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„Die Kunstauktion“

32 000 M., Daubignys Landschaft: 13 000 M.
Interessant war die Bewertung von Fantin-
Latours Toilette der Venus mit dem immer-
hin hohen Preis von 28 000 M., andererseits die
relativ niedrige Einschäßung von B o u d i n ,
die in dem Preis von 6700 M. für ein Deau-
ville-Strandbild zum Ausdruck kam, der jeßt
nach der Boudin-Hausse in der Vente Cahen
etwas altmodisch anmutet.
Moderne deutsche Arbeiten tauchten in
ganz verschwindender Zahl auf. So wurde
Lenbachs Porträt Leos XIII. auf der
Pulißer-Gould-Auktion für 3000 M. versteigert,
während seine Porträtstudie einer Dame,
wohl der Saharet, 3600 M. brachte.
Bemerkenswert waren ein paar Rekord-
preise, die für moderne amerikanische
Gemälde gezahlt wurden. So gab man in
der Austin-Versteigerung (30. Januar) für das
Porträt des Baron von Steuben von Ralph
Earle (1751 — 1801) rund 80 000 M., und fiir das
Porträt Andrew Jacksons von Samuel Waldo
(1783—1861) auf der Lyman G. Bloomingdale-
Auktion (22. November) sogar 122 000 M.
Plastiken kamen sporadisch zum Aus-
gebot. So auf der Pepoli-Auktion italie-
nische Skulpturen. Hier gab man für die
Madonnenstatue Nino Pisanos: 40 000 M., —
für Neroccio di Bartolomeos Statuette der
hl. Clara: 7600 M., — für Giov. della Robbias
Apostel Johannes: 9200 M. — Dann auf der
Spißer - Auktion (9. bis 12. Januar): hier
brachte eine Marmorstatuette des Ate-
lier von Falconnet: 6300 M., — eine
Marmorstatue der Venus mit Delphin, Frank-
reich, 17. Jahrhundert: 9450 M., — die Büste
eines Jünglings in Terrakotta von Giovanni
della Robbia: 14 700 M., — ein holzgeschniß-
tes Triptychon der Donauschule, frühes
16. Jahrhundert: 5700 M., — von kleinplasti-
schen Arbeiten die Elfenbeinstafuetfe der Ma-
donna, Frankreich, 14. Jahrhundert: 6500 M. —
Auf der Camp-Auktion gab man sogar für die
vortreffliche Bronze-Biiste des Generals La-
fayette von J. A. Houdon (s. Abb. Seite 7):
40 000 M.
*
Weit interessanter, vielseitiger und relativ
höher bewertet als Gemälde, Skulpturen usw.
war das Material an kunstgewerblichen
Gegenständen. Vor allem war das Mobi-
liar von Bedeutung. Die wichtigsten Auk-
tionen bezogen sich auf die Sammlungen Reif-
snyder und Ager.
Die Reif s nyder - Sammlung (20. bis
27. April) umfaßte den Nachlaß des bedeuten-
den Sammlers, der sein ganzes Leben hindurch
Stück für Stück zusammengeiragen hatte. Ein
großer Teil seiner Besißtümer war lange Zeit
im neuen Pennsylvania-Museum of Fine Arts
und im Mount Pleasant Mansion zu Phila-
delphia ausgestellt gewesen. Es war also
schon museal abgestempeltes Kunstgut, das
auf den Markt kam. Und das Material selbst
bestand in der Tat aus Arbeiten, die man als
„Museumsstücke“ bezeichnen darf. Vor allem
waren es die aus Philadelphia stammenden
Möbel, die Aufsehen erregten, denn Phila-

delphia, die bedeutendste Stadt der damaligen
englischen Kolonien, galt als durch Kultur,
Reichtum und Geschmack ausgezeichnet, und
so gehörte auch sein Mobiliar zu den besten
Typen.
Die außergewöhnliche Qualität dieser
Sammlung brachte es mit sich, daß außer-
ordentlich hohe Preise gezahlt wurden. So
wurde für eine Van Pelt - Chippendale-
Kommode (highboy) aus Mahagoni, Phila-
delphia um 1770, die enorme Summe von
185 000 M., — für einen Chippendale-

