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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0282

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Thronik des Sayer. Kunftgewerbevereins.

^77. Elcktr. Lüster, nach Entwurf von K. Lertsch ausgcführt
von Ioh- Lasier, München. Messing, mit grauen Schnüre»
und Glaskugel», (‘/io der wirkl. Gr.)

tendste darin hat allerdings die Renaissance geleistet: paus
Bnrgkmair, pans Rottenhammer, Mattäus Kager, Johann
Polzer (von dem auch die Malereien in St. Anton bei
Partenkirchen herrühren), Giulio Licinio sind die bekann-
testen Vertreter der Architekturmalerei, zu denen dann noch (für
Innenräume) Alb. Altorfcr und Antonio ponzano kommen.
Die Fassadeumalerei mit ihrer Ungebundenheit und ihrer gött-
lichen Freiheit, aber auch mit ihrer von den Theoretikern ge-
brandmarkten „Stilwidrigkeit" erreichte ihren Pöhepunkt im
Z7. Jahrhundert. Zu den besteihaltenen päusern gehört das
pnmmelhaus; \560 von Licinio gemalt, erregte es den Neid
der Augsburger Meister, bis Licinio ans dem Umweg einer
Augsburger peirat in der Malerzunft Aufnahine fand. Kagers
bedeutendste Fafsademalerci ist am Weberhaus (>S07), in sehr
schadhaftem Zustand. Noch im >8. Jahrhundert stand in Augs-
burg diese Kunst in Blüte; man ordnete aber die Koniposition
mehr dem vorhandenen architektonischen Schema unter. (Maler
Bergmüller d. Ä. und d I., Götz, Jos. Lhrist.) Mit Ge-
nugtuung konnte der Vortragende feststellen, daß man in Augs-
bürg auch von seiten des Magisttats bemüht ist. die alte Fassaden-
malerei nach besten Kräfteti zu erhalten. Er schloß mit dem
Wunsch, daß die schöne Sitte, seinem paus ein farbiges Gewand
zu geben, namentlich auch in München sich wieder ciubürgere.

Achtzehnter Abend -— den 26. April — Schlußabend,
Lehrlingspreisverteilung. Selten war der vcreinsfaal so über-
aus prächtig mit Tannengrün und Pflanzen, Fahnenschmuck
und Zunftzeichen geschmückt wie ait diesem Abend, als der
I. Vorsitzende, pofjuwelier Merk, um pzy Uhr die Versamm-

lung eröffuete; nachdem er über die Bedeutung dieses Abends
gesprochen hatte, geleitete pofgoldschinied Th. peiden unter den
Klängen eines Marsches die Lehrlinge in den Saal und bat
um deren freundliche Aufnahme im Verein, Pieranf hielt
Prof. Fr. v. Miller eine überaus warme Ansprache an die
Lehrlinge. Tr ging davon aus, daß gerade heute vor 20 Jahren
zum ersten Male der Festtag gefeiert worden, da die Lehrlinge
zeigen sollten, was sie gelernt haben; seit den 20 Jahren seien
viele hinausgezogeu in die Welt und seien tüchtige Gesellen,
Meister, Lehrer, Künstler geworden, und mit Stolz könnte:!
wir heute aus diese Einrichtung schauen, die so recht ein Spiegel-
bild unseres Vereinslebens geworden. An Wandlungen habe
cs seither nicht gefehlt, und so sei auch eine Neuordnung
der Lehrliugsprüsung notwendig geworden. Mbglcich aber die
Gesetze das palten von Lehrlingen erschwert hätten, fänden
sich im Kunstgcwerbe doch immer noch Meister, welche das
Gpfer bringen, junge Leute anzulehren; in der Leistung der
Lehrlinge liege auch die Ehre des Meisters. Erst wer mit dem
praktischen auch das Schöne zu vereinigen weiß, erhebe seine
Arbeit auf die Stufe des Knust Handwerkes; und diese Arbeit
inüsse jedeur Kunsthandwerker die größte Freude sein, dann
werde auch das Glück eiukehreu, das Redner den Lehrlingen
von Perzen wünsche.

pieranf gab Vorsitzender Merk bekannt, aus welchen
Mitteln die Lchrlingsstiftung, die jetzt 6452,32 M. beträgt,
hervorgegangeu ist; seit 1879 sind an ^78 Lehrlinge Geldpreise
tut Gesamtbetrags von 967; M. ausgefolgt worden.

Die dics!nalige Prüfung ivar besonders streng; von den
19 Anmeldungen mußten zwei, als den gestellten Bedingungen
nicht entsprechend, zurückgcwiesen werden, während zwei Lehr-
linge freiwillig zurücktraten. An der Bewerbung nahmen soniit
nur ;5 teil. Es erhielten Geleitsbrief und preisein
pöhe von je 25 M. folgende Lehrlinge (die Preisarbeiteu und
die Namen der Lehrlinge setzen wir in Klammern bei): Ludwig
Kirsch (bei Glasmaler Karl Ule — Wappen des pandwerks
in Bleiverglasung), — Karl Kolbersperger (bei Kunst-
schlosser Wilh. Eichheim, — schmiedeiserner Wandarm), —
Franz Perbich (bei Erzgießer Eosmas Leyrer — Tierstück
und kleine Büste in Bronze-Rohguß), — Friede. 3 etter (bei
Kunstschlosser Alois Biruer, — schmiedeiserne Kassette), — Fritz
Seidl (bei Bildhauer Sim. Korn —- gotischer Fries in Stein)
Wilhelni p ei den (bei pofgoldschinied Theod. peideti, — in
Silber geschniiedeter und aufgezogener Becher), — Johann
Spitzweck (bei Kunstschlosser Gg. Konr. König — Renais-
sancc-Schrankschloß), — Richard Schulze (bei pofgoldschinied
Theod. peideti — silberner Becher mit Grnaineuten verzierts
— Johann Lueger (bei Steinicken 6c Lohr, — gotische
Wanduhr in Schmiedeisen), — Joseph Schmalz! (bei Kunst-
fchreiner Ioh. pimmelreich -— Kredeuzschrauk in Nußbaumholz),
Ioh. Zipf (bei Erzgießer Eosmas Leyrer — Negerfigur und
Büste, itt Bronze ziseliert). — Geldpreise in pöhe von je ;o M.
sowie Reißzeug utid Bücher erhielten: Max vizethnm (bei
Kuustschreiner Karl Sieger — Schrcibxult in Eichenholz), —
Alfons Nachtmann (bei Kuustschreiner Franz Nachtmann —
Zierschränkchen in Nußbauinholz), — Aug. Schmeiß er (bei
Lrzgießer Losnras Leyrer — kleine Figürchen und Krugbeschlag
in Bronze-Rohguß), — Johann Büchler (bei Glasmaler
Aug. Schmidt — ein Teppichmuster in Glasmalerei und Teil-
stück einer Bleiverglasutig).

Nach der Preisverteilnng sprach der Vorsitzende im all-
gemeinen feine Anerkennung aus für das, was geleistet worden
ist, und richtete mahnende Worte an den jungen Nachwuchs,
in dessen Macht cs liege, zu zeigen, daß das Münchener Knnst-

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