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Die Kunstauktion: internat. Nachrichtenblatt des gesamten Kunstmarktes — 3.1929

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Nr. 9 (3. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.47052#0108
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14

I ) i Ix 11 nein ii Ir i inn-’


NACHRICHTEN VON U


ERALL

Museale Neuerwerbungen
Das Berliner Schloß-Museum erwarb kürz-
lich ein paar Bronzefiguren, die aus
Privatbesiß in Versailles stammen. Zwei
Gestalten ruhender Frauen, zum Schmuck eines
Brunnens nach der mäßigen Größe (wenig
mehr als Vi m) wohl in einem Innenraum be-
stimmt. Der nackte Oberkörper der Frauen
trägt die graugrüne, rauhe und matte Pahna,
die durch Feuchtigkeit entsteht. Die lagernden
Frauen sind nach einer Bestimmung des Geh.
Rats Otto von Falke Werke des H o f b i 1 d -
hauers König Ludwig XV., Bou-
c h a r d o n. Denn an dem populärsten Werke
dieses Meisters, dem im Auftrage der Stadt
Paris geschaffenen Marmorbrunnen in
der Rue de Crenelle, ist die Nymphe der Marne
sehr verwandt der einen neuen Berliner Figur.
Bouchardon hatte sich schon in seiner
römischen Zeit am Wettbewerb für die Fontana
Trevi beteiligt und das Brunnenmotiv seitdem
mit Vorliebe behandelt, z. B. an dem großen
Neptunsbecken des Versailler Schloßparks.
Beschlagnahme
derJFigdor-Sammlung aufgehoben
Wie wir in Nr. 5, S. 12, berichteten, war
durch das Wiener Bezirksgericht eine einst-
weilige Verfügung erlassen worden, durch die
die Kunstsammlung Figdor in gerichtliche Ver-
wahrung genommen werden sollte. Der Ein-
spruch durch Herrn Nebehay und Frau Walz,
den Käufer und die Verkäuferin der Samm-
lung, gegen diese Verfügung hat aber er-
reicht, daß von der Bestellung eines Verwal-
ters für die Sammlung abgesehen wird. Herr
Nebehay kann also über die Sammlung ver-
fügen, soweit das österreichische Denkmal-
scnußgeseß es erlaubt.
Spezialisierung!
Für das Frühjahr steht die Öffnung des
neuen Pergamon-Museums, für 1930 die Voll-
endung der Bauten auf der Berliner Museums-
Insel bevor. Damit wird überall die Neuauf-
stellung der Sammlungen verbunden sein. Und
das gibt eine Gelegenheit, endlich einmal die
Planwirtschaft einzuführen, die Karl
Scheffler im neuen Hefte von „Kunst und
Künstler“ empfiehlt. Das Schloß-Museum
z. B. sollte endlich die Konseguenzen daraus
ziehen, daß es nicht mehr das alte Kunst-
gewerbe-Museum ist. Es sollte sich mit den
Dingen vom Barock ab begnügen, weil
nur sie den Räumen angemessen sind, und
daneben höchstens noch einige Spezialsamm-
lungen von Stoffen, Majoliken usw. enthalten.
Seinen Besiß an deutscher Kunst des Mittel-
alters aber sollte es dem Deutschen Museum
überlassen, seine italienischen Kunstgegen-
stände dem Kaiser Friedrich-Museum usw.
Überhaupt ist ja der Fehler, daß die einzelnen
Kunstinstitute so tun, als wüßten sie nichts von
einander. Schadow, Graff, Tischbein, Chodo-
wiecki, Goya wird sowohl im Kaiser-Friednch-
Museum, wie in der Nafional-Galerie ge-
sammelt. Die Direktion der staatlichen
Schlösser und Gärten hütet die Meisterwerke
von Watfeau, Fragonard, Lancret, anstatt sie
den Bildergalerien zur Verfügung zu stellen.
Das Vernünftige wäre, die Meisterwerke
der Malerei im Kaiser-Friedrich-
Museum zu zeigen und dafür die Schlösser
mit weniger wichtigen Bildern des 18. Jahr-
hunderts zu entschädigen, wie sic in den De-
pots vorhanden sind.
*
Wir bringen diesen Vorschlag Schefflers,
ohne vorläufig Stellung dazu zu nehmen.
Die Red. ■
Museumserweiterung in Essen
Der Anbau, den das Folkwang-
Museum in Essen nach’ den Plänen von
Edmund Körner erhalten hat, wird demnächst
eröffnet werden. Ein F e s t s a a 1 ist vorge-
sehen, für den E. L. Kirchner die maleri-
schen Entwürfe schuf.
Wiedereröffnung des Luxembourg
Museums
Am 25. Februar wurde das Luxembourg-
Museum wieder eröffnet, nachdem es zwei
Monate lang geschlossen war. Während dieser
Zeit hatte ein Bilderwechsel großen Maßstabs
stattgefunden, über den wir demnächst ein-
gehend berichten werden. Die Einweihungs-
feierlichkeit fand im Beisein des Unterstaats-
sekretärs für die Kunst, A. Francois Poncet,
des Generaldirektors der Kunst, P. Leon, des
Direktors der staatlichen Museen, Verne, und
des Konservators des Luxembourg und seines
Assistenten, Masson und R. Rey, statt.
Drei wertvolle Gemälde gestohlen
Ein Pariser Kunsthändler schickte vor eini-
ger Zeit einen Murillo („Der Bettler“) und
zwei Tintoretto - Porträts nach

