12
„Die Kunstauktion“
NACHRICHTEN
ERALL
Beschlagnahme der Figdor-
Sammlung ?
Wie wir in der leßten „Kunstauktion", Nr. 4,
S. 10, berichteten, war die Mitteilung ver-
breitet worden, daß die berühmte Sammlung
Figdor, Wien, durch den Berliner Kunst-
händler Nebehay angekauft wäre. In-
zwischen hat aber auf den Antrag
des Wiener Antiquitätenhändlers
R. Dornhelm das Bezirksgericht
eine vorläufige Verfügung erlassen, die eine
Beschlagnahme der Sammlung darstellt.
Die Gebrüder Dornhelm versichern
nach vorliegenden Presseberichten, daß der
gleiche Vermittlungsagent, ein Freiherr von
Salvotti, der die Verhandlungen zwischen
Nebehay und der Erbin der Figdorschen
Sammlung in die Wege geleitet hafte, ihnen
eine sehr große Summe unter der Vorspiege-
lung aus der Tasche gelockt habe, daß er
ihnen die Sammlung verschaffen könne, über-
dies hätten sie sich ausbedungen, daß die
Florentiner Antiguitätenfirma
„A d a c“, die hinter Nebehay stehe, nur durch
sie die Sammlung erwerben solle. Schließlich
wird die Vermutung geäußert, daß die wert-
vollsten Stücke der Sammlung
schon ins Ausland verschleppt
worden seien. — Falls die Nachrichten der
Wiener Presse zutreffen, hat jener vielge-
wandte Agent nicht ungeschickt gearbeitet, in-
dem er die Hilfe des deutschen Außen-
ministers Dr. Stresemann — natürlich
ohne dessen Wissen — in Aussicht stellte,
um die Ausfuhrbewilligung für die
Sammlung zu erhalten. In der Tat sollen
daraufhin die ifalienischen Kunsthändler, und
zwar durch Herrn Nebelhay, die Sfrozzi-
Möbel der Figdor-Sammlung angekauft haben,
über die weitere Entwicklung dieser an-
scheinend recht verwickelten Angelegenheit
werden wir berichten.
Erwerbungen
aus dem Friedländer-Fonds
Aus dem Fonds, der dem Berliner Museums-
direktor M. J. Friedländer zu seinem 60. Ge-
burtstag von einer großen Reihe in- und
ausländischer Kunstfreunde zur Verfügung ge-
stellt worden ist, isf jeßt für das von ihm
geleitete Kupferstich-Kabinett der
Staatlichen Museen eine Anzahl von
Erwerbungen gemacht worden. Obenan steht
eine Reihe von Zeichnungen alfer
Meister. Von dem Führer des niederländi-
schen Italianismus, von Jan Gossaert-Ma-
b u s e stammt eine offenbar in Rom selbst ent-
standene Zeichnung des Kolosseums, von dem
venezianischen Vedutenmaler Antonio
C a n a 1 e eine große Ansicht der dortigen
Kirche San Simeone piccolo. G. B. T i e p o 1 o ,
von dem Friedländer bereits ein besonders
reiches Zeichnungswerk erwerben konnte, ist
mit dem Entwurf zu einer Heiligen Familie
vertreten. Aus dem Rembrandt-Kreise
stammt die Zeichnung „Glaube, Liebe, Hoff-
nung“ von Jakob Backer. Als schöne
Proben französischer Zeichenkunst des
18. Jahrhunderts wurden zwei Blatt mit Löwen-
studien und „Auszug der Hirten“ von Fra go-
nard erworben; dann von Gabriel de
Saint-Aubin, dem berühmten Stecher,
Ohne Kommentar
In der Nr. 3 des I. Jahrganges der Zeitschrift
für Bücherfreunde „P h i 1 o b i b 1 o n“, Wien,
lesen wir:
„Diejenigen unserer Leser, die sich nicht nur
für Bücher interessieren, sondern auch etwas für
Kunst übrig haben, seien auf „Die Kunst-
auktion“ aufmerksam gemacht. Dieses wöchent-
lich erscheinende Blatt bringt gute Berichte
über den gesamten Kunstmarkt und
orientiert in übersichtlicher Weise über bevor-
stehende und stattgehabte Auktionen. Die Grün-
dung dieses Blattes war zweifellos eine Notwen-
digkeit für den Kunstsammler und den Kunst-
handel.“
Die Kunst- und Buchhandlung Otto
Fischer, Bielefeld, schreibt uns am 26. 1. 29:
„Wir erhielten Ihr Schreiben vom 15. Januar
1929 un i teilen Ihnen mit, daß die Abbestellung ein
Versehen war. Wir können heute Ihre Zeitschrift
nicht mehr entbehren, da die Auktionsberichte so
■schnell und in guter Auswahl erscheinen.. W i r
bitten um Weiterlieferung. Anbei ein
Scheck über 8,80 M. (Halbjahresabonnement).“
Ein Nürnberger Verlag schreibt uns
am 26. Januar 1929:
... Der von Ihnen so knapp bemessene Rabatt
hindert, uns allerdings daran, eine größere Werbe-
tätigkeit zu entfalten, die wir einzuleiten im Sinne
hatten, da uns Ihr Unternehmen als
recht aussichtsreich erschein tl.
