Nürnberg und die neue Handwerkskunst.
554. Lüster von Brand 6c Stauch, Nürnberg.
(l/n der wirk!. Gr.) Must, gesch.
treuen kunsthandwerklichen Bestrebungen in Nürn-
berg verzeichnen will. So steht dem hochbegabten,
immer mit stiller Tat wirkenden Organisator ein
Künder zur Seite, dessen fesselnde und leicht heitere
rednerische Gabe dem Gewerbemuseum eine feste
und geltende Anhängerschaft stets erweitert.
II.
Riemerschmids erster kunstgewerblicher
Meiste rkurs.
Der Gedanke, im Bayerischen Gewerbemuseum
neben den Meisterkursen für Handwerker (Schlosser,
Schreiner, Schuhmacher) auch kunstgewerbliche
Meisterkurse unter der Leitung hervorragender Führer
der neuen Bewegung zu veranstalten, rührt vom
Direktor des Museums Oberbaurat v. Kramer her.
Die Ergebnisse der beiden ersten, in den Jahren
sstOs und sst02 vom Darmstädter Professor Peter-
Behren s geleiteten Kurse waren so erfreuliche und
für Nürnberg so überraschende, daß in ihnen unbedingt
das Neuerwachen kunstgewerblichen Schaffens in der
alten Stadt der deutschen Kleinmeister zu erkennen ist.
Die nach den abgehaltenen Meisterkursen bisher
mit dem „Dürerbund Nürnberg" veranstalteten
Kunst- und Kunstgewerbeausstellungen in: Gewerbe-
museum haben auf dem Gebiete der pandwerks-
kunde bei weitem ein größeres und frischeres Leben
gezeigt als auf dem Gebiete der Malerei. Natur-
gemäß mußten die Resultate der ersten kunstgewerb-
lichen Meisterkurse auch schon gewisse Mängel, die
eine nur vorübergehende Unterweisung und An-
regung mit sich bringt, zeigen. — Me jüngere Maler
in diesen Experimentierjahren so gern sich von
einander nur gewisse in- oder ausländische Pinsel-
führungs- und Farbenauftragsmanieren abguckten
— so kamen auch manche an den von Behrens
geleiteten Meisterkursen teilnehmende Kunstgewerbler
sichtlich der Gefahr nahe, statt den neuen Geist nur
die jenem Meister charakteristische Horm anzunehmen
und zu variieren. Gerade für Nürnberg war es
deshalb von größtem Vorteile, daß der Organisator
der Meisterkurse von vornherein daran gedacht, nach
und nach verschiedene Führer der neuen Be-
wegung als Leiter der Meisterkurse zu gewinnen.
Auf Peter Behrens folgte also der Münchner
Richard Riemerschmid, und die Wahl gerade
dieses schlicht und wahrhaftig schaffenden Künstlers
hat dein kunstgewerblichen Aufschwung in Nürnberg
ganz bedeutend genützt.
Arbeiten in Metall und in polz waren auf
der letzten Ausstellung in der Überzahl. Insbesondere
war der Zinn- und Bronzeguß vorzüglich vertreten.
Es verdienten aus dieser Gruppe wohl alle
Arbeiten einzeln erwähnt zu werden, wie es nur
sehr gerechtfertigt wäre, wenn keiner der ausstellenden
Kunsthandwerker hier fehlen würde. — Aber bei
dem mangelnden Raume hat der Text hinter die
reichliche Auswahl von Abbildungen zurückzutreten
und die Worte mögen in erster Linie dazu dienen,
die Schaffensart einzelner auch nach dem zu charak-
terisieren, was hier nicht gezeigt und nicht besprochen
werden kann.
Ganz überraschend und erfreulich war die große
Serie von verschiedenstem Tafelgerät, von Vasen
und Spiegeln, die die Nürnberger Hirma Walter-
Scherf & To. ausgestellt hatte. Die kosmopoli-
tische Eleganz, die fast allen diesen Gefäßen und
Geräten Scherfs eigen ist, das Ungesuchte, aus
Technik und Materialbehandlung heraus zweckmäßig
gefuudeue Neue, haben begreiflicherweise diesen neuen
Gaben Nürnberger Handwerkskunst ein großes Ab-
satzgebiet diesseits und jenseits der Meere erobert. Dem
jugendlichen Meister Walter Scherf kommt zweifellos
die gründliche technische Schulung sehr zustatten
und wie nur ein klarer und gesunder Menschen-
200
554. Lüster von Brand 6c Stauch, Nürnberg.
(l/n der wirk!. Gr.) Must, gesch.
treuen kunsthandwerklichen Bestrebungen in Nürn-
berg verzeichnen will. So steht dem hochbegabten,
immer mit stiller Tat wirkenden Organisator ein
Künder zur Seite, dessen fesselnde und leicht heitere
rednerische Gabe dem Gewerbemuseum eine feste
und geltende Anhängerschaft stets erweitert.
