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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Lasser, Moritz Otto von: Alois Balmer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0262

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Alois Volmer.

Er hat im Laufe der Zeit kunst-
gewerbliche Entwürfe, eine Menge
Exlibris u. dgl. gezeichnet und ge-
malt, Deckenbilder in Airchen ge-
schaffen, die großen Aartons für die
großen Ehorfenster verschiedener
Airchen erdacht und in Farben ge-
setzt und sich bei allen diesen Be-
schäftigungen nach und nach jene
stilistische Sicherheit erworben, die
an seinem Strich, der Art, wie er
ein Auge rc. einfach behandelt, an-
genehm zutage tritt. Seine ganze
Weise zeigt Tradition, ein Beherr-
schen des handwerklichen und Ver-
ständnis für die jeweiligen Auf-
gaben. Das Airchenfenster will er
kräftig gezeichnet haben; wenige
haupttöne, wenige Mittel sollen sei-
nen Wert bestreiten. Er liebt eine
gewisse Strenge in der Formgebung
und Durchbildung. Er wahrt so
den Eharakter des Glasgemäldes,
der kirchlichen Aunst; denn es scheint
ihm nicht angebracht, in diese Tech-
nik das unruhige Flimmern, An
sicherheiten und komplizierte Dinge
hereinzutragen. Auch modelliert
deshalb Balmer nur so viel, als
zur Erklärung der Formen, Falten,
der Leiber und Aöpfe notwendig
ist. Bezüglich der Farbengebung
hält er darauf, daß sie nicht zu
schwer wirkt; größere Flächen einer
Farbe unterbricht er deshalb durch
andere Linien.

Dadurch wird ein buntes, hei-
teres, festliches Gesamtbild erreicht,
das schon allein durch sein Farben-
bukett anspricht, wie es in ähnlicher
Weise bei schönen Teppichen der
Fall zu sein pflegt.

Die dein Texte beigegebenen
Illustrationen bedürfen nun wohl
keiner eingehenderen Erläuterungen
mehr; es wäre höchstens uachzu-
tragen, daß die Originale für ver-
schiedene Airchen angefertigt wur-
den. Der großen, für die Airche
zu hildisriedeu (Aantou Luzern) be-
stimmten Arbeit gedachte ich schon,
wenn ich sie auch nicht namhaft
machte, indem ich von des Aüustlers

^6. fjärftc eines Fensters für eine
Seitenkapelle der Nikolauskirche zu
Freiburg i. Ü. (Skizze.) Karton von
Alois Balmer, Müncheu; aus-
geführt vou Kirsch 6c Fleckner,
Freiburg i. U.

koloristischen Qualitäten sprach.
(Tafel 3 u. Abb. u. ^Jf.)
Gute Zeichnung ist ihr vor allem
eigen; eine kräftige Umrißlinie, aus-
drucksvolle Tharakteristik der Aöpfe
und Figuren, eine gewisse männliche
Herbheit und nicht zuletzt architek-
tonisches Verständnis, Gefühl für
Aufbau, Verteilung usw. treten
auch aus den anderen Werken ent-
gegen.

Ganz prächtig gelungen erweist
sich der Aarton zu einem Fenster in
der Airche zu Reichenbach im Aander-
tal (Berner Oberland; Abb. ^2).
Die Aompositiou gibt sich anmutig,
wirkt sehr abgeschlossen und ver-
schmilzt den dramatischen und den
epischen Vorgang zu einer schönen,
blumenumraukten Einheit.

Zu reicheren formalen Mitteln
griff der Aünstler bei dem farbigen
Scheibenriß zu einer Georgscheibe
im Stil der oberitalienischen Früh-
renaissance. Ritter und Pferd und
das heraldische, sie prägen sich
unwillkürlich dem Gedächtnisse ein
(Abb. 4^3).

Streng, sehr streng und darum
wieder reizvoll ist die Zeichnung
an einem Ehorfenster in der Bar-
füßerkirche in Luzern (Abb.
u. $50).

Von Balmers Entwürfen für
andere Gebiete der dekorativen Aunst
können wir nur wenige Proben
vorführen, zunächst jenen zu einem
Trinkbecher (in Silber und Gold
gedacht) für Or. Gust. v. Schultheß-
Rechberg in Zürich — ein gedie-
genes Stück, das für sich selbst
spricht (Abb. qI2); dann den Wiud-
schirm, der von kuustgeübter Frauen-
hand ausgeführt worden ist (Abb.
$55). In beiden Fällen bewährt
sich Balmers Geschick, sich in die
Bedingungen der verschiedenen Tech-
niken zu finden, in ebensolchem
hervorragenden Maße wie bei den
Glasmalereien. Auch der nicht ge-
ringen Menge vou Exlibris wäre
hier zu gedenken, die den Maler und
Aunstgewerbler auch mit kleineren
 
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