Herr K. Geigy-Hagen b ach, Basel,
schreibt uns am 28. Januar 1929 folgendes:
„Ich erh'elt soeben die Nummern der „K u n st-
au k t i o n“, die mich sehr interessieren. E s i s t
das, was ich gesucht habe. Ich denke,
daß Sie nun meine Einzahlung für das erste Se-
mester erhalten haben.“
Zacharie Birtschansky
PARIS, 88, FAUB. ST-HONORfi
(en face de l’Elyaee)
TfiL. ELYS. 17-02
Tableaux * Meubles
Obj ets d’Art
Verkauf an Händler
Figurenstudien zu der Darstellung eines Vor-
trages. Von Ingres kam bei dieser Ge-
legenheit sein steingedrucktes Bildnis von
F. S. Douglas ins Kabinett, von Th. Rous-
seau eine Landschaftsradierung, dann meh-
rere Steindrucke von HenrideToulouse-
Lautrec, z. B. Bildnisse der Lender, der
Luce Myres. Von den großen Impressionisten
konnten Renoirs Radierung seines Sohnes
Claude, einige radierte Stadfansichten, auch
ein Steindruck mit Frauenakten von Pis-
sarro angekauft werden.
Der Bücherreichtum der Welt
Im „Bulletin für das Buchwesen“ veröffent-
licht Herr Sparn eine höchst interessante
Statistik über den Bücherreichtum der Welt.
Allerdings war es ihm nur möglich, die
1038 Bibliotheken der zivilisierten Welt zu er-
fassen, die in über 50 000 Bänden allein kata-
logisiert sind und einen Bücherbestand von
180 Millionen Stück aufweisen. Auf Europa
allein entfallen davon 669 Bibliotheken mit
119 600 000 Bänden, auf Nordamerika 314 mit
54100 000 Bänden, auf Süd- und Zentral-
amerika 22 mit 3 900 000 Bänden, auf Australien
7 mit 1 100 000 Bänden und auf Afrika 3 mit
200 000 Bänden.
besitzen bereits ähnliche Einrichtungen. Mit
der Zeit will man diese Minderheitenabteilun-
gen der Staaismuseen in selbständige Museen
umwandeln. Ein solches all ukrainisches
Museum der jüdischen Kultur ist in
Odessa vor einiger Zeit schon begründet
worden.
Freilegung
der Prätextatus-Katakombe
An mehreren Stellen der ausgedehnten
Katakombe des Prätextatus waren Einstürze
erfolgt, die z. T. von der Erdoberfläche bis ins
zweite Stockwerk hinuntergingen. Daher wurde
eine systematische Instandseßung der Räume
begonnen, die mehrere Jahre in Anspruch
nehmen wird. Mit den Arbeiten wird wohl eine
ziemlich vollständige Freilegung der ganzen
wichtigen Katakombe verbunden sein, deren
Anfänge bis ins 2. Jahrhundert hinaufgehen
und die eine Fülle wichtiger Mo-
numente birgt. Bei den Arbeiten wurden
große, bisher unbekannte Galerien gefunden,
die z. T. ganz unversehrt sind. Ein ausgemaltes
Wandgrab wurde freigelegt. Mehrere
sehr interessante Inschriften wurden gefunden,
einzelne bei den unversehrten Gräbern an der
Max Beckmann.
Die Lage.
Ausstellung bei Alfred Flechtheim, Berlin.
Max Beckmann
La löge
E xposition ' chez Aljtea FlechtheiwBerlin
In Europa verteilt sich der Buchbesiß
folgendermaßen:
In Hamburg, Dammtorstraße 27, wurde
von Wilhelm Beßler ein neuer Kunstsalon er-
öffnet. Der Salon wird hauptsächlich Arbeiten
junger und jüngster Künstler zeigen.
Bibliotheken
Bände
Deutschland
... 160
29 500 000
Frankreich
... 111
19 800 000
England
.. . . 101
17 000 000
Italien . .
