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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Breuer, Robert: Batiks
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0356

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Batiks.

SHZ. Batikvorhänge von Max F l eis ch er> tv i ein an s , Grunewald.

(Abb. 639—6^3.) Die Ausstellung im Berliner

Kunstgewerbemuseum war ein Genuß für die raffi-
niertesten und verwöhntesten Augen. Auf Fenster-
vorhängeu, Portieren, Teppichen, Tischdecken, Möbel-
bezügen blühten exotische Pflanzen bizarrster Form.
Völlig undefinierbare Farben aus einer eigenartigen
Zwischenlage, nicht matt, noch glänzend, ähnlich einem
intensiven Lichtstrom, der durch ein trübes Medium
dringt, eine Urwaldwiese im Morgeunebel. Ant herr-
lichsten war der Eindruck der gegen die Scheiben ge-
hangenen Stücke, in der Transparenz leuchteten die
Tücher wie Riesenplatten feingespaltener und geschlif-
fener Edelsteine, wie eilt sehr dünner noch glühender
Glasfluß. Die rein sinnliche Freude an der Farbe kam
zu ihrem vollen Recht. — Ein Raun: mit diesen Ba-
tiks ausgestattet, wirkt unbeschreiblich gemütlich und
geschlossen, mollig; man glaubt, in einer dichten
Laube zu sitzen, durch deren Blattwerk die Sonne
rieselt. Daneben lockt die Zeichnung unsere Phan-
tasie zu weitem Flug, hierdurch die Sicherheit und
bequeme Ruhe des Zimmers um so deutlicher zum
Bewußtsein bringend; aus diesem psychologischen
Moment erklärt sich die parmonie zwischen Batiks
und modernen Möbeln.

Biele Zahre hat Fleischer an Ort und Stelle
die Technik des Batikens studiert; durch seine Frau,
eine auf Zava geborene Holländerin, gelang es ihm,
den Eingeborenen auch den Färbeprozeß abzulauschen.
Zur Anwendung kommen fünf Grundfarben. Mang-
kudurot, ähnlich altem Kirchcurot oder gebrochenent
Syenit von sattem, dunklem Feuer; Sogabraun, ge-
gerbtes Krokodilleder, verfärbtes Weinlaub. Tegrang,
ungebrannte terra clie Siena, verdünnt, die Skala
durchlaufend von altgold bis fafranrofa, auch mit
matt violettem Schein; Gurkuma, gelb wie chinesische
Seide; Zndigo in allen Schattierungen, Aus diesen
Wurzeln und Rinden zaubern die Adepten je nach
Quantität, Mischung und Behandlung die entzückend-
sten Symphonien. Fleischer entdeckt dauernd neue
Kombinationen, wobei ihn oft genug der Zufall
unterstützt. — Zm Ornament geht der Künstler vom
indischen Stil aus; er wählt Motive der südlichen
Flora, Rankengewächse, große, dekorativ sehr wirk-
same Blätter, oder er stilisiert Fledermäuse, Heu-
schrecken und Tiefseegetier, Tintenfische und Seeigel.
Aus dem feinen Filigran des Moosgewebes, den
perlenschnüren der Algen spinnt er wundersame
Gewebe. Dabei arbeitet er stets im besten Sinne des

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