Nürnberg und die neue Handwerkskunst.
einen Preis von 200 2Tt. mit vollem Recht erworben.
Ausgezeichnet durch die originelle technische Erfin-
dung, die gute Silhouette in jeder Figur, war die
Arche Noahs der Marie v. Uchatius. Aus
Dresden hatten Paul Maien fisch und Fritz
Klein hempel drollige Figuren gesandt. Um aber
einen Begriff zu geben auf wie fruchtbaren Boden
das Preisausschreiben für künstlerische Polzspiel-
sachen in allen Teilen Deutschlands und Österreichs
gefallen, mögen hier die Grte und Gegenden ge-
nannt fein, aus denen Arbeiten, die ehrende An-
erkennung oder einen Preis sich erwarben, einliefen:
Posen und das Neckarland, Steglitz und Wilmers-
dorf, Rüttenscheid und Saaleck, Wien und Dresden.
Und nun der praktische Erfolg dieses Preis-
ausschreibens?
Die Sonneberger Spiel-
warenindustrie hat sich
zuerst bemüht, alle Mo-
delle für sich zu erwerben.
Aber das Gew erbe-
ut ufe um als ein bayeri-
sches Znstitut hat Bayern
das Borrecht zu wahren
gewußt. Das bayerische
Kultusministerium rief,
von dem künstlerischen
Resultat des Wettbewerbs
so sehr erfreut, rasch die
Vorsteher der Distrikts-
schnitzschulen in Berchtes-
gaden, Gberammergau
uitd Partenkirchen zu
einer Besichtigung der Arbeiten und Entwürfe nach
München. Mit wirklicher künstlerischer Begeisterung
stritten sich diese Leiter hier um das Vorrecht, die
Entwürfe und Modelle benutzen zu dürfen. Nun
werden sie dort von Öen geübten Schnitzern in großer
Zahl hergestellt und die Gaben der Künstler werden
in de» Nachbildungen bald als Volkskunst ange-
sprochen und in aller Welt gerühmt werden.
So waren noch immer die Werke von Künstlern
die Vorbilder einer Volkskunst — und dieser so
instruktive Vorgang, an den nach Zähren erst recht
zu erinnern sein wird, ist ein praktisches Beispiel für
allerbeste und nützlichste Kunsterziehung.
IV.
Zusammenfassung.
Die unzulänglichen Bemerkungen über das
gegenwärtige kunsthandwerkliche Leben in Nürnberg
möchten wenigstens Begriff geben, von der möglichen
Wirksamkeit eines Znstituts, wie des Bayeri-
schen Gewerbemuseums, selbst in einer längst schon
künstlerisch so steril gewordenen Stadt wie Nürnberg.
Gewiß überall gewinnt das neue Kunstgewerbe
leichter an Boden als die neue Architektur. Aber
so sehr wie hier tritt doch in keiner deutschen Stadt,
die sich mit Nürnberg vergleichen ließe, eine so
kräftige, gesunde, vortrefflich organisierte Bewegung
für neue kunstgewerbliche Betätigung auf, während
ganz besonders in der Architektur eine reaktionäre
Strömung die unglaublichsten Exzesse begeht. Nur
Stilformen, die wenigstens einige Jahrhunderte alt
und die völlig verknöchert sind, dürfen hier aufleben
— es ist als ob n u r Altes wieder aufgebaut werden
dürfe und unsere Zeit kein Recht hätte so vernünftig
und zeitgemäß — und so frei — künstlerisch zu
bauen wie die Meister, die hier schon seit Jahr-
hunderten unter schweren Steinen ruhen. — Nur
ganz wenige neue Bauten verschmähen doch schon
die abgetragene Maskerade.
Aber wir wollen gar nicht das kunstgewerbliche
Leben der Nürnberger mit dem sogenannten Leben
auf anderen künstlerischen Gebieten in Nürnberg
vergleichen.
Dank der ganz gewaltig, aber still wirkenden
Wirksamkeit des Bayerischen Gewerbemuseums,
dessen Leiter als Künstler selbst zielbewußt und klaren
Urteils vorausschreitet, entfaltet sich schon in wenigen
Zähren ein kunstgewerbliches Schaffen, klärte sich
das Urteil über das Wollen wenigstens der kunst-
gewerblichen Zugend so, daß nicht mehr von
wirkungslosem Wirken hier zu reden ist.
Es wäre noch manches anderen Kunsthand-
werkers hier zu denken, der Bestes hier gewollt und
geschaffen. Zch möchte die Wohnungsausstattung
hier ausführlich zeigen und beschreiben können,
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einen Preis von 200 2Tt. mit vollem Recht erworben.