... 85
13 300 000
Österreich
... 32
5 200 000
Belgien
... 19
3 000 000
Polen . .
... 14
2 800 000
Spanien
... 14
2 500 000
Ein neuer
Kunstsalon in
Hamburg
Württembergische Kunst in
Amsterdam
Im städtischen Museum in Amsterdam
wurde eine württembergische Ku ns i-
und Kunstgewerbe-Ausste 11 ung
eröffnet. Die Leitung liegt in den Händen des
Präsidenten Blees. Eröffnet wurde die Aus-
stellung im Beisein des deutschen Gesandten
und zahlreicher holländischer Kunstinter-
essenten.
Museen deutscher Kultur
in der Ukraine
Nach einem Beschluß des Bildungskom-
missariats der Ukrainischen Sowjetrepublik
wird dem Wolhynischen Staatsmuseum in
S h i t o m i r eine deutsche Abteilung ange-
gliedert, die systematisch die deutschen Kul-
turdenkmäler in Sowjet-Wolhynien
sammeln soll. Eine solche Abteilung ist auch
bei dem Museum in Zaporizja, dem
früheren Alexandrowsk, am Dnjepr, im Ent-
stehen. Andere Minderheiten der Sowjet-
Ukraine, wie die Polen, Griechen und Juden,
ursprünglichen Stelle. In der Katakombe be-
fanden sich Hunderte von größeren und kleine-
ren Bruchstücken heidnischer
Sarkophagbildwerke, die von alten
und reichen Grabanlagen stammten. Sie sind
alle in dem neugebauten Hof beim Eingang in
die Katakombe vereinigt worden. Manche der
Bildwerke sind von hoher Schönheit und auch
inhaltlich sehr interessant.
,,Pour le merite“
für Wilhelm von Bode
Wilhelm von Bode wurde der Orden
„P o u r le merite“ für Wissen-
schaften und Künste von der „Freien
Vereinigung von Gelehrten und Künstlern“ ver-
liehen, deren Kanzler Adolf von Harnack,
der berühmte Theologe, ist. Der Orden Pour
le merite war bekanntlich im monarchischen
Preußen die höchste Ordensauszeichnung, —
nach der Revolution haben sich die Inhaber der
Friedensklasse dieses Ordens zu einer selb-
ständigen Körperschaft zusammengetan, die
nach eigenem Beschluß neue Mitglieder hinzu-
wählt.
Zum
75. Geburtstag von C. Herrmann
Prof. Curt Herrmann, der Berliner Maler,
beging am 1. Februar seinen 75. Geburtstag.
Der Künstler, der sich bis ins Alter eine be-
neidenswerte Frische und Arbeitsfreudigkeit
hat bewahren können, hat in der neueren deut-
schen Kunst seinen Platz als der konsequente
Vertreter des Neoimpressionismus. Er ging
durch die Werkstatt des Akademieprofessors
Karl Steffeck, bei dem so viele der
besten Maler Berlins gelernt haben, dann
setzte Herrmann in München im Atelier L i n -
d en schmits seine Ausbildung fort. 1893
kehrte Curt Herrmann, nun für die Dauer, nach
Berlin zurück. Hier fand er unter dem Ein-
fluß der Franzosen die Befreiung von
der sehr soliden, aber etwas trockenen Art
seiner Anfänge: das Vorbild Seü1
und S i g n a c s lockte ihn, es in der P
manier, im Zusammensetzen der Farben
ihrem Spektralwerte zu versuchen, um U
kraft und Glanz des Lichtes zu geW1
In Stilleben, wie sie Magdeburg voC
besißt, in Schneebildern, wie in der
im Schnee“ im Danziger Museum, ist C
vielleicht am reinsten gelungen. Die dekof
Schönheit seiner großen Stilleben von ’S
leibern, deren Farbenpracht Herrmann m£l
haft nachzugestalten vermochte, hat o";
den Ausstellungen der Sezession efik
Die Feinheit seines Künstlertums hat Her?
seinerzeit als Arrangeur der Ausstellung^
Freien Sezession betätigen könne11
er Präsident der Vereinigung war. Sk
Herrmann, der zu ihren Begründern <Je;
dann durch die Ernennung zum Fhrenmi'L^
ausgezeichnet. Auch mit der Feder ist
Herrmann für die Geltung der von ihm ve? an abonn
tenen Anschauungen eingefreten, in dem C.6"11 Verl;
„Der Kampf um den Stil“. Sein Lebenswe1' "^igenar
die Berliner National-Galerie zum 70. Gch^hstaukti
tag des Künstlers in einer großen Ausst\_ len D114
gezeigt. ***" _
Festlichkeiten Öschu
Reimann-Ball
damer Straße 4): 12 M. 1
wohltätigen Zwecken zugeführt.
