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20

„Die Kunstauktion“

Das Kunstgewerbe
auf den großen
englischen Auktionen
(Forfseßung von Nr. 37)
An Porzellanen kamen vor allem
ostasiatische Arbeiten in größerer Anzahl
auf den Markt. Besonders wichtig war die
Auktion H. Johnstone (4. Juni), bei der ein
exzeptionell gutes Material an früheren chine-
sischen Porzellanen herauskam. Stark war
hier das Interesse für die Stücke mit Email sur
Biskuit. Eine Kan g - Hsi-K umme mit
blühenden Pflanzen und mit Vögeln auf
schwarzem Grunde (s. Abbildung in Nr. 24,
S. 2) brachte 77 000 M., eine Peach-
Bloom-Flasche 43 000 M., eine Kang-
H s i - V a s e mit Henkeln in Form von Ele-
fantenköpfen 20 000 M. usw. Für weitere Ein-
zelheiten dieser sehr interessanten Auktion
verweisen wir auf unser ausführliches Referat
in Nr. 24, S. 8. — Auf anderen Auktionen wur-
den gelegentlich Preise erzielt, die diesen Er-
gebnissen nahekamen. So gab man (14. März)
für 3 chinesische Vasen und ein Paar Becher-
gläser der Yun-Ching-Epoche (s. Abbil-
dung in Nr. 37, S.6) 111 000 M. und für zwei
Wasserbehälter der Kien-Lung-Epoche 22 500
Mark.
*
Altenglisches Tafelsilber kam
in so beträchtlicher Fülle und in so hoher Qua-
lität auf den Markt, daß ein besonderer Rück-
blick auf dies Gebiet gerechtfertigt ist, um so
mehr, als es sich vielfach um Familieneigentum
handelt, das aus sehr angesehenen Kreisen
stammt. Die wertvollsten Arbeiten, zumeist
datiert und vielfach signiert, sind im 17. und
18. Jahrhundert hergestellt. Im allgemeinen
handelt es sich um silberne bzw. silber-
vergoldete Stücke, nur selten kommt eine
Goldarbeit vor, wie ein Queen Anne-Gefäß
mit Deckel (s. Abbildung in Nr. 25, S. 8),
das den Preis von 102 000 M. brachte
(24. April).
Aus der Mitte des 17. Jahrhunderts
brachte die Auktion Lord Brownlow (13. März)
einige wichtige Stücke auf den Markt. Hier
brachten 2 Schalen von 1664 (s. Abbildung
in Nr. 12, S. 2) 67 000 M., ein Toilettenservice
um 1670: 41 000 M., eine Marmeladenbüchse
von 1666: 15 000 M. Bei späteren Versteige-
rungen wurden verkauft ein Suppennapf mit
Deckel von 1672 für 24 000 M. (10. April), ein
Gefäß mit Deckel für 17 000 M. (13. Juni).
Aus der Zeit u m 1700 brachten auf der
Brownlow-Auktion 2 Queen Anne-Kannen,
1713 (s. Abbildung in Nr. 12, S.5) 86 000
Mark, fünf Tablette William III., 1698, 96 000 M.,
bei späteren Versteigerungen: ein Suppennapf
mit Deckel, James II., 1685, 34 000 M. und ein Wil-
liam und MarY-Toiletten-Service, 1691, 51 000
Mark HO. April), ein Deckelgefäß, Queen Anne,
1708, 33 000 M.
In die erste Hälfte des 18. Jahr-
hunderts fällt ein ungewöhnlich reich orna-
mentierter Teekessel George II., 173657, und
zwei Präsentierteller, 1720, die bei Sotheby
(27. Juni) zur Versteigerung kamen und 31 000
Mark bzw. 18 000 M. brachten (s. Abbildung S. 2).
Vereinzelt brachten Arbeiten aus früherer
und späterer Zeit noch gute Preise. So eine
flache Schale auf hohem Standfuß aus der
Zeit Elisabeths, 1576, die für 27 000 M.
(17. Juli) und ein Tafelservice von 1804
bis 1819, das für 113 000 M. (13. März) fort-
ging.
Einige Stücke, die außergewöhnliches
geschichtliches Interesse hatten, fanden
zu hohem Preis Liebhaber, auch wenn
ihre Arbeit selbst nicht besonders her-
vorragend war. So gab man auf der Auk-
tion Lord Brownlow für einen Amtsstab
von 1725: 37 000 M. und später (3. Juli) für die
Mazor-Bowl von 1507: 59 000 M.
Fassen wir die Übersicht über die Ergeb-
nisse der Versteigerungen von Kunstgewerbe

