Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

DOI Artikel:
Die Kunst bei der Friedens- und Truppeneinzugs-Feier in Dresden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0005

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3

4

Die Kunst bei der Friedens- und

zugleich die Muse der Geschichte, welche die Siege der
deutscheu Waffeu verzeichnet. Uuter dieser Darstelluug
stand in der breiten, schön ornamentirteu Bordüre des
großen Tuches: „Mit goldnen Zügen strahlt in ber Ge-
schichte, was Ihr gethan für's deutsche Vaterlaud".
Die stylvolle, edle Kompositiou rührt von unserem Alt-
meister Schnorr v. Karolsfeld her und war, uach einer
Farbenskizze des Professors Hofmann von Kriebel, Diet-
rich nnd Simouson ausgeführt. Die Anreguug zu diesem
echt künstlerischen Schmucke hatte Hofrath vr. v. Zahn
gegeben, von dem auch die Verse auf der Rückseite des
Bildes verfaßt waren, in welchen der Gegeustand der
Darstellung kurz und bedeutsam ausgedrückt erschien.

War der Schmuck der Pragerstraße die gelungene,
heitere, farbenprächtige und reiche Jntroduktion der
ganzen Festdekoration, so kam dann in letzterer ein Ruhe-
punkt, ein fast etwas zu langer, denu erst am Pirnaischen
Platz trat das küustlerische Elemeut wieder ein; bis dahin
bezeichneten uur die dem Nordcu eigenthümlicheu düuuen
Kräuze und Guirlanden, wie ziemlich schmucklose Tribü-
nen, die Siegesstraße. Das Thor, welches sich auf dem
Piruaischen Platze vor dem Eingaug in die Laudhaus-
straße erhob, dieute verschiedenen Bildern und Juschriften
als Umrahmung. Für das Hauptbild über dem Durch-
gang hatte die städtische Behörde eine Konkurrenz aus-
geschrieben und den Preis einem Entwurf des Malers
Diethe zuerkannt. Das Bild, von Hemken, Nietscher und
Sachse ausgeführt, stellte die Germania dar, welche deu
heimkehrenden Kriegern ihren Dauk spendet. Jni Gefolge
der Germauia befanden sich die Tapferkeit uud der Nuhm,
der Sieg und der Friede. Zwci Medaillons, unterhalb
der Jnschriften, die zu Seiteu dieseS Bildes angebracht
wareu, versinnlichten in lebendigerer Weise, von Gey
komponirt und vou diesem uud Kießliug ausgeführt, die
Eiuheit uud Stärke. Uuter den grünen Laubgewiuden
hindurch, welche die Landhausstraße überschatteteu, ge-
langten die Truppen auf den Neumarkt, wo sie von der
Stadt feierlich begrüßt wurden. Jn der Mitte des
Marktes, rechts nach der Frauenkirche zu, erhob sich zn
diesem Zwecke ciue große, dreigetheilte Tribüne für die
Vertreter der Stadt, Festjungfrauen u. s. w. Vor dieser
Tribüne stand, neben einer Nednerbühne, auf hohem
Postamente die Kollossalbüste des Königs von Sachsen.
Dieser Anordnung entsprach die gegeuüber liegende, ebcn-
falls dreigetheilte, für die Jnvaliden und die freiwillige
Krankenpflege bestimmte Tribüne. Jm Mittel derselben
hob sich, der Büste des Köuigs gegenüber, von dem,
durch eine stattliche Pflanzendekoration gcbildeteu grünen,
blumendurchwirkten Hintergrunde, die Kolossalbüste des
Kaisers von Deutschland ab, der sich auf beidcn Seiten
die Büsten des Kronprinzen und Prinzen Georg von Sach-
sen, des Kronprinzen Friedrich Wilhelm und Prinzen
Friedrich Karl von Preußen, wie die des Fürsten Bis-

Truppeneinmgsfeier in Dresden.

mark uud Grafen Moltke anreihtcn. Diese Kolossal-
büsten, welche den großen, freien Platz zwischeu deu
Tribünen wirkungsvoll begrenzten, waren theils in Ber-
lin, theils in Dresden ausgeführt wordeu; am letzteren
Orte von Brvßmanu und Dietz. Außerdem war der
Neumarkt längs der Häuser mit Flaggenstaugen umstellt.

Am Eingange in die Angustusstraße erhob sich ein
drittes Triumphthor, welches sich besonders durch edle
Verhältuisse auszeichnete. Dasselbe bestand aus zwei
hohen weißeu Säulen mit goldeueu Kanelluren und
cinem Gebälke, das vou einem Tropäon gekrönt wurde.
Die Angustusstraße glich in ihrer grünen Verkleiduug,
eiucm Walde. Vor dem Gcbäude des k. Fiuanzministe
riums, auf dem Brückeuplatze, war ein mit Laubwerk
umwundeiier Flaggenstangeubau aufgeführt uud in der
Axe der Brücke endlich, wehten hoch auf dem Georgeu-
bau des k. Schlosses drei große Fahnen; die Fahue des
köuiglichen Hanses mit der Laudes- und Neichsfahne.
Einen recht festlichen Eiudruck niachte sodann die Au-
gustusbrücke oder alte Brücke. Lustig slatterten 136
Wimpel uud 30 Flaggen mit den Farben aller Staatcn
des neuen deutscheu Buudes von ihr herab. Zwischeu
den Flaggenstaiigen und bewimpelten Säulchen, welche
durch grüue Guirlanden initeiuauder verbunden waren,
stauden ObeliSkeu, mit deu Namen der vou dem deutschen
Heere gewouncnen Schlachten geschmückt. Außerdem er-
hoben sich auf den Kroupfeilern, als Hauptschmuck der
Brücke und gleichsam als idealer Triumphbogen, zwei
gegeneinandcr geneigtc Viktorien auf hohen Säuleu;
aufgestellt von dem hicsigeu „Berein für patriotische
Dankbarkeit", welcher iu dieser Weise nud auf diesem
Platze die sächsischen Truppen durch eiu späteres
Mouument bleibend zn verherrlicheu gedenkt. Der Eut-
wurf zu dem Denkmal rührt von B. Schreiber her, die
Biktorieu waren recht zweckentsprecheud von R. Henze
modellirt. So schön aber auch die auf ihrcn Säulen
hoch emporragenden Gestalten am Tage des Einzuges,
d. h. inmitten des übrigen reichen Schmuckes, sich aus-
nahmen, so will uns deunoch das Denkmalproject keiu
glückliches scheinen. Für ein derartiges Monument ist der
Platz nicht geeiguet uud namentlich stimmeii die Säuleu
nicht zu der massigen Architektur der Brücke. Der passendste
Schmuck des schönen alterthümlichen Brückenbaues war
schou das mit der Pfeilerarchitektur prächtig zusammen-
gehende Crucifix, das leider in den 40er Jahren bei einer
Hochfluth in dem Strom versauk.

Jn der Neustadt sodann, am Eingange der Haupt-
allee stiegen zwei durch Schilde mit Jnschrifteu und Tro-
phäen schön gegliederte Ehrensäulen in blendendem Weiß
kühn empor. Von diesen Säulen ab bis an die Kasernen
waren, unter einer Flaggendekoration, die erbeuteten
uud an Sachsen überkommenen Geschütze anfgestellt.
Am Bautzener Platz, wo König Johann deu Bor-
 
Annotationen