„Porza“-Kostümfest
Die internationale
gemeinschaft „P o r z a“ uag
Kostümfest heute, am Sonntag,,4^ehr mit
3. Februar, in Berlin im Luyumu,», - _ - , üCin<
straße 10. Einlaßkarten (Berlin, Reichst me, ^aß ,
5 und 10 M. ' '
„Dummheiten44, [ Sffan5
die ein Museumsdirektor immer wieder ;fen
hören bekommt. r ni'
1. Eine Dame: Nein es muß doch hf1
sein, so einen Beruf zu haben, wie Sie; A. „
nur mit Kunst und Schönheit zu tun zu h^'HRES
(Antwort, zwischen den Zähnen gemurme
beinahe so schön wie der Beruf eines
ditors.) .'-______
2. Sagen Sie mal, Herr Professor, W0'L,_
eigentlich nun so ein Museumsdirektor z0 12/""" —
3. Das Bild mag ja ganz schön sein,1 |y| jä ■
warum müssen diese modernen Maler 1
immer so klecksen, früher hat man doch
anders gemalt?
4. Vor einer Bronze von Rodin: kl1
stehe bloß nicht, warum denn die Bron/.e
glatt gemacht ist, dann wäre die Figur
viel schöner.
5. Aber erlauben Sie mal, das kan11
doch selbst als Laie sehen, daß die Figur
zeichnet ist.
6. Vor einer Plastik: „Ah! echte BrOf
7. Ich als alter Kavallerist muß doch
wissen, daß ein Pferd so nicht traben ’’
Usw. usw.
Dir. Heinz B r a u1
*
i,1? den I
Künst^schiand
veranstalten,
n Sonntag, Psehr mit
Logenhaus, f beim
5unngen-
i a’lst ied
Kun
< ? aus
dntersch
„Himmel und Hölle“
Das diesjährige Kostümfest der
einigten Staatsschu1en für
und angewandte Kunst, Charlotten
Hardenbergstraße 33, findet unter der0 n, --
„Himmel und Hölle“ am Sonnet) j Die
den 9. Februar, statt, — das Nachfe»' den )
r'bniar- ?-■?'<
Ball der Funkstunde ^en Un
Der diesjährige große G e s e 11 s c h 0.fend Spt,ni
ball der Funkstunde, Berlin, ’ise DinWaS
am Sonnabend, 9. Februar, in den der p9e
räumen des Hauptrestaurants Zoolo0’Jisajjo JT1.55
Garten statt. Einlaßkarten (Funkhaus, 'h jn *ei
Der Reiner»
R dem |
arplese Er<
grundet. |
Das 2. Gaukler-Fest der S gib!
Reimann, zum Besten der So1, so ko
unterstüßungskasse vom „Freundeskreis Kunst unc
Schule Reimann“ veranstaltet, findet 'se ergrifj
Sonnabend, den 16. Februar1'6 Mann
den Gesamträumen von Kroll statt. ert von <j
nichts hi
, ganzen
UNTER KOI LEG 6
Der falsche Renoir
Ein Kunsthändler kam entrüstet zu Rs
gelaufen, ein Bild unterm Arm. „Sehe0]
sich das Zeug an, Meister, so was wird
als Renoir angeboten.“ Der Meister ’
sich das Bild an, schweigt, brummt schließ
„Wollte Gott, ich hätte nie solchen S<?
gemalt, aber ich h a b’s wirklich
broche n.“
*
811
Die Tube Zinnober
Eugene Carriere, dessen äußerstj
krefe Palette bekannt ist, erhielt eines *1
von einem Kollegen eine Tube Zinnober
schickt mit dem Hinweis, sie möge ihm zur
lebung seines Kolorits verhelfen — —
Carriere antwortefe folgendes: „Ich
Ihnen, lieber Freund, bestens für die mir -
gesandte Tube und glaube sicher, deß ich t» T? n
ihrer besser bedienen werde al? O r,
Absender.“ — —
*
Porträtieren hat es in sich!
Hans Thoma erzählte einmal Trübner,
er eine befreundete Dame malen werde-
sagte Trübner lachend: „Tun Sie das ''
Porträtmalen zerstört die F r e 0
schäft!