Lehnstuhl aus Mahagoni, Philadelphia um
1770: 138 000 M., — für eine Doppelkommode
(chest-on-chest), Mahagoni, Philadelphia um
1770: 109 000 M. gezahlt. Für einen Maha-
goni -Chippendale-Stuhl, Philadel-
phia um 1770, gab man 63 000 M., für ein an-
deres gleichartiges Exemplar 40 000 M., — für
einen Nußbaum-Stuhl mit Armlehne von W.
Savery, Philadelphia um 1750: 38 000 M., für
einen geschnißten Chippendale-Maha-

goni-Sessel mit Armlehnen, Philadelphia
um 1770: 35 000 M., — für ein analoges Exem-
plar: 24 000 M., — für ein geschnißtes Maha-
goni-Kanapee von Duncan Phyfe, New York
um 1800: 17 000 M. Dies waren die Haupt-
preise. Aber auch sonst hielten sich die Preise
in erstaunlicher Höhe.
Die andere große Auktion der Sammlung
von Mr. Fred W. Ayer (3. und 4. Mai) um-
faßte eine Reihe von Arbeiten, die an sich in
ihrer Qualität mit den gleichartigen Stücken
der Reifsnyder-Kollektion durchaus konkurrie-
ren konnten, wenngleich der museale Nimbus
fehlte. Auch hier handelte es sich übrigens

um ein Lebenswerk, das auf dem Wege der
Auktion zerstreut wurde, denn Fred W. Ayer
hatte 50 Jahre hindurch mit größter Sorgfalt
gesammelt. Neben einer Reihe von Möbeln
englischen Ursprungs hatten solche amerika-
nischer Herkunft das entschiedene Über-
gewicht, u. a. war eine Anzahl von Windsor-
Stühlen bemerkenswert durch ihre lückenlose
Reihenfolge. So hohe Preise wie bei der
Reifsnyder-Auktion wurden hier nicht erreicht.
Immerhin hielten sie sich, wenn man absieht
vom Vergleich mit den Hauptstücken der vor-

hergehenden Versteigerung, in beträchtlicher
Höhe. So wurde für einen Spieltisch von
Duncan Phyfe, New York, um 1800, die Summe
von rund 32 000 M., für einen „Louisiana"-
Spieltisch im Hepplewhite-Stil, aber ameri-
kanisch um 1812: 17 220 M. gegeben.
Neben diesen beiden Auktionen traten
sonstige Versteigerungen zurück, in denen
ebenfalls Mobiliar amerikanischen Ursprungs
zum Ausgebot kam, so die Camp-

Auktion (18. bis 19. Januar), mit ihrem
Material an Werken (s. Abb. oben) aus Phila-
delphia, Rhode Island, Connecticut usw.,
ferner die George S. P a 1 m e r - Auktion
(18. bis 20. Oktober), die King Hooper-
Auktion (7. und 8. Dezember) usw.
Auf der anderen Seite kam an wirklich
antikem Mobiliar außerangelsächsischer
Art Material nur in der einen Sammlung
Graf Pepoli (18. und 19. Januar) vor. Die
italienischen Möbel dieser Sammlung ent-
hielten vor allem Material aus dem
Quattrocento und Hochrenais-
sance, und zwar besonders Sessel.
Von diesen brachten Florentiner
Dante-Stühle, die früher in der Bardini-
Sammlung gewesen waren (s. Abb. Seite 5),
Nußbaum, XIV. Jahrhundert: je 12 200 M. Zwei
Paare italienischer Prunkstühle des XVI. Jahr-
hunderts, mit Brüsseler Tapisserie überzogen
(s. Abb. Seite 5), brachten je 29 400 M.
Von dem übrigen Mobiliar der Pepoli-
Auktion ist vor allem der bedeutende reich
beschnißte, lombardische Tisch der Man-
ch a s o 1 i a , 16. Jahrh. (s. nebenstehende
Abb.), erwähnenswert, der für 34 400 M. ver-
steigert wurde. Der Schrank der Spada
aus Rom, spätes 16. Jahrhundert, reich be-
schnißt und z. T. vergoldet, brachte 13 000 M.
Ein Hinweis wäre noch anzufügen auf die
Tapisserien, die auf der Auktion
Benguiat Company (11. bis 13. April)
zur Versteigerung kamen. Hier brachte eine
Brüsseler Renaissance-Tapisserie, XVI. Jahrh.,
mit der Darstellung der „Flucht der Cornelia“
rund 60 000 M., eine flämische Renaissance-
Tapisserie, ebenfalls XVI. Jahrh., 54 000 M.
Endlich werfen wir noch einen Blick auf die
Versteigerung der Sammlung Heera-
maneck (4. und 5. April 1929). Dies Er-
eignis war schon insofern von Interesse, als
dies die erste Sammlung dieser Art ist, die
in den Vereinigten Staaten zum Ausgebot ge-
langte. Sie umfaßte asiatische Anti-
quitäten aller Art. So Rajput Gemälde,
Stein- und Bronzeköpfe aus Kambodja und
Siam, persische Keramiken und Miniaturen,
persische und indische Textilien, eine einzig-
artige Sammlung hetthitischer Bronzen des
17. Jahrhunderts v. Chr. Die Preise waren
nicht so hoch, wie man hätte erwarten können.
Die Sammlung der eben genannten Bronzen
wurde mit 25 000 M. bewertet. Ein Buddha-
Kopf aus Bronze, indische Arbeit, XIV. Jahr-
hundert, stellte sich auf 3000 M., ebenso ein
Steinkopf Buddhas, Khmer Laphuri, XII. bis
XIV. Jahrhundert.
*
Das finanzielle Ergebnis all dieser
Auktionen ist sehr hoch gewesen, wenigstens
erscheint es so, wenn man es vergleicht mit
den Zahlen, die in Berlin im leßten Halbjahr
genannt wurden. So haben die Versteige-
rungen der American Art Associa-
tion von Oktober bis Anfang Mai insgesamt
die Summe von rund 18 Millionen Mark, die
der Anderson Galleries im gleichen
Zeitraum insgesamt die Summe von rund
20 Millionen Mark ergeben. Es ergibt sich