zusammen, so ergibt sich auf den ersten Blick
als Hauptphänomen die Mobilisierung des bis-
her sorgfältig zurückgehaltenen Familieneigen-
tums großer englischer Familien — besonders
auffällig wird das bei dem altenglischen Tafel-
silber. Aber bei allem hervorragenden Mate-
rial, das auf den Markt gekommen ist, scheint
es sich doch nur um einen geringen Bruchteil
der vorhandenen Schäße der oberen Schichten
des Landes zu handeln. Man darf wohl an-
nehmen, daß die weitere Entwicklung diese
erst kürzlich angebohrte Quelle zu weit reiche-
rem Sprudeln bringen wird. D esy.

Das Ende einer
Bismarck - Sammlung
Erstaunlich wenig Interesse fand sich in
Hamburg für die dort vor einigen Tagen ver-
steigerte berühmte Spechtsche Bis-
marck-Sammlung, die bisher im Bis-
marckturm in Aumühle in der Nähe Hamburgs
untergebracht war. Die erzielten Preise sind
geradezu beschämend niedrig. Der Arbeits-
stuhl des Fürsten erzielte 30 M., für einen
Stammbaum der Familie Bismarck auf hoher

Jaf

Jahrg. III, Nr. 58 vom 22. SeptemberJ^
Tafel wurden nur 10 M. bezahlt, Brieie J
Bismarcks eigenhändiger Unterschrift 9|l'rfd
zu Preisen von 12—15 M. fort. Visitenk®
des Fürsten und der Fürstin wurden
5 M. verkauft. Eine Sammlung von ZeiiunHen
die Artikel beim Tode Bismarcks enth,e 0i<
brachte 2, in Worten: zwei Mark! Die pjü
fangreiche Bibliothek, die die gesamte ‘jjt
marckliteraiur umfaßt und in der bereii5allfj
alte bekannte Bismarck-Sammlung Kern j|
gegangen war, erzielte 2350 M. und
den Besiß des Verlages des sozialdein0
^ischen^Hamburge^^cho'^jibcn^^^^^^j

NACHRICHTEN VON U


ER ALL

Rechtsverbindliche Auflage
dieser Nummer 10 000 Exemplare.

Amerikanisches Mäzenatentum
Das amerikanische naturwissenschaftliche
Museum in New York erhielt als Geschenk
die berühmte Sammlung des Millionärs Minor
Keith, die vor allem Kunstgegenstände aus
Gold umfaßt. Die Bedeutung der Sammlung
beruht vor allem auf den alten Inka-Schmuck-
stücken, goldgetriebene Schmetterlinge, Vögel,
Krokodile und sonstiges Getier, von denen
die Sammlung allein etwa 7000 Objekte ent-
hält.
Neue Handschriften
Wolfram von Eschenbachs
Sieben mittelhochdeutsche Handschriften,
darunter fünf umfänglichere Fragmente, die
bisher unbekannte Teile der Dichtung „Wille-

dekorative Dinge finden kann. Man braucht
sich nur in diesen hübschen Räumen bei Star-
gardt einmal umzusehen, um sich davon zu
überzeugen, welche Intimität einem Wohnraum
durch diese alten Ansichten verliehen wird,
vor allem, wenn sie in der diskreten Art alter
Kolorierung auf uns wirken. Wie man ja nicht
umsonst jeßt Modekupfer, Blumen- und Tier-
bilder, schöne alte Landkarten mit dekora-
tiven Kartouchen immer mehr zur modernen
Innendekoration benußt, so hat man sich eben
auch entschlossen, vom rein Dekorativen
weiter zum Bildhaften zu schreiten, und hier
ist eben nichts weniger störend als die alte
Landschaft, zu der der Bewohner eine persön-
liche oder seelische Beziehung hat. Diese
Art der Traditionskultur in der modernen
| Wohnung verträgt sich durchaus mit dem