Zacharie Birtschansky
PARIS, 88, FAUB. ST-HONORfi
(en face de l’Elysee)
TfiL. ELYS. 17-02
Tab le au x * Me übles
0 b j e t s d ’ A r t
Verkauf an Händler

Amerika, um sie dort zu verkaufen. Als
ihm dies nicht gelang, ließ er sie wieder nach
Frankreich zurückkommen. Nun wurden alle
drei aus einem Speicher im Hafen von Le
Havre, trotz scharfer Bewachung, entwendet.
Die Versicherungssumme beträgt 100 000
Dollar.
Die Havemeyer-Stiftung
Mrs. Henry O. Havemeyer, die
Mitschöpferin der berühmten
Sammlung in New York, ist dort
im Alter von 74 Jahren gestorben. Mit ihrem
Gatten, dem „Zuckerkönig“, der ihr im Tode
voranging, hat Frau Havemeyer, dank reichen
Mitteln, eine der großartigsten Privatsamm-
lungen der Welt aufbauen können, neben den
Galerien Widener und Frick die stolzeste
Galerie -alter Meister in den Vereinigten
Staaten, ebenso reich an Werken Rem-
brandts und seiner Zeit wie an denen
der großen französischen Impressio-
nisten. Die Hauptwerke ihres Be-
sitzes, etwa 200 Gemälde, Pastelle
und Plastiken an der Zahl, gehen arv das

Sammlungen Röhrer in München und Benoit
Oppenheim in Berlin und stand eine Zeitlang
im Kaiser-Friedrich-Museum.
Ein Geschenk zu verkaufen
Dr. Otto H. F. Vollbehr, der deutsche
Sammler, der seit zwei Jahren in New York
weilte, kehrt jeßt mit seiner großen In-
kunabel- Sammlung nach Europa zurück.
Wie die Zeitschrift „Philobiblon“ erinnert, hat
Vollbehr seine Sammlung vor einigen Monaten
der Kongreß-Bibliothek in Washington als G e-
schenk angeboten, falls ein anderer Wohl-
täter die andere Hälfte des Schäßungspreises
von 12 600 000 RM. bezahlt. Anscheinend hat
sich aber der andere wenigstens bisher nicht
gefunden.
Der Kampf
um die „Belle Ferroniere“
In New York spielt seit Anfang Februar
gegenwärtig ein interessanter Prozeß, in dem
mancherlei Probleme zur Debatte stehen. Der
Beklagte ist Sir John Duveen, der wohl-


Russische Ikone
Gottesmutter „Wladimirskaja“' mit Heiligen
Nordische Schule.. XIV. Jähnhiundert
■Ausstellung in Berlin, e h e m al i.g e s K u n s t g e w e r b e m u s e u m
Zu unserem Aufsatz in Nr. 8, S. 9
leone russe
Vierge ,, Wladimirs kaja“ et Saints
Ecole du nord. XlVesiecle.
expos ee d Berlin, Museedes Arts decoratifs
voir. Nr. 8, p. g