<
Verantwortlich für die Redaktion i. V. und für den Anzeigenteil: F.-E- Hartmann. Berlin. Nachdruck nur mit Einverständnis unseres Verlages gestattet. In der Rubrik ..Kleine Anzeige n“ wird
die Druckzeile f. Abonnenten mit 9 0 Pfg„ f. Nicht? oonnenten mit 1,40 M. berechnet, während Überschriftzeilen durchweg 1,90 M. kosten. Druck von H. S. Hermann G-m. b. H„ Berlin SW 19.
„Die Kunstauktion“
NACHRICHTEN
ERALL
Beschlagnahme der Figdor-
Sammlung ?
Wie wir in der leßten „Kunstauktion", Nr. 4,
S. 10, berichteten, war die Mitteilung ver-
breitet worden, daß die berühmte Sammlung
Figdor, Wien, durch den Berliner Kunst-
händler Nebehay angekauft wäre. In-
zwischen hat aber auf den Antrag
des Wiener Antiquitätenhändlers
R. Dornhelm das Bezirksgericht
eine vorläufige Verfügung erlassen, die eine
Beschlagnahme der Sammlung darstellt.
Die Gebrüder Dornhelm versichern
nach vorliegenden Presseberichten, daß der
gleiche Vermittlungsagent, ein Freiherr von
Salvotti, der die Verhandlungen zwischen
Nebehay und der Erbin der Figdorschen
Sammlung in die Wege geleitet hafte, ihnen
eine sehr große Summe unter der Vorspiege-
lung aus der Tasche gelockt habe, daß er
ihnen die Sammlung verschaffen könne, über-
dies hätten sie sich ausbedungen, daß die
Florentiner Antiguitätenfirma
„A d a c“, die hinter Nebehay stehe, nur durch
sie die Sammlung erwerben solle. Schließlich
wird die Vermutung geäußert, daß die wert-
vollsten Stücke der Sammlung
schon ins Ausland verschleppt
worden seien. — Falls die Nachrichten der
Wiener Presse zutreffen, hat jener vielge-
wandte Agent nicht ungeschickt gearbeitet, in-
dem er die Hilfe des deutschen Außen-
ministers Dr. Stresemann — natürlich
ohne dessen Wissen — in Aussicht stellte,
um die Ausfuhrbewilligung für die
Sammlung zu erhalten. In der Tat sollen
daraufhin die ifalienischen Kunsthändler, und
zwar durch Herrn Nebelhay, die Sfrozzi-
Möbel der Figdor-Sammlung angekauft haben,
über die weitere Entwicklung dieser an-
scheinend recht verwickelten Angelegenheit
werden wir berichten.
Erwerbungen
aus dem Friedländer-Fonds
Aus dem Fonds, der dem Berliner Museums-
direktor M. J. Friedländer zu seinem 60. Ge-
burtstag von einer großen Reihe in- und
ausländischer Kunstfreunde zur Verfügung ge-
stellt worden ist, isf jeßt für das von ihm
geleitete Kupferstich-Kabinett der
Staatlichen Museen eine Anzahl von
Erwerbungen gemacht worden. Obenan steht
eine Reihe von Zeichnungen alfer
Meister. Von dem Führer des niederländi-
schen Italianismus, von Jan Gossaert-Ma-
b u s e stammt eine offenbar in Rom selbst ent-
standene Zeichnung des Kolosseums, von dem
venezianischen Vedutenmaler Antonio
C a n a 1 e eine große Ansicht der dortigen
Kirche San Simeone piccolo. G. B. T i e p o 1 o ,
von dem Friedländer bereits ein besonders
reiches Zeichnungswerk erwerben konnte, ist
mit dem Entwurf zu einer Heiligen Familie
vertreten. Aus dem Rembrandt-Kreise
stammt die Zeichnung „Glaube, Liebe, Hoff-
nung“ von Jakob Backer. Als schöne
Proben französischer Zeichenkunst des
18. Jahrhunderts wurden zwei Blatt mit Löwen-
studien und „Auszug der Hirten“ von Fra go-
nard erworben; dann von Gabriel de
Saint-Aubin, dem berühmten Stecher,
Ohne Kommentar
In der Nr. 3 des I. Jahrganges der Zeitschrift
für Bücherfreunde „P h i 1 o b i b 1 o n“, Wien,
lesen wir:
„Diejenigen unserer Leser, die sich nicht nur
für Bücher interessieren, sondern auch etwas für
Kunst übrig haben, seien auf „Die Kunst-
auktion“ aufmerksam gemacht. Dieses wöchent-
lich erscheinende Blatt bringt gute Berichte
über den gesamten Kunstmarkt und
orientiert in übersichtlicher Weise über bevor-
stehende und stattgehabte Auktionen. Die Grün-
dung dieses Blattes war zweifellos eine Notwen-
digkeit für den Kunstsammler und den Kunst-
handel.“
Die Kunst- und Buchhandlung Otto
Fischer, Bielefeld, schreibt uns am 26. 1. 29:
„Wir erhielten Ihr Schreiben vom 15. Januar
1929 un i teilen Ihnen mit, daß die Abbestellung ein
Versehen war. Wir können heute Ihre Zeitschrift
nicht mehr entbehren, da die Auktionsberichte so
■schnell und in guter Auswahl erscheinen.. W i r
bitten um Weiterlieferung. Anbei ein
Scheck über 8,80 M. (Halbjahresabonnement).“
Ein Nürnberger Verlag schreibt uns
am 26. Januar 1929:
... Der von Ihnen so knapp bemessene Rabatt
hindert, uns allerdings daran, eine größere Werbe-
tätigkeit zu entfalten, die wir einzuleiten im Sinne
hatten, da uns Ihr Unternehmen als
recht aussichtsreich erschein tl.
