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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Bredt, Ernst Wilhelm: Nürnberg und die neue Handwerkskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0324

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Nürnberg und die neue Handwerkskunst.

schaffen werden. Um die Aufgabe, „künstlerische holz-
spielsachen zu entwerfen, die im einzelnen charak-
teristisch sein und die Phantasie des Kindes begaben
sollen, lösen zu können, gehört, abgesehen von jenem
Können und Empfinden, noch ein Etwas, das ein
starkes künstlerisches Erfassen der Kinderscele, der
Natur des Kindes und ein Sehen des Eharakteristi-
schen in aller Natur voraussetzt, eine schöpferische
Phantasie also, wie sie am besten in einem gesunden
künstlerischen Milieu erwachsen kann.

Ein künstlerisches Milieu fehlt aber Nürnberg
so sehr wie es Darmstadt oder Dresden oder Berlin
noch lange fehlen wird. Um dies zu schaffen, be-
darf es reicher künstlerischer Aufnahmen und An-
regungen von wenigstens einigen Generationen.

Es ist sicherlich kein Zufall, daß von den erfolg-
reichsten Bewerbern in diesem Preisausschreiben sechs
Künstler München oder der Kunstgewerbeschule
Münchens angehören.

Das sind die beiden Brüder August und Otto
Geigenberger, j^oh. Bauer, Bernhard halb-
reiter, Karl Kunst und Karl Reim an n, dann
Karl Löffel, U). Lessig und Fr. Frhr. v. Schmidt.

Die Geigenberger haben sich so sehr bei
diesem Wettbewerb ausgezeichnet, daß ich recht sehr
bedauere, sie nicht durch eine längere monographische
Besprechung ihrer Schöpfungen — es ist hier von

561.. Lüster (Messing), entworfen von k). ksöllfritsch, ans-
geführt von Gnst. Frey, Nürnberg. (V12 der. wirkt. Gr.)

Wenit die Nürnberger Meisterkurse so viel Be-
merkenswertes in kurzer Zeit hervorgebracht, wenn
nun dagegen bei diesen: Wettbewerb, mit Ausnahme
M. E b e r l e i n s, feilt Nürnberger Handwerkskünstler
sich beteiligte, so möchte das zunächst geeignet er-
scheinen, das günstige Urteil über die neue Nürn-
berger Handwerkskunst zu beeinträchtigen. Aber die
guten Leistungen einerseits, das Unvermögen ander-
seits sind hier nur zu erklärlich. Die kunstgewerb-
lichen Meisterkurse Riemerschmids haben Augen und
Sinn erzogen, dem Gegenstand, die Funktionen,
denen er dienen soll, künstlerisch aussprechen zu lassen.
Ein geweckter und mit künstlerischen Talenten be-
gabter Kopf wird hierzu durch einen so eminenten
Meister wie Riemerschmid in recht kurzer Zeit mehr
oder weniger unterwiesen werden können. Ein künst-
lerisches Milieu aber kann freilich nicht durch einige
vierwöchentliche Meistcrkurse und Ausstellungen ge-

562. Schaufensterbeleuchtung (Messing); entworfen von ls. lsöll-
fritsch, ausgeführt von Gust. Frey, Nürnberg. (*/12 d. w. Gr.)
Muster geschützt.

Aunst und Handwerk. 5-p Iahrg. Heft HP

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