II.
Riemerschmids erster kunstgewerblicher
Meiste rkurs.
Der Gedanke, im Bayerischen Gewerbemuseum
neben den Meisterkursen für Handwerker (Schlosser,
Schreiner, Schuhmacher) auch kunstgewerbliche
Meisterkurse unter der Leitung hervorragender Führer
der neuen Bewegung zu veranstalten, rührt vom
Direktor des Museums Oberbaurat v. Kramer her.
Die Ergebnisse der beiden ersten, in den Jahren
sstOs und sst02 vom Darmstädter Professor Peter-
Behren s geleiteten Kurse waren so erfreuliche und
für Nürnberg so überraschende, daß in ihnen unbedingt
das Neuerwachen kunstgewerblichen Schaffens in der
alten Stadt der deutschen Kleinmeister zu erkennen ist.
Die nach den abgehaltenen Meisterkursen bisher
mit dem „Dürerbund Nürnberg" veranstalteten
Kunst- und Kunstgewerbeausstellungen in: Gewerbe-
museum haben auf dem Gebiete der pandwerks-
kunde bei weitem ein größeres und frischeres Leben
gezeigt als auf dem Gebiete der Malerei. Natur-
gemäß mußten die Resultate der ersten kunstgewerb-
lichen Meisterkurse auch schon gewisse Mängel, die
eine nur vorübergehende Unterweisung und An-
regung mit sich bringt, zeigen. — Me jüngere Maler
in diesen Experimentierjahren so gern sich von
einander nur gewisse in- oder ausländische Pinsel-
führungs- und Farbenauftragsmanieren abguckten
— so kamen auch manche an den von Behrens
geleiteten Meisterkursen teilnehmende Kunstgewerbler
sichtlich der Gefahr nahe, statt den neuen Geist nur
die jenem Meister charakteristische Horm anzunehmen
und zu variieren. Gerade für Nürnberg war es
deshalb von größtem Vorteile, daß der Organisator
der Meisterkurse von vornherein daran gedacht, nach
und nach verschiedene Führer der neuen Be-
wegung als Leiter der Meisterkurse zu gewinnen.
Auf Peter Behrens folgte also der Münchner
Richard Riemerschmid, und die Wahl gerade
dieses schlicht und wahrhaftig schaffenden Künstlers
hat dein kunstgewerblichen Aufschwung in Nürnberg
ganz bedeutend genützt.
Arbeiten in Metall und in polz waren auf
der letzten Ausstellung in der Überzahl. Insbesondere
war der Zinn- und Bronzeguß vorzüglich vertreten.
Es verdienten aus dieser Gruppe wohl alle
Arbeiten einzeln erwähnt zu werden, wie es nur
sehr gerechtfertigt wäre, wenn keiner der ausstellenden
Kunsthandwerker hier fehlen würde. — Aber bei
dem mangelnden Raume hat der Text hinter die
reichliche Auswahl von Abbildungen zurückzutreten
und die Worte mögen in erster Linie dazu dienen,
die Schaffensart einzelner auch nach dem zu charak-
terisieren, was hier nicht gezeigt und nicht besprochen
werden kann.
Ganz überraschend und erfreulich war die große
Serie von verschiedenstem Tafelgerät, von Vasen
und Spiegeln, die die Nürnberger Hirma Walter-
Scherf & To. ausgestellt hatte. Die kosmopoli-
tische Eleganz, die fast allen diesen Gefäßen und
Geräten Scherfs eigen ist, das Ungesuchte, aus
Technik und Materialbehandlung heraus zweckmäßig
gefuudeue Neue, haben begreiflicherweise diesen neuen
Gaben Nürnberger Handwerkskunst ein großes Ab-
satzgebiet diesseits und jenseits der Meere erobert. Dem
jugendlichen Meister Walter Scherf kommt zweifellos
die gründliche technische Schulung sehr zustatten
und wie nur ein klarer und gesunder Menschen-
200