Herr K. Geigy-Hagen b ach, Basel,
schreibt uns am 28. Januar 1929 folgendes:
„Ich erh'elt soeben die Nummern der „K u n st-
au k t i o n“, die mich sehr interessieren. E s i s t
das, was ich gesucht habe. Ich denke,
daß Sie nun meine Einzahlung für das erste Se-
mester erhalten haben.“
Zacharie Birtschansky
PARIS, 88, FAUB. ST-HONORfi
(en face de l’Elyaee)
TfiL. ELYS. 17-02
Tableaux * Meubles
Obj ets d’Art
Verkauf an Händler
Figurenstudien zu der Darstellung eines Vor-
trages. Von Ingres kam bei dieser Ge-
legenheit sein steingedrucktes Bildnis von
F. S. Douglas ins Kabinett, von Th. Rous-
seau eine Landschaftsradierung, dann meh-
rere Steindrucke von HenrideToulouse-
Lautrec, z. B. Bildnisse der Lender, der
Luce Myres. Von den großen Impressionisten
konnten Renoirs Radierung seines Sohnes
Claude, einige radierte Stadfansichten, auch
ein Steindruck mit Frauenakten von Pis-
sarro angekauft werden.
Der Bücherreichtum der Welt
Im „Bulletin für das Buchwesen“ veröffent-
licht Herr Sparn eine höchst interessante
Statistik über den Bücherreichtum der Welt.
Allerdings war es ihm nur möglich, die
1038 Bibliotheken der zivilisierten Welt zu er-
fassen, die in über 50 000 Bänden allein kata-
logisiert sind und einen Bücherbestand von
180 Millionen Stück aufweisen. Auf Europa
allein entfallen davon 669 Bibliotheken mit
119 600 000 Bänden, auf Nordamerika 314 mit
54100 000 Bänden, auf Süd- und Zentral-
amerika 22 mit 3 900 000 Bänden, auf Australien
7 mit 1 100 000 Bänden und auf Afrika 3 mit
200 000 Bänden.
besitzen bereits ähnliche Einrichtungen. Mit
der Zeit will man diese Minderheitenabteilun-
gen der Staaismuseen in selbständige Museen
umwandeln. Ein solches all ukrainisches
Museum der jüdischen Kultur ist in
Odessa vor einiger Zeit schon begründet
worden.
Freilegung
der Prätextatus-Katakombe
An mehreren Stellen der ausgedehnten
Katakombe des Prätextatus waren Einstürze
erfolgt, die z. T. von der Erdoberfläche bis ins
zweite Stockwerk hinuntergingen. Daher wurde
eine systematische Instandseßung der Räume
begonnen, die mehrere Jahre in Anspruch
nehmen wird. Mit den Arbeiten wird wohl eine
ziemlich vollständige Freilegung der ganzen
wichtigen Katakombe verbunden sein, deren
Anfänge bis ins 2. Jahrhundert hinaufgehen
und die eine Fülle wichtiger Mo-
numente birgt. Bei den Arbeiten wurden
große, bisher unbekannte Galerien gefunden,
die z. T. ganz unversehrt sind. Ein ausgemaltes
Wandgrab wurde freigelegt. Mehrere
sehr interessante Inschriften wurden gefunden,
einzelne bei den unversehrten Gräbern an der
Max Beckmann.
Die Lage.
Ausstellung bei Alfred Flechtheim, Berlin.
Max Beckmann
La löge
E xposition ' chez Aljtea FlechtheiwBerlin
In Europa verteilt sich der Buchbesiß
folgendermaßen:
In Hamburg, Dammtorstraße 27, wurde
von Wilhelm Beßler ein neuer Kunstsalon er-
öffnet. Der Salon wird hauptsächlich Arbeiten
junger und jüngster Künstler zeigen.
