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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Bredt, Ernst Wilhelm: Nürnberg und die neue Handwerkskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0323

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Nürnberg und die neue Handwerkskunst.

SSO. Schmiedeeiserner Mandarin, von Theod. Frcy, Nürnberg.

nungen Aarl Schäfers nichts in Abbildungen
bringen. Es waren ungemein zierlich erfundene
Schöpfungen von diesem so fein in Farben, Linien
und Flächen empfindenden Poeten unter Aunsthand-
werkern. Schäfer hat sich, soweit ich dies habe ver-
folgen können, bewundernswert entwickelt und es
wären ihm von Perzen noch größere Erfolge zu
wünschen.

Der von Gustav Staiger (Firma Maurer &
Staiger) ausgestellte Wandschirm war mir vor
allen Dingen als Beweis wert, wie sehr durch ein
meisterliches pinleiten auf das Neue, Vorzügliches
in einer Stadt geleistet werden kann, die doch so
lange abseits von allen künstlerischen Bewegungen
verödete. — Eisen und Ton hat ZTE. Eberlein
in einem kleinen Dauerbrandofen sehr zweckaus-
fprechend zu einem künstlerischen Ganzen zu be-
arbeiten bzw. zu verwenden gewußt, das Freisein
von sehr naheliegenden Vorbildern Peter Behrens',
der auch auf diesem Gebiete Bestes geschaffen,
spricht für das Gestaltungsvermögen Eberl eins,
der neben dein verdienstvollen Inspektor £?. p ü ll-
fritsch vielartige Aufträge des Zeichenbureaus des
Bayerischen Gewerbemuseums ausgeführt hat. Auf
die abgebildeten von Th. praßer und p. Marg-
reiter ausgeführten Möbel pöllfritschs (Abb.
bis SstZ) fei nur kurz hingewiesen.

Die Reichhaltigkeit der letzten kunstgewerblichen
Ausstellung ist noch nicht vollständig aufgezählt.
Die Lederwaren von Zucker 6c To. in Erlangen
sind schon durch die sehr seinberechneten Farben-
wirkungen in ganz Deutschland bekannt — der Ge-
schmack redet hier von einer so verfeinerten Technik
und von einer ästhetischen Bildung, die natürlich
dem profanum vulgus niemals eigen werden kann.
(Abb. 594—605.) — Mit der Erwähnung eines
Palmenständers von Lorenz Geschmack schließe
ich die Aufzählung der männlichen Aussteller.

Der von W. Scherf mit allerlei neuartigem
Zinn- und Glasgerät geschmückten Tafel war es
sehr vorteilhaft, daß sie gleichzeitig von sehr ge-
wählter moderner Tischwäsche gedeckt war. Diese
hatte Adolf pecht und die in Nürnberg ganz be-
sonders als Porzellanmalerin sehr geschätzte Künstlerin
Emma Volck ausgestellt. Einfach aber reizvoll
waren die Entwürfe zu Serviettenringen von Auguste
pämmel. — Ein Reformkostüm mit Stickerei
von R. Ar außer war jedenfalls hier willkommen,
wenn ich auch nicht zweifle, daß bald hier noch
bessere und schönere Frauenkostüme ausgestellt werden.

III.

Aonkurrenz des Bayerischen Gewerbe-
muse uINS für künstlerische Polzspielsachen.

Durch zeitweise Meisterkurse, durch daran sich
anschließende Ausstellungen für pandwerkskurse will
das Gewerbemuseum ganz besonders die Nürn-
berger Handwerker und Aunstgewerbler fördern.
In Preisausschreiben wendet es sich dagegen an die
Aünstler Bayerns, Deutschlands, aller Welt. Da die
Ergebnisse dieser oft sehr interessanten Aonkurrenzen
auch zur Ausstellung gelangen, wird auf alle Fälle
dem kunstliebenden Publikum Nürnbergs eine Fülle
von Anregungen geboten, für die es sich in steigen-
dein Maße dankbar und aufnahmefähig erweist.

Ganz besonders glücklich war der Gedanke, von
Nürnberg aus, einem Pauptplatze der Spielwaren-
industrie, an die Aünstler ein Preisausschreiben für
Polzspielsachen und für Ainderstubenmöbel
zu erlassen.

Obwohl durchaus nicht künstlerisch erfundene
Spielsachen der Zahl nach überwogen, so war doch das
Ergebnis des Preisausschreibens, in den: Sinne, wie
es wirken wollte, ein ganz überraschend erfreuliches.

Sehr auffallend war allerdings auch bei dem
Ergebnis, daß, mit einer einzigen Ausnahme,
keiner von den Preisträgern, nicht einmal ein Preis-
bewerber ein Nürnberger war — und daß das Beste,
das künstlerisch frischeste von Aünstlern kam, die in
München geschult sind, in München wenigstens
zeitweise gelebt haben.

München hat sich hier doch als die im Geiste
jugendkräftigste Stadt Deutschlands erwiesen, und
wenn eine Reihe von ehemaligen oder gegenwärtigen
Schülern der dortigen Aunstgewerbeschule wohlverdiente
Preise sich in diesem Wettbewerbe geholt, so muß,
ganz abgesehen von der Tüchtigkeit der Münchener
Schulung, zweifellos auch das ganze künstlerische Leben
und Erfassen in Münchens Areifen diese auffallende
Vorherrschaft in neuen künstlerischen Leistungen er-
klären.

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