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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Die kirchliche Kunst auf der Weltausstellung von 1873
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0157

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VII. Jahrgang.

Leitrrige

ilnd an vr. C.v. Lützow
(W>en, Theresianumg.
2S)od.andteVerlagSH,
(L'ipsig. Könlgsstr. 3)
zu richten.

31. Mai

Nr. 17.

Inftrate

L 2 Sgr. für-die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1878.

Beiblatt znr Zeitschrist sür bildende Kunst.

Erscheint alle 14 Tage, für die Abonncnten der „Zeitschrift fiir bildende Kunst" xratls. Für sich allcin bezogcn kostet dic Kunst-Chronil in
allen Buch- und Kunsthandlungen, sowie Lei der Post vom VII. Iahrgang an 1 Thlr. 20 Sgr.

Inhalt: Die kirchliche Kunst auf dcr WeltauSstellung von 1873. — Die
Hamburger KunstauSstellung. — Nekrologe: Schnorr von Carolsfcld;
Bitterlich. — Südslavische Ornamcntik. — Antike VeuuS. — Schmidt;
von Lichtenfels; Robmann. — Deutsche Kunstgenossenschaft. — Ein
ueucs Bild von A. v. Namberg. — Th. Grosse'S Fresken im Lcipziger
Aiuscum- — Stein-Denkmal. — Zeitschriften. — Berichte vom
Kunstmarkt: Leipziqer Kunstauktion; O. Miindler'S Bibliothek;
Auktioti Gs-ll. — Neuigkeiten deS Buch- und KunsthandelS. - Jnscrate.

Die I'.irchliche Kunst

auf der

Wcltausstcllung von 1873.

Ueber die Special-Ausstellung der Werke der kirch-
lichen Kunst (Gruppe23) auf der WienerWeltausstelluug
ist folgendes Programm erschieneu:

„Je ausgedehnter der Kreis der Gegenstände ist,
welchebeideninternatioualenAusstellungenzurAnschauung
gebracht werden, je vollständiger sich das Bild der
Leistungsfähigkeit der einzelner Länder dnrch die Ver-
tretung aller Produktionszweige gestaltet, desto erwünschter,
desto willkoinmener erscheint es, wenigstens gewisse Kate-
gorien von Gegenständeii, welche in einem idealen
Znsaminenhange stehen, auch vereint zur Darstellung zn
bringen und dem Beschauer eine vergleichende Studie der-
selben und die Gewinnung eines Gesamiiiteindruckes der
zusammengehörigen Objekte zu ermöglichen.

Eine solche Vereinigung wird sich wohl am meisten
für die Ausstellung der kirchlichen Kunst cmpfehlen.
Wenn auch die Gegenstände, welche auf dem Gebiete der
Kunstgewerbe für Kultuszwecke geschaffen werden, im
weitesten Sinne des Wortes Jndustrie-Erzeugnisse
oder Waaren sind, so unterscheiden sie sich doch von allcn
anderen wenigstens insofern, als sie nicht den Bedürf-
nissen des gewöhnlichcn Lebens dienen, nicht rasch ubgenützt
oder verbraucht und noch weniger von den Gcsetzen der
wechselnden Mode beeiiiflußt werden. Auch crscheint der
Zweck, zu dem sie erzeugt wurdcn, als ein höherer und

cdlerer, insoferne alle Gegenstände dieser Art bestimmt
sind, zur Sammlung des Gemüthes beizntragen, durch
ihre Gesammtwirkung einen erhebenden, feierlichen Ein-
druck hervorzubringen.

Diese Absicht, diescn ethischen Zweck soll die Kirche,
in dcren Dienst alle Künste des Mittelalters einen neuen
Aufschwung genomnien haben, die man folglich immerhin
als die Zichmutter der modernen Kunst bezeichnen darf,
nie aus den Augen verlieren, weder bei der äußeren Ans-
stattung, noch bei der inneren Ausschmückung der geweihten
Stätten, für welche ein gewisser stattlicher Prunk, cine
würdevolle Pracht stets als passend erkannt wurde.

Je mehr nnn die Künstler und Fabrikanten im
Sinne dieser gewiß berechtigten Auffassung arbeiten, ein
je strengerer Stil sich in Folge dessen, namentlich in den
letzten Iahrzehnten in allen Zweigen der kirchlichen Kunst
nachweisen läßt, ein je gründlicheres, verständnißinnigeres
Schaffen sich allseitig bemerkbar macht: desto ungestörter,
genauer und selbständiger verdienen die für religiöse
Zwecke bestimmten Werke der Kunst und Kunstgewerbe
betrachtet, geprüft und gewürdigt zu werdcn. Zudem
führt das höchst anerkcnnungswerthe Streben nach der
Durchführung strenger Stilgesetze, das sich in allen Rich-
tungen der kirchlichen Jndustrie geltend macht, dcn Be-
trachter anf den Boden der geschichtlichen Entwickelung
der Kunst znrück, also ohnehin weit ab von den gefall-
süchtigen, wenn auch gefälligen Luxnsartikeln.

Diese Erwägungen sind es, die den oben angedeu-
teten Wunsch veranlaßt haben, es möge jedes Land die
Gcgenstände der kirchlichen Kunst in einem abgesonderten
Naume zur Ansstellung vereinigen, wobei jedoch dem
oberstcn Grnndsatze, daß die einzelnen Länder ihre Ans-
stellungen einzig und allein nach ihreni eigenen Ermcssen
einrichten, nicht nahe getreten werden soll.

Eine Bemerkung aber inüssen wir hier noch beson-
ders hervorhcben. Die in Gruppe 23 zu vereinigendcn
 
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