Metropolitan-Museum in New York
über. Aus der Fülle der Kostbarkeiten seien
nur genannt: 7 Bildnisse von Rembrandt,
eine Cäcilia von Rubens, ein Bildnispaar von
Hals, 6 Goyas, das Bildnis des Kardinals Gue-
vera und die Toledo-Ansicht von Greco, 8 Ma-
nets, 19 Degas, 5 Cezannes, 15 Courbets. Ein
Madonnenbild von Filippo Lippi, Bildnisse von
Cranach und Antonello da Messina ragen un-
ter den Primitiven hervor.
Im übrigen ist die Stiftung der Museums-
leitung vollkommen überraschend gekommen
— es hatte sogar geheißen, Frau Havemeyer
sei mit der Museumsleitung durchaus nicht ein-
verstanden, und mehrfach hatte sie in den leß-
ten Jahren Leihgaben aus ihrem Besiß für Mu-
scumsausstellungen abgelehnt. Da kein Ka-
talog der Sammlung existiert und wohl kein
Besucher in dem großen Hause . in der
69. Straße alles gesehen zu haben sich rüh-
men kann, sind Überraschungen noch immer
nicht ausgeschlossen. War doch jeder Raum
des Hauses, bis in die sonst verschwiegenen
Winkel hinein, mit Kunstdingen gefüllt, kost-
bare Bilder hingen in Büroräumen und reiche
Schränke standen im Keller.
Deutsche gotische Holzskulpturen
in Cleveland
Das Kunstmuseum von Cleve-
land (ll.S.A.) hat eine der Holzgruppen
Christi mit dem schlafenden
Johannes an seiner Brust erworben,
die zu den innigsten Schöpfungen der ober-
schwäbischen Bildhauerkunst um 1300, aus
dem Zeitalter der Mystik, gehören. Diese
Gruppe ist wohlbekannt. Sie kommt aus einer
Kapelle im südwestlichen Württemberg, stand
später auf Schloß Schulzburg, ging durch die

bekannte Kunsthändler, — die Klägerin ist
Frau Aimee Hahn. Frau Hahn besißt die „Belle
Ferroniere“ Lionardos, — wie sie meint:
im Original. Sie bot es daher dem Kansas
Art Institute für rund 2 000 000 M. an. Diese
Verhandlungen scheiterten, da Sir J. Duveen
Zweifel an der Echtheit des Bildes äußerte,
das er für eine Kopie des berühmten Louvre-
Bildes erklärt. Nun verklagte ihn Frau Hahn
auf Schadenersaß. Bei den Verhandlungen er-
gaben sich manche überraschende Situationen.
Der Gerichtssaal verwandelte sich in ein
kunstgeschichtliches Seminar. Richter und Zu-
hörer sißen im Halbkreis um das Gemälde der
Frau Hahn, vor dem Sir Duveen seine Erklä-
rungen abgibt, die drastisch die Mängel des
Bildes betonen: „Die Augenbrauen
wachsen nicht aus dem Fleisch heraus. Sie
haben überhaupt kein Leben. Sie wachsen nur
aus der Malerei heraus." Oder das Haar be-
trachtend: „Das ist kein Haar. Das ist
Schmuß." Die Art der Kleidung des
Hahnschen Exemplares erklärte er als ein
Merkmal der krampfhaften Pinselführung des
Kopisten, der nicht nach eigenem Entwurf ar-
beitet. Es sei möglich zu sehen, wie der Kopist
Ideen einer späteren Zeit der früheren Fassung
zugrunde legte.
Auf diesem Felde der Expertise und der
Stilkritik beherrschte Sir John Duveen durchaus
die Situation, um so mehr, als auch B. B e-
r e n s o n , einer der besten Kenner der Lio-
nardobilder, sich auf seine Seite stellte und
das Hahnsche Bild für eine Kopie des Louvre-
Bildes erklärte.
Hier ging nun die Prozeßverhandlung mit
vollen Segeln in die hohe Kunsthistorie über:
die Frage nach der Echtheit des Louvre-
Bildes „La Ferroniere" rief Sachver-
ständige auf den Plan, die sich ausführlich zu

diesem Problem äußerten. Gaston
ches, Kustos der Gemäldes*
des Louvre, erklärte, daß das ß1
von Lionardos Hand sein könne, — ein*
miission von Experten, wie Venturi, ß
usw., hätte es nach eingehendster
suchung für ein Bild der Lio na r do5
erklärt.
Auf die weitere Entwicklung dieses '
ses darf man gespannt sein. Bisher
die Stellung Sir J. Duveens unerschütfer'

c

Pf) ila telistiscfrt
Bearbeitet von Herbert Rosen
Kommende philatelistisd'
Ausstellungen
In Verbindung mit dem 10. Westd^j '!is^
Philatelistentag der Arbeitsgemeinscha’.'an ab0
deutscher Briefmarkensammler- und y,
Vereine, der am 3. März statffindet, vef^Rejg^ .
der Rheinische Sammlerverein Hambo,,lJnst nnahr
Hambfno^®