Georg« R o in n e y , Bildnis der Mrs. Long
Lwd., 75 : 63 cm. — Sammlung Eduard Simon- Berlin. — Kat. Nr. 29
Versteigerung bei P. Ca.seirer u. H. Helbing, Berlin,
am 10. und 11. Oktober 1929
George Romney, Portrait de Mme Long
Toile, 75:63 cm. — Coll. Ed. Simon-Berlin, — N_o 29 du Cat.
Vente chez P. Cassirer et H .Helbing, Berlin, les 10 et 11 Octobre 1929

halm" Wolframs von Eschenbach enthalten,
wurden im Stadtarchiv zu Wasserburg ent-
deckt und von Oberbibliothekar Hartmann als
echte, wertvolle Ergänzungen zu den Werken
des Dichters des „Parzival“ darstellende
Bruchslücke anerkannt. Die Manuskripte blei-
ben Eigentum der Stadt Wasserburg.

modernsten Möbel, selbst dem sachlichen
Bauhausmöbel oder dem Büro, wie sie an-
dererseits die entsprechende Wandflächen-
ergänzung zum antik eingerichteten Wohnraum
bildet. Dr. B.

UNTER


J'ddung

P4

SA?


BOTTI

feimten,
’Jinchene

um eine Karte bat, sandte er sie ihm,
mit folgendem Begleitwort:
tun, einen ..... ..._ _

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Bernard, das beim Publikum keinerlei Mode
klang fand. Als ihn nun einer seiner F^/^öpferi;

L™ DvyiUIvvv-i i: „Sie werd^
Revolver mit ins TheaKp j
nehmen, denn Sie kommen in eine 9

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Reichsverb and bildender Küflsl ,
Der Reichsverband bildender
Deutschlands hält seine neunte Mitgl'^pi
Versammlung in der Zeit vom 26. bis 29.
tember in Danzig ab. Außer dem sachtji<
Programm der Tagungen sind künstll11^
Führungen in der Stadt und den Museen^!
Fahrt nach Königsberg und eine ,,
der Marienburg vorgesehen.

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— „Ach Gott, nun sind mir meine v <
Gedichtmanuskripte in diesen Abgruno
fallen."
Der Führer: _2—.
wahrscheinlich wieder aus dem Kopfe 11,1
schreiben können.“ (
— „Das schon, aber ich hatte doch 11
Butterbrote drin eingepackt.“
v *
Anekdoten um Tristan Bernard .
Man gab einmal ein Stück von TitJi

führer, verlangen Sie doch erst mal die ’
karte des Herrn, der sich beklagt." i
dies. Es ist ein Billett 2. Klasse, ul’0
Mann wird hinausgewiesen.
Der Zug seßt sich in Bewegung. .
Nachbarin fragt Bernard: „Wie konnKj,
erraten, daß der Herr nur eine Fah
2. Klasse hatte?“ |
„Das ist sehr einfach,“ erwiderte
„er hatte seine Karte in der Weste11 1
und ich sah, daß es dieselbe Farbe w®1
die meinige.’


j}'1’ Modi
öpferis
Meinung
Skept
fee stel
fenchen
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qfemten,
1. Klasse und zündet sic j jjhehene
Ein Herr, der ihm gege 'Adelte .■
’ mbach, !

