besitzt zur-
zeit 72 Tapetenfabriken, deren größter Teil seinen ksauxtabsatz
im Ausland findet. — Eine besondere Stellung nimmt die (790
von Nikolaus Do llfus 8c To. in Mühlhausen gegründete,
(797 in die bsände von Jean Zuber 8c Co. übergegangene und
(802 nach Rixheim verlegte Tapetenfabrik ein, die noch heute
wesentlich unter den Einfluß des französischen Geschmackes steht.
Als Spezialität bevorzugt diese Fabrik den Blumendekor und
— im Einvernehmen mit den Eretonuefabrikanten — die Nach-
bildung der Eretonnemuster; ebenso aber gelang ihr die Nach-
ahmung von Gobelins, Leder- und Seidentapetcn, nicht minder
der Velours und Reponffes. Außer dieser Firma wußten sich noch
andere französische Tapetenfabrikantcn in Deutschland zu behaupten,
besonders Paul Ballin, Defossee 8c Aarth, Isidore Leroy, Grautil,
Gillon. Der Einfluß dieser Firmen auf die deutsche Tapeten-
fabrikation erlitt erst mit dem Ariegsjahr (870 eine erhebliche
Einbuße, viel Erfreuliches brachte die deutsche Tapetenindustrie
damals noch nicht zustande; nur Friedr. Fischbachs Entwürfe,

die durch Phil. Renn in Darmstadt ausgeführt wurden, konnten
sich Geltung verschaffen. Zn Beginn der 90 er Jahre erfolgte
in der deutschen Tapetenfabrikation eine Art englische Invasion;
selbst die bedeutendsten Firmen huldigten ohne Rückhalt dem
englischen Geschmack. Selbständigkeit kam in die deutsche
Fabrikation erst wieder herein, als kf. Engelhard den ver-
storbenen Dtto Lckmann zu gewinnen wußte, und als die
Anhalter Tapetenfabrik Münchener Aünftler (Pankok, Schmuz-
Bandiß. Auschel, Rich. Riemerschmid, Frau v. Brauchitsch), sowie
Prof. Vogeler in Worpswede zur Mitarbeit heranzog. — Wenn
man die farbenreichen, auffälligen Muster früherer Zeit vergleicht
mit den ruhig belebten, oft nur in verschiedenen Abstufungen
derselben Farbe bedruckten Mustern neuesten Datums, dann
wird man nicht in Zweifel sein, welche Art einen geeigneteren
Hintergrund für Möbel, Bilder und — Menschen abgibt. —
Diesem Ton-in-Ton-Arbeiten leistet ein in der Fabrik des Vor-
tragenden zuerst in Anwendung gebrachtes Verfahren bedeutend
Vorschub; dieses in allen Aulturstaaten patentierte Verfahren
besteht in der Anwendung des Solenhofer (Lithographen-)
Steins in Walzenform, wodurch es ermöglicht wurde, die Reize
der lithographischen Zeichnung auch auf die Tapete zu über-
tragen. Nach mancherlei versuchen brachte die „Münchener
Tapeten- und Buntpapierfabrik von Franz Fischer"
im Jahr (902 mit ziemlichem Erfolg die ersten Proben auf den
Markt, welche Veranlassung wurden, die Fabrik wesentlich zu
vergrößern, zurzeit arbeitet diese mit 8 Rotationsmaschinen

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