Tisch
Lombardei, XVI. Jahrh. — Nußbaum. — Smlg. Graf Pepoli. — Kat. Nr. 330
Brachte auf der Versteigerung in New York, American Art Galleries
am 18. u. 19. Januar 1929: rund 34 000 M.
T able.
Lombardie, XVIß sitcle. — Noyir.
Coll. Comte Pepoli. — No. 330 du Cat.
Adjuge environ 204000 fr. ä New York, American Art Galleries, les 18 et 19 Janvier 1929.


Pultschrank
Amerika, um 1770. — Mahagoni
114:113 cm. — Sammlung Mrs. GeTtrude H. Camp. — Kat. Nr. 224
Brachte auf der Versteigerung in New York, Anderson Galleries,
am 18. u. 19. Januar 1929: rund 17 000 M.
Bureau.
Amerique, vers 1770. — Acajou.
114: 113 cm. — Coll. Mrs. Gertrude H. Camp. — No. 224 du Cat.
Adjuge environ 102 000 fr. ä New York, Anderson Galleries, les 18 et 19 Janvier 1929.

Objets de Collection
Tapisseries • Peintures

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Du Haut-Moy«n 0
ä la Renaissanc

bei K. E. Henrici, Berlin, _ __
Versteigerung statt, die Autographen aus (■>
schiedenen Gebieten und den dritten (i||
leßten Teil des handschriftlichen Nachlaß
der Bettine v. Arnim enthält. Das wichtig 1
Stück ist das Manuskript zu den GespG
chen mit Dämonen“ von Bettina, im G
fang von rund 1600 Seiten, das die ei0^
händige Druckvorlage, Entwürfe, Umarbei*'j|1
gen usw. umfaßt. Dieses Manuskript iS*
sofern sehr wichtig, als die Dichterin m*n,j
stens drei voneinander abweichende ,’J
sionen niedergeschrieben hat. Neben
eigenen Arbeiten, von denen wir noch jl
„Memorabilienbuch“ erwähnen, J*
Briefen, u. a. an den König Friedrich
heim IV, finden wir größere und kleinere Q
teilungen von Manuskripten und Briefen j
Clemens Brentano, u. a. drei Briefe„i
Berichten über sein Leben auf Bukowan,
Familiengute der Brentanos in Böhmen,
von Briefen an Clemens Brentano, — 9 (j
von Briefen aus dem Familienkreise des ,
Brentano, — dazu kommen Manuskripte ;
Briefwechsel von Achim von Arnim. G
Reisetagebücher, Aphorismen, SchausPj
usw. — Aus dem ersten Teil des KataL
mit seinen Autographen aus verschiedenen
bieten nennen wir u. a. eine Reihe interes^jf
ter und temperamentvoller, ei_
Briefe Bismarcks an den General
pold von Gerlach, Gedichtmanuskripte J
Droste-Hülshoff, ein Musikmanusrj.
von Fr. Schubert, eigenhändige Briefe,tr
Schiller, 16 Autographen von GoC’J
Schiller und deren Kreis aus
Besiß von Riemer, dann als wertvollstes “fl
Goethes Manuskript zum „Fa üy
II. Teil, 1. Akt (16 Zeilen). Von mehr küy
historischem Interesse ist eine umfangi^f
Sammlung von Manuskripten, Briefen,
büchern, Photographien, allerhand kleine” i'
brauchsgegenständen usw. von M a X■ W
lian, Kaiser von Mexiko (1832--’
München
,.iJ(
Kunstgewerbe und alte Genu*
Vorberichf München. — Am 11. und V" jf
1929 findet bei Hugo Helbing in Münche*1»^
leßte Veranstaltung der Auktionssaison, y
Versteigerung von altem Kunstgewerbc
alten Gemälden statt, deren Bestände sic*1
den Nachlässen Frau Hofrat Le5
Mainz, Professor Arthur von P