2. b i s 4. März 1929 in _
„1. Niederrheinische Briefm®!
Ausstellun g“.
Vom 7. bis 14. Juli veranstnJJ
DanzigerVereine, der Verein für
künde e. V. und der Verein der Brief?»
freunde e. V. in Danzig eine [
nationale
1 u n g.

in Danzig eine —
B r i e f m a r k e n a «k rp
lrauerf(
Post vom j’k TreJu
Flugzeugbau!' den fahrende’’v.^
Während bereits im vergangenen H1 'Vah^1^J1*s
Versuch unternommen wurde, Post P?r Uns ju1 9
Flugzeug auf einen bereits auf hoher -’lder Fam?611
Europa befindlichen Dampfer nächst1 J^Uerha.,.1 ler
hat man vor kurzer Zeit in ScoOT in t, S(;s
Staate Illinois (Nordamerika) das £vs eUms
gewagt, einem Zuge dringende PostsaT Anib|(j„> J*be
_Xll,ldp"?. les
Dlchen .. ^ai
Wilhelm v. Bode gesto^jnich'1^^
Wir bekommen in leßter Minute die ^'Jr <jere
Nachricht vom plößlichen Ableben ’^1 |}jl,ldenburg
v. Bo des. Wir werden das Verdien5’tie||^nsLg Ver
rühmten Forschers und Museumslei^fae der^K
ausführlichste in der nächsten 9 In gr ?S(
der „Kunstauktion" würdigen. **Werien C|'
j s ^schiene'
diesem Wege nachzubringen. Dort D r. |
einem Flugzeug ein kleiner Postsack' 1 D r.
Postwagen des im öO-Kilometer-Tel’1’
renden Zuges geworfen und von die5)
aufgefangen )
Wenn sich auch eine derartige E1 .
bei uns nicht rentieren dürfte, ist»
doch in Amerika, wo man mehrere ’
Nächte im Zuge zubringen muß, sich6
gewaltiger Fortschritt.
Ein Postmuseum nach deut
Vorbild
Die griechische Regierung beabsK
Athen ein Postmuseum zu grün
ganz nach dem Vorbilde Berlins, deü1
postmuseum an der Leipziger- Ecke
siraße, aufgebaut werden soll.


SA

sa

Landsleute auf Reisen
Freund von mir erzählt: Ich
Zeit nach Rumänien. Auf eiy
wendet sich ein Mitreisender

Ein
einiger
Station
und bittet mich in ziemlich holprigen11
ein wenig auf seine Koffer zu acht1’1
einen Augenblick auf den Bahnsteig
Ich verstehe zwar ein bißchen engl'5[
ich spreche es nicht und deshalb
ich ihm in meinem tadellosen Franze5’
es mir ein Vergnügen sei, ihm dienlic*1
Während ich nun dasiße, höre ich ’p
Freude draußen die B. Z. am Mittag
Ich stürze schnell hinaus und hole

Der gute Dirigent
Der Dirigent Albert Wolff,
wärtig die Pasdeloup-Konzerfe in PA
dirigiert fast alles auswendig, selbst ö
Positionen moderner Musiker, deff
turen nicht gerade durch Einfachhe1’i
ragen. Als ihm ein Bewunderer se'L
nen über dies gute Gedächtnis aus^
merkt Wolff: (
„Sehen Sie, lieber Freund, der A
gent hat die Partitur im Kopf
den Kopf in der Partitur!“

Zille in Gesellschaft
(Die Tochter des Hauses sißt so gF
möglich auf der Lehne eines Klubse5’>
Zille: Bleiben Sie einen Oogß1'
sißen, Freileinchenl
Die Haustochter: Warum
Zille?
Zille: Ick möchte Ihnen zeicP
brauche ’n Titelblatt für ein neues 1
mir.
Die Haustochter: Ach, das
fein, Herr Zille! (Sie sißt still, Zille '
Die Haustochter (nach eine!
Wie heißt denn Ihr neues Buch, Herr
Zille: Wie et heeßt? ... Die


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:estattet. In der Rubrik „K leine Anzeigen“
'ruck von H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19.
 
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