Ausgezeichnet durch die originelle technische Erfin-
dung, die gute Silhouette in jeder Figur, war die
Arche Noahs der Marie v. Uchatius. Aus
Dresden hatten Paul Maien fisch und Fritz
Klein hempel drollige Figuren gesandt. Um aber
einen Begriff zu geben auf wie fruchtbaren Boden
das Preisausschreiben für künstlerische Polzspiel-
sachen in allen Teilen Deutschlands und Österreichs
gefallen, mögen hier die Grte und Gegenden ge-
nannt fein, aus denen Arbeiten, die ehrende An-
erkennung oder einen Preis sich erwarben, einliefen:
Posen und das Neckarland, Steglitz und Wilmers-
dorf, Rüttenscheid und Saaleck, Wien und Dresden.
Und nun der praktische Erfolg dieses Preis-
ausschreibens?
Die Sonneberger Spiel-
warenindustrie hat sich
zuerst bemüht, alle Mo-
delle für sich zu erwerben.
Aber das Gew erbe-
ut ufe um als ein bayeri-
sches Znstitut hat Bayern
das Borrecht zu wahren
gewußt. Das bayerische
Kultusministerium rief,
von dem künstlerischen
Resultat des Wettbewerbs
so sehr erfreut, rasch die
Vorsteher der Distrikts-
schnitzschulen in Berchtes-
gaden, Gberammergau
uitd Partenkirchen zu
einer Besichtigung der Arbeiten und Entwürfe nach
München. Mit wirklicher künstlerischer Begeisterung
stritten sich diese Leiter hier um das Vorrecht, die
Entwürfe und Modelle benutzen zu dürfen. Nun
werden sie dort von Öen geübten Schnitzern in großer
Zahl hergestellt und die Gaben der Künstler werden
in de» Nachbildungen bald als Volkskunst ange-
sprochen und in aller Welt gerühmt werden.
So waren noch immer die Werke von Künstlern
die Vorbilder einer Volkskunst — und dieser so
instruktive Vorgang, an den nach Zähren erst recht
zu erinnern sein wird, ist ein praktisches Beispiel für
allerbeste und nützlichste Kunsterziehung.
IV.
Zusammenfassung.
Die unzulänglichen Bemerkungen über das
gegenwärtige kunsthandwerkliche Leben in Nürnberg
möchten wenigstens Begriff geben, von der möglichen
Wirksamkeit eines Znstituts, wie des Bayeri-
schen Gewerbemuseums, selbst in einer längst schon
künstlerisch so steril gewordenen Stadt wie Nürnberg.
Gewiß überall gewinnt das neue Kunstgewerbe
leichter an Boden als die neue Architektur. Aber
so sehr wie hier tritt doch in keiner deutschen Stadt,
die sich mit Nürnberg vergleichen ließe, eine so
kräftige, gesunde, vortrefflich organisierte Bewegung
für neue kunstgewerbliche Betätigung auf, während
ganz besonders in der Architektur eine reaktionäre
Strömung die unglaublichsten Exzesse begeht. Nur
Stilformen, die wenigstens einige Jahrhunderte alt
und die völlig verknöchert sind, dürfen hier aufleben
— es ist als ob n u r Altes wieder aufgebaut werden
dürfe und unsere Zeit kein Recht hätte so vernünftig
und zeitgemäß — und so frei — künstlerisch zu
bauen wie die Meister, die hier schon seit Jahr-
hunderten unter schweren Steinen ruhen. — Nur
ganz wenige neue Bauten verschmähen doch schon
die abgetragene Maskerade.
Aber wir wollen gar nicht das kunstgewerbliche
Leben der Nürnberger mit dem sogenannten Leben
auf anderen künstlerischen Gebieten in Nürnberg
vergleichen.
Dank der ganz gewaltig, aber still wirkenden
Wirksamkeit des Bayerischen Gewerbemuseums,
dessen Leiter als Künstler selbst zielbewußt und klaren
Urteils vorausschreitet, entfaltet sich schon in wenigen
Zähren ein kunstgewerbliches Schaffen, klärte sich
das Urteil über das Wollen wenigstens der kunst-
gewerblichen Zugend so, daß nicht mehr von
wirkungslosem Wirken hier zu reden ist.
Es wäre noch manches anderen Kunsthand-
werkers hier zu denken, der Bestes hier gewollt und
geschaffen. Zch möchte die Wohnungsausstattung
hier ausführlich zeigen und beschreiben können,
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