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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0245

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Kleine Nachrichten.

42J. Aus den Verkaufsräumen der Firma Pösseubacher, München, weißlackierte Täfelung.

Bayreuth bestimmten Zim-
iner sind Wand und Decke
gleichfalls völlig in polz
hergestellt: unten eisengrau-
gebeiztes (Lichen-, oben
Helles Ahornholz, durch be-
scheidene geometrische In-
tarsien bunt belebt.

Die Darstellungen der
folgenden Leiten geben ein
reichhaltiges, wenn auch
keineswegs erschöpfendes
Bild der vielseitigen Tätig-
keit der A. pössenbacher-
schen Werkstätten <£s wird
wenig in der Wohnungs-
ausstattung tätige Firmen
geben, die wie die ge-
nannte auf ein Alter von
s20 Jahren zurückblicken
und dabei von sich sagen
können, daß sie stets mit
an der Spitze des Geschäfts-
zweiges gestanden, immer
das Beste und Schönste er-
strebt haben. Als König
Ludwig II. feine Schlösser
Linderhof, Neuschwanstein,

Herren-Thiemsee ausstatten
ließ, da war es fast aus-
schließlich die Firma pös-
enbacher, welche Mobiliar,

Vertäfelungen, Decken, ja
auch Fußböden zu liefern
hatte, Arbeiten, die selbst denjenigen Bewunderung
abnötigen, welche über die „veralteten" Stilrichtungen
nur noch ein Lächeln des Mitleids übrigzuhaben
pflegen. Der zu Ende der stOer Jahre immer
mächtiger werdende Drang nach Neuem konnte auch
Possenbachers Werkstätten nicht unberührt lassen,
und um ihre Teilnahme an der neuen Stilbewegung
recht deutlich kundzutun, richtete die Firma das
umfangreiche Ausstattungsgeschäft am Wittelsbacher-
platz ein, das im Jahr sst02 eröffnet wurde und
mehr einer schon recht ansehnlichen Ausstellung als
einein Verkaufslokal gleicht. Wir bringen in den
folgenden Bildern eine Reihe von Proben aus diesen,
mit allen modernen Feinheiten ausgestatteten Möbel-
magazin, eingeleitet durch einige Reproduktionen
nach Entwürfen (Abt. ^(3—cp6), die wenigstens
ahnen lassen, über welch hervorragende künstlerische
Kräfte die Firma verfügt. Dem letzten der Ent-
würfe steht ein Bild der ausgeführten Zimmer-

ausstattung gegenüber (Abb. Hs7); es läßt erkennen,
in wie hohem Grad Entwurf und Ausführung mit-
einander übereinstimmen, was den Entwerfenden
wie den Ausführenden in gleichen, Blaß zum Lob
gereicht.

Bieten diese letztgenannten Proben bezeichnende
Beispiele für den ins Moderne übersetzten Empire-
stil, so begegnen wir bei der Kmerioan llar (Abb.q^si)
jener Spielart, die die Amerikaner in Erinnerung
an die Entstehungszeit der Union „Kolonialstil"
nennen — ein bißchen Chippendale und Sheraton
mit Klassizismus vermengt —, ähnlich wie auch bei
dem Durchblick S. 22st. — Die hierbei ausgesprochene
Vorliebe für den weißen sauberen Lackanstrich des polz-
werks hat auch bei der einfachen Schlafziminereinrich-
tung der nächsten Seite (Abb. H22-ch2Hj den Ausschlag
gegeben; nirgends mehr als in den Schlafräumen sind
einfache Formen geboten, die dem Staub nur wenige
und immer leicht zugängliche Lagerstätten bieten.

2,

Kunst und Handwerk. 5^. Icchrg. Heft 8.

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