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2

„Die Kunstauktion“

Jahrg. III, Nr.

55 vom 1. Septembe


III. N

Bahnhof dargeboten wird. Die Juryfreien Aus-
stellungen gaben in den lebten Jahren den ver-
hältnismäßig klarsten Querschnitt durch das
zeitgenössische Kunstschaffen, soweit es sich
um die Erkenntnis der allgemeinen moderneren
Tendenzen handelte. Die diesmalige Schau
ist um so instruktiver, als sie zwei große
Gruppen als Gäste geladen und ihnen be-
trächtlichen Plaß zur Entfaltung ihrer Mit-
glieder gewährt hat. In beiden Fällen
sind es durchaus zeitcharakteristische
Gruppen, die gewissermaßen die Pole des
gegenwärtigen Kunstschaffens darstellen. Die
eine Vereinigung ist die „Novembergruppe“,
die andere das „Novecento Italiano“. In bei-
den Gruppen sprechen sich diamentral ver-
schieden gerichtete Bestrebungen aus,
zwischen denen dann das Gros der eigent-
lichen Juryfreien Schau steht.
Die Novembergruppe bildet einen
Sammelpunkt radikaler Künstler. Wir
finden hier Arbeiten von G. Grosz, Dix, Cha-
gall, Jawlensky, Kandinsky usw. Ihre Namen
und Werke sind im allgemeinen bekannt, und
so entfällt an sich das Element der Über-
raschung. Wenn dennoch diese Ausstellung
sensationell wirkt, so erhält sie diese Würze
durch die Schaustellung älterer Arbeiten
einiger der bekanntesten Führer, die man
wohl noch im Gedächtnis, aber doch schon
gewissermaßen „verdrängt“ hatte. Wer die
Jahre der deutschen revolutionären Bewegung
miterlebt hat, fühlt sich aufs neue wie von
einem Alpdruck erfaßt, wenn er die „Barri-
kade“ von Dix oder „Deutschland, ein Winter-
märchen“, von G. Grosz wieder vor sich
sieht. Das rein Zeitbedingte dieser Produk-
tionen wird jeßt, nachdem der Alp von uns
gewichen ist, mit aller Schärfe klar. Und man
bedauert, daß nicht das große Schüßen-
grabenbild von Dix, das vor einigen Jahren auf
der Akademie so viel Aufsehen erregte, zur
Ausstellung gewählt wurde, — in diesem Werk,

Ein Saal ist den „Abstrakten“ einge-
räumf. Einige recht schöne Arbeiten von
Moholy-Nagy, Muche, Max Ernst usw.
legen mit unmittelbarer Produktion Zeugnis
von der noch fortwirkenden Stärke dieser Be-
wegung ab, während andere, wie Molzahn
usw., eher im Sinne eines vorsäßlichen Dog-
matismus zu arbeiten scheinen.
Den genauen Gegensaß zu der November-
gruppe bildet die italienische Kollektion des
„Novecento 11 a 1 i a n o“, die von dem
talentierten Gabriele M u c c h i gut zusammen-
gestellt wurde. Überwiegt bei jenen die Freude
am Experimentellen, Gewagten, Revolutionä-
ren, Ekstastischen, so spricht sich bei den
Italienern das Erbgut der mittelmeer-
ländischen Kunstübung aus. Bei der No-
vembergruppe wird man immer wieder
in die Zeit des expressionistischen Über-
schwangs zurückgerissen oder doch daran
erinnert, bei den Italienern würde man an-
gesichts ihrer Bilder nicht im mindesten etwas
vom Futurismus Marinettis ahnen. Dieser
ganze Aufruhr scheint von der Bildfläche ver-
schwunden zu sein, — auch nicht das kleinste
Zeichen gemahnt daran. Wohl ist auch hier
eine Vielfältigkeit der Richtungen sehr deut-
lich. Neben ganz auf das Malerische ein-
gestellten Persönlichkeiten, wie Felice
C a r e n a , dessen Familienbild wir in der
nächsten Nummer reproduzieren, stehen so
stark auf das Plastische abzielende Männer,
wie Fel. Casorati, M. Tozzi, Mario S i r o n i
(s. Abbildung S. 1) usw., in denen alles
wie skulpiert erscheint. Zwischen diesen bei-
den Extremen vermitteln Arbeiten von Achille
F u n i (s. Abbildung S. 6) usw., die eine
Synthese von' plastischer und malerischer
Wirkung anstreben. Ein Phänomen für
sich ist Carlo Carrä, der in seinen zarten
und doch kräftigen Landschaften usw. (s. Ab-
bildung in nächster Nummer) sich als eine
Art italienischer Utrillo gibt. Hier ist wohl die


Francesco Guardi, S. Maria della Salute in Venedig
Lwd., 45 : 71,5 cm. — Kat. Nr. 57
Galerie D. A. Hoogendijk & Co., Amsterdam
Ausstellung „Öude Kunst“ im Rijksmuseum, Amsterdam
F rancesco Guardi, Eg ise S. Maria della Salute ä Venise
Toile, 45:71,5 cm. — No 57 du Cat.
Galerie D. A. H oogendijk &Co., Amsterdam
E x-bosition ..Oude Kunst'1. Musee d’ A msterdam

nicht in jenen ist das Grausige und Furcht-
bare zur künstlerischen Gestaltung gebracht
worden. — Von solchen problematischen
Rückerinnerungen an Vorformen, wenn man
so sagen darf, abgesehen, aber ist diese Aus-
stellung der Novembergruppe recht lohnend.
Mit Freude begrüßt man ältere Meisterwerke
Chagalls, Kandinskys usw.