Bibliotheken
Bände
Deutschland
... 160
29 500 000
Frankreich
... 111
19 800 000
England
.. . . 101
17 000 000
Italien . .
... 85
13 300 000
Österreich
... 32
5 200 000
Belgien
... 19
3 000 000
Polen . .
... 14
2 800 000
Spanien
... 14
2 500 000
Ein neuer
Kunstsalon in
Hamburg
Württembergische Kunst in
Amsterdam
Im städtischen Museum in Amsterdam
wurde eine württembergische Ku ns i-
und Kunstgewerbe-Ausste 11 ung
eröffnet. Die Leitung liegt in den Händen des
Präsidenten Blees. Eröffnet wurde die Aus-
stellung im Beisein des deutschen Gesandten
und zahlreicher holländischer Kunstinter-
essenten.
Museen deutscher Kultur
in der Ukraine
Nach einem Beschluß des Bildungskom-
missariats der Ukrainischen Sowjetrepublik
wird dem Wolhynischen Staatsmuseum in
S h i t o m i r eine deutsche Abteilung ange-
gliedert, die systematisch die deutschen Kul-
turdenkmäler in Sowjet-Wolhynien
sammeln soll. Eine solche Abteilung ist auch
bei dem Museum in Zaporizja, dem
früheren Alexandrowsk, am Dnjepr, im Ent-
stehen. Andere Minderheiten der Sowjet-
Ukraine, wie die Polen, Griechen und Juden,
ursprünglichen Stelle. In der Katakombe be-
fanden sich Hunderte von größeren und kleine-
ren Bruchstücken heidnischer
Sarkophagbildwerke, die von alten
und reichen Grabanlagen stammten. Sie sind
alle in dem neugebauten Hof beim Eingang in
die Katakombe vereinigt worden. Manche der
Bildwerke sind von hoher Schönheit und auch
inhaltlich sehr interessant.
,,Pour le merite“
für Wilhelm von Bode
Wilhelm von Bode wurde der Orden
„P o u r le merite“ für Wissen-
schaften und Künste von der „Freien
Vereinigung von Gelehrten und Künstlern“ ver-
liehen, deren Kanzler Adolf von Harnack,
der berühmte Theologe, ist. Der Orden Pour
le merite war bekanntlich im monarchischen
Preußen die höchste Ordensauszeichnung, —
nach der Revolution haben sich die Inhaber der
Friedensklasse dieses Ordens zu einer selb-
ständigen Körperschaft zusammengetan, die
nach eigenem Beschluß neue Mitglieder hinzu-
wählt.
Zum
75. Geburtstag von C. Herrmann
Prof. Curt Herrmann, der Berliner Maler,
beging am 1. Februar seinen 75. Geburtstag.
Der Künstler, der sich bis ins Alter eine be-
neidenswerte Frische und Arbeitsfreudigkeit
hat bewahren können, hat in der neueren deut-
schen Kunst seinen Platz als der konsequente
Vertreter des Neoimpressionismus. Er ging
durch die Werkstatt des Akademieprofessors
Karl Steffeck, bei dem so viele der
besten Maler Berlins gelernt haben, dann
setzte Herrmann in München im Atelier L i n -
d en schmits seine Ausbildung fort. 1893
kehrte Curt Herrmann, nun für die Dauer, nach
Berlin zurück. Hier fand er unter dem Ein-
fluß der Franzosen die Befreiung von
der sehr soliden, aber etwas trockenen Art
seiner Anfänge: das Vorbild Seü1
und S i g n a c s lockte ihn, es in der P
manier, im Zusammensetzen der Farben
ihrem Spektralwerte zu versuchen, um U
kraft und Glanz des Lichtes zu geW1
In Stilleben, wie sie Magdeburg voC
besißt, in Schneebildern, wie in der
im Schnee“ im Danziger Museum, ist C
vielleicht am reinsten gelungen. Die dekof
Schönheit seiner großen Stilleben von ’S
leibern, deren Farbenpracht Herrmann m£l
haft nachzugestalten vermochte, hat o";
den Ausstellungen der Sezession efik
Die Feinheit seines Künstlertums hat Her?
seinerzeit als Arrangeur der Ausstellung^
Freien Sezession betätigen könne11
er Präsident der Vereinigung war. Sk
Herrmann, der zu ihren Begründern <Je;
dann durch die Ernennung zum Fhrenmi'L^
ausgezeichnet. Auch mit der Feder ist
Herrmann für die Geltung der von ihm ve? an abonn
tenen Anschauungen eingefreten, in dem C.6"11 Verl;
„Der Kampf um den Stil“. Sein Lebenswe1' "^igenar
die Berliner National-Galerie zum 70. Gch^hstaukti
tag des Künstlers in einer großen Ausst\_ len D114
gezeigt. ***" _
Festlichkeiten Öschu
Reimann-Ball
damer Straße 4): 12 M. 1
wohltätigen Zwecken zugeführt.
