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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Breuer, Robert: Batiks
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0355

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Batiks.

6^2. Batikbehäuge von Max Fleischer-Wiemans, Grunewcild. Die zwei »eben dem Ilkittelstiick hängenden

sind altjavanisch.

feiner Linien waren die Zwischenräume sauber zn
halten, allzuviel Überschneidungen blieben besser ver-
mieden. — Der Aünstler fand bald Nachahmer;
der paager Salon »Serts anck Crafts« sammelte die
holländischen Batiker, die Franzosen trafen sich in:
Maison mockerue, für das auch der Belgier Lemuren
Entwürfe lieferte. — Wir können es diesen Pionieren
des Batiks wohl glauben, wenn sie uns von ihren
vielfachen mühseligen Versuchen berichten; schon
allein die Entfernung des Wachses aus dem Samt
bildet ein schwieriges Problem.

Der besondere Effekt des Samtbatiks ist der
wie aus Schleiern sich lösende, metallisch schimmernde
farbige Dekor; des weiteren darf wohl auch behauptet
werden, daß auf Samt leichter als auf glattein Stoff
die Spur der Landarbeit lebendig wird. Gut ge-
batikter Samt ist jedenfalls von außerordentlichem,
fast mystischem Reiz; bei längerem Ansehen komnit
jene traumhafte Stimmung, da man Formei: aus
der Dunkelheit zum Licht tauchen fühlt.

Zn dieser pinsicht ganz Vorzügliches haben auch
zwei süddeutsche Künstlerinnen geschaffen, Irene
Braun, München und pildur peß, Karlsruhe.
(Abb. 63^—638; vgl. auch Zahrg. \<)03 S. 290).

Die wunderfeinen Täschchen, die verlockenden Kisseu-
bezüge, die Rahmen, derei: größerer wie die paschisch-
illusion eines Schmetterlingsflügels anmutet, über-
raschen durch das klare Erfassen dessen, was der
Technik zugemutet werden kann; breit und elastisch
floß das harzverdünnte Wachs aus dem Pinsel. Es
ist Gesetz jeder Stilisierung von Naturformen, daß
sie sich nach den: Zweck und dem Material des zu
schmückenden Gegenstandes richte. Der jüngsten,
ein wenig vom Griginalitätsgeist ergriffenen Gene-
ration sei die Mahnung gesagt: Talent und Genie
machen es nicht allein, überlegender Verstand n:uß
hinzukonnnen. Die genannten Damenbatiks sind
sehr verständige Arbeiten. Bei der selbstverständ-
lich auch kalt vorzunehmenden Farbgebung zeigten
sich einige besonders schöne Zusammenklänge, silber-
grau auf maisgelb, blaugrau auf reseda, rotviolett
auf silberweiß, schwarz init violett oder goldgelb.

* *

Die völlige Eroberung des javanischen Batik-
verfahrens für das moderne europäische Kunstge-
werbe gelang den: Ehepaar Max Fleischer-Wiemans.

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