verlassene Gegen d.“
*
Tristan Bernard sißt beguei11
einem Abteil I. Klasse und zündet sicj
Zigarre an. L... ...... ,
sißt, sagt: „Ich bitte Sie, nicht zu rauch9’1
„Ich tue, was mir gefällt,“ antwortet B9 fs
„Das wollen wir sehen!" Der ,
zieht die Notbremse, der Zug hält uf1!,,
Zugführer erscheint: „Was ist hier
„Dieser Herr," sagt der Zigarrenfeinöy
zeigt auf Bernard, „raucht im NichtrtU
abteil.“ Der Zugführer wendet sich an 1 V
Bernard. Dieser aber sagt ruhig: „Herf|;

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1930

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sich
von

VERLAG, REDAKTION UND LESESAAL:
BERLIN W 62, Kurfürstenstraße 76-77
Telephon: B 5, Barbarossa 7228,
Te'egramm-Adresse: Kunstauktion Berlin

1
Tepp

Antike Möbel vom 15. bis 18. Jahrhundert
Tapisserien, Plastik, Gemälde, Porzellane
altes hochwertiges Kunstgewerbe
jeder Art

Zacharie Birtschansky
PARIS, 88, FAUB. ST-HONORlS
(en face de l’EIysee)
TJäL. ELYS. 17-02

Aschaffenburger
Kupferstichkabinett
Das Kupfersiichkabinett in Aschaffenburg
umfaßt etwa 20 000 Blätter in Stichen und
Handzeichnungen aus dem 15. bis 18. Jahrhun-
dert, hierunter eine Reihe wertvoller Arbeiten,
so englische Farbstiche usw., die in ihrem
Grundstock auf Otto Erfhal, einen Sammler
vom Ende des 18. Jahrhunderts, zurückgehen.
Seit einiger Zeit liegt diese Sammlung in
München und wird hier zur Ausstellung in
Aschaffenburg vorbereitet: aufgezogen, ge-
ordnet und beschriftet. Die Kosten dieser
Modernisierung werden auf 70 000 bis 80 000
Mark veranschlagt, — der bayerische Staat und
die Stadt Aschaffenburg müssen diese Summe
gemeinsam aufbringen. Die Wiedereröffnung
des Kupferstichkabinetts dürfte im Laufe
stattfinden.
Kolorierte Ansichten
Die Firma I. A. Stargardt hat
nun auch neben ihren Autographen
Büchern dem Gebiet der Ansichten, insbeson-
dere der Städteansichten, zugewandt. Sie
hat einen sehr hübschen Katalog solcher alter
Ansichten versandt und auch in ihren Ge-
schäftsräumen einen besonderen Raum mit
schönen kolorierten Ansichten als ständige
Ausstellung eingerichtet. Hier ist tatsächlich
noch ein Gebiet, wo der Sammler schöne und

JETZT ABONNIERT JEPN
DAS W E L T B L A T T OER K U N S
DEUTSCHES NACHRICHTENBLATT DES GESAMTEN KUNST- UND BUCHM^
Bon™ Herausgeber Dr. J. I. von Saxe
Die einzige wöchentlich erscheinende Kunstzeitung in deutscher Spr
aktuellsten Kunstn = chrichten aus der ganzen Welt. Reich illustriert.
Das Börsenblatt des Kunstsammlers und des Kunsthändlers.
Jeder Sammler, jeder Kunst- und Buchhändler muß. wenn er sich
wichtigen Ereignisse und über den Stand des Marktes inform'0 j
die „Kunstauktion" halten.
Größte Verbreitung in In-und Auslande. Die Inserate de-,.KunsiauKLi^ ^’
von Tausenden von Abonnenten aus kaufwil igen und kaufkräftigen Kreist J
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Herausgeber und Schriftleiter: Dr. J. I. von Saxe. Verantwortlich für die Redaktion: D r. Eckart v oin SydLo J’1/ Un T a n n ’ per^nL
juit Einverständnis unsere« Verlages gestattet, — Haftung für unverlangt eingesandle Manuskripte wird nicht übernommen. RucksenL , e n Porto beigefugt. Druck: H. S. Hermann G. m. b. H„ Ber..n j
 
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