im eigentlichen Sinne malerische Potenz der
Novecentisten zu finden. Ganz scheidet frei-
lich der moderne Einschlag des Experimen-
tellen nicht aus. Die Figurationen von Massimo
C a m p i g 1 i sind ebenso geistreich wie ge-
konnt, aber auch bei ihnen spürt man als
Hintergrund eine selbstsichere Kräftigkeit,
überhaupt ist dieser Eindruck bei den

Juni

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Italienern, wie sie hier vorgeführt werden, ent-
scheidend: daß sie aus einer großen
Fülle heraus zu arbeiten scheinen. Das Uber-
spißte anderer Völker und Richtungen wird
man bei ihnen nicht verspüren. —
(Fortseßung folgt)

14
29-30

Francesco Guardi, S. Maria Maggiore in Venedig
Lwd., 45 : 71,5 cm. — Kat. Nir. 56
Galerie D. A. Hoogendijk & Co., Amsterdam
Ausstellung „Oude Kunst“ im Rijksmuseum, Amsterdam
Francesco Guardi, Eglise S. Maria Maggiore d Venise
. _<_Toile, 45:71,5 cm. — No 56 du Cat.
Tjälerie D. A. Hoogendijk & Co., Amsterdam
Exposition „Oude Kunst", Musee d’Amsterdam

tungsgegenständen auf den Markt. An 1
treffliche Exemplare antiker PI a 5
reihen sich frühe italienische Gemälde
deutsche Primitive. An QuattrocentofrC
schließen sich Arbeiten von van DV
Rubens, Tizian. Das Mobiliar isl

Fürstenporträts, Mobiliar
Berlin, Vorb. 2. Sept.
Wir weisen nochmals Ivergl. Nr. 30, S.2,
Nr. 34, S.2) auf die am 2. September statt-
findende Versteigerung des Kunstbesißes und
der Wohnungseinrichtung Günßelstr. 60 hin,
die von dem Versteigerer S c h r o o t unter
Mitwirkung des Internationalen Kunst- und
Auktionshauses G. m. b. H. durchgeführt
wird und die außer Mobiliar, Teppichen usw.
vor allem die schönen, aus Kloster Salz-
dahlum stammenden braunschweigischen
Fürstenporträts auf den Markt bringt.

Schloß Hasenwinkel
Berlin, Vorb. Mitte Okt.
Entgegen der im „Berliner Tageblatt“ ver-
öffentlichten Notiz findet die Versteigerung
des Schlosses Hasenwinkel durch das Inter-
nationale Kunst- und Auktions-Haus G. m.
b. H., Berlin W 62, statt. Der Auftrag ist
bereits seif längerer Zeit dem neu gegründeten
Unternehmen von dem Besißer des Schlosses
übertragen worden. Die Versteigerung ist als
Eröffnungsauktion für Mitte Oktober
d. J. vorgesehen. Der reich illustrierte Kata-
log ist in Vorbereitung. — Wir werden dem-
nächst auf die Versteigerung zurückkommen.

Kunstsammlung und Einrichtung
Fr. Aug. von Kaulbach
München, Vorb. 29. u. 30. Okt.
Die Auktion des Nachlasses Fritz
August von Kaulbach, München, am
29. und 30. Oktober d. ]., die von Hugo Hel-
bing, München, in der Kaulbach-Villa ver-
anstaltet werden wird, bringt ein mannig-
faches Material von Kunstwerken und Einrich-

Gemälde und Zeichnungen
Slg. Vicomte d’Hendecou^
Nachbericht London (V o r b e r i c I1 ’(l
Nr. 18, S. 2). — Die Versteigerung der 9j|
artigen Sammlung des bekannten, frühveD
benen Pariser Experten und Sah1'
Vicomte Bernhard d’HendecO
die vom 8.—10. Mai bei Sotheby in L o n
stattfand, endete mit einem Ges9
ergebnis von etwa 550 000 M. Das
umkämpfte Objekt, das auch den höc
(Fortseßung auf Seite 6)

ALTE MEISTE
Ankauf • VerL1

D. A. HOOGENDIJK & CO.

Frühe Teppiche
Ostasiatische Kunst

merkenswert durch die Fülle von Renaiss^
arbeiten Frankreichs, Italiens und Den*
lands. Prächtig ist die Textilkunsi
allen Samt- und Seidenstoffen, sowie.
Wandteppichen vertreten, von o£
außer einer Reihe von Orientteppichen
Wandteppich um 1500 mit <
Triumphes Cäsars besondere
dient.
Alle diese Dinge gewinnen noch an
durch ihr Beieinander in der Villa Kaulh?
Denn dieser Maler gehörte mit Lenbach, 5
usw. zu jener Gruppe von Künstlern, den^
Typ des „Maler-Fürsten“ vorschwebte,-- I
von ihnen hat ihn denn auch auf seine ’
sönliche Art in der Tat verwirklicht. Gef9]
sam aber war ihnen die Vorliebe für >L
nische Renaissance, in welcher sie das E1’
willige und Lebenskräftige ihrer NatuNj
idealer Vorbildlichkeit anzutreffen glau7
Lind so schwebt auch etwas von dieser
Stellung über den prächtigen Räumen
Villa Kaulbach und wird der Auktion 1
einen Reiz mehr geben. p
Ein reichillustrierter Katalog von
A. L. Mayer erscheint in nächster Zeit.

Wl I'.1 I lll.ppi'J !-■ I
der Darstellung 11
ere Erwähnung O C f




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kommen.
 
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