„Porza“-Kostümfest
Die internationale
gemeinschaft „P o r z a“ uag
Kostümfest heute, am Sonntag,,4^ehr mit
3. Februar, in Berlin im Luyumu,», - _ - , üCin<
straße 10. Einlaßkarten (Berlin, Reichst me, ^aß ,
5 und 10 M. ' '
„Dummheiten44, [ Sffan5
die ein Museumsdirektor immer wieder ;fen
hören bekommt. r ni'
1. Eine Dame: Nein es muß doch hf1
sein, so einen Beruf zu haben, wie Sie; A. „
nur mit Kunst und Schönheit zu tun zu h^'HRES
(Antwort, zwischen den Zähnen gemurme
beinahe so schön wie der Beruf eines
ditors.) .'-______
2. Sagen Sie mal, Herr Professor, W0'L,_
eigentlich nun so ein Museumsdirektor z0 12/""" —
3. Das Bild mag ja ganz schön sein,1 |y| jä ■
warum müssen diese modernen Maler 1
immer so klecksen, früher hat man doch
anders gemalt?
4. Vor einer Bronze von Rodin: kl1
stehe bloß nicht, warum denn die Bron/.e
glatt gemacht ist, dann wäre die Figur
viel schöner.
5. Aber erlauben Sie mal, das kan11
doch selbst als Laie sehen, daß die Figur
zeichnet ist.
6. Vor einer Plastik: „Ah! echte BrOf
7. Ich als alter Kavallerist muß doch
wissen, daß ein Pferd so nicht traben ’’
Usw. usw.
Dir. Heinz B r a u1
*
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Künst^schiand
veranstalten,
n Sonntag, Psehr mit
Logenhaus, f beim
5unngen-
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Kun
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„Himmel und Hölle“
Das diesjährige Kostümfest der
einigten Staatsschu1en für
und angewandte Kunst, Charlotten
Hardenbergstraße 33, findet unter der0 n, --
„Himmel und Hölle“ am Sonnet) j Die
den 9. Februar, statt, — das Nachfe»' den )
r'bniar- ?-■?'<
Ball der Funkstunde ^en Un
Der diesjährige große G e s e 11 s c h 0.fend Spt,ni
ball der Funkstunde, Berlin, ’ise DinWaS
am Sonnabend, 9. Februar, in den der p9e
räumen des Hauptrestaurants Zoolo0’Jisajjo JT1.55
Garten statt. Einlaßkarten (Funkhaus, 'h jn *ei
Der Reiner»
R dem |
arplese Er<
grundet. |
Das 2. Gaukler-Fest der S gib!
Reimann, zum Besten der So1, so ko
unterstüßungskasse vom „Freundeskreis Kunst unc
Schule Reimann“ veranstaltet, findet 'se ergrifj
Sonnabend, den 16. Februar1'6 Mann
den Gesamträumen von Kroll statt. ert von <j
nichts hi
, ganzen
UNTER KOI LEG 6
Der falsche Renoir
Ein Kunsthändler kam entrüstet zu Rs
gelaufen, ein Bild unterm Arm. „Sehe0]
sich das Zeug an, Meister, so was wird
als Renoir angeboten.“ Der Meister ’
sich das Bild an, schweigt, brummt schließ
„Wollte Gott, ich hätte nie solchen S<?
gemalt, aber ich h a b’s wirklich
broche n.“
*
811
Die Tube Zinnober
Eugene Carriere, dessen äußerstj
krefe Palette bekannt ist, erhielt eines *1
von einem Kollegen eine Tube Zinnober
schickt mit dem Hinweis, sie möge ihm zur
lebung seines Kolorits verhelfen — —
Carriere antwortefe folgendes: „Ich
Ihnen, lieber Freund, bestens für die mir -
gesandte Tube und glaube sicher, deß ich t» T? n
ihrer besser bedienen werde al? O r,
Absender.“ — —
*
Porträtieren hat es in sich!
Hans Thoma erzählte einmal Trübner,
er eine befreundete Dame malen werde-
sagte Trübner lachend: „Tun Sie das ''
Porträtmalen zerstört die F r e 0
schäft!
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