berg, München, Dr. R. Paü*
München, und anderem Privatbesiß
sammenseßen. Den Katalog eröffnen k
mische Arbeiten, darunter rhei”'5
und westerwälder Steinzeug, Renaiss9 /
Majoliken von Faenza, Delfter Fayence”
deutsche Walzenkrüge. Unter den Öl9 Ji1
finden sich frühe Venezianer-Schalen, de”*-J
Formgläser, Emailgläser, geschnittene p'.fl
des 18. Jahrhunderts und der Biedermeic'j;*
Besondere Beachtung verdienen die
Wandteppiche; der früheste sfamr”1 pf
der Manufaktur Tournai (2. Viertel 16- * jf
hundert), die beiden anderen wurde*1
17. Jahrhundert in Brüsseler Werkstätte*1
fertigt; daran anschließend gelangen
orientalische Seidenfeppiche feinster KnüPjjf
zum Verkauf. — Unter den Möbel” /r
originale toskanische Schränke, Kre*K d
und Stühle des 16. Jahrhunderts bemei^Z
wert; außerdem deutsche Spätrenais®9
Kastenmöbel, fournierte Rokoko- (T
Louis XVI-Kommoden und ähnliches; ‘
gänzungen fügen sich reich geschnißte
Rahmen des 18. Jahrhunderts, Uhren und
bronzewandappliken an. — Von den >*’ a1'
Mefallarbeiten seien die Nürnberg9 jjil)
schlagenen Messingbecken, die Rel*e /.
feiler, die Krüge und Platten aus Z’”1^ J
Kupfergefäße aufgezählt. In Kürze sei <*
Leder- und Holzarbeiten, eine kleine SP
stocksammlung, Graphik und Büche* pf
wiesen. Dem Spezialsammler von W®’.ffC
bietet eine Kollektion, Helme, ^ch t*
Degen und Säbel, Pulverhörner des 1
18. Jahrhunderts enthaltend, Gelegenheit,
essante Stücke zu erwerben. Aus der
der Gemälde seien ausgezeichnete .ir,
flügel der altdeutschen und altniederlänCjg^
Schule hervorzuheben, sowie unter a*'
(Fortseßung auf Seite 5)

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chen mit Dämonen" von Bettina, im Gk-
- ■ — ~. , 4-3
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sofern sehr wichtig, als die Dichterin *T1,1J1lia
X.
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_Jahrg III, Nr. 26 vom 50. Junijx'
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also für beide Auktionshäuser zusammen j
respektable Summe von 38 Millionen **
als Umsaß. J
Diese Summen sind sicherlich sehr 11«
und müssen Eindruck machen. Um so 91 j
als es sich bei den meisten dieser Aukti°P||
gewissermaßen um einen Auftakt ha””^
Denn von einem eigentlichen Kunstn’j,.
kann man doch nur dort sprechen, wo Rel (.
tum und Fülle von Kunstwerken zur Verfüfl 6
steht und wo ein reger Wechsel des BeGN
tums stattfindet. Sobald diese Vorbeding”*1yij
geschaffen sind, und das kann ,
Amerikas absoluter finanzieller Weltgel* .
nicht mehr lange dauern, dann werden 9 (I
die Summen, mit denen die amerikanisC^A
Auktionshäuser ihre Umsäße angeben, v l'|i
ends ins Riesenhafte wachsen.

BRIMO oe LAROUSSILHE
34, Rue Lafayette — 58, Rue Jouffroy (Bd. Malesherbes) Paris

Berlin
Autographen
Nachlaß Bettina v. Arnim
Vorberichi Berlin. — Am 5. Juli 1929
i K. E. Henrici, Berlin, eine interess9^
 
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