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Dic kirchliche Kunst auf der Weltausstelluug von 1873.
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Objekte verfolgen den Zweck, die neuesten Lcistungen der
Künste und Kunstgewerbe auf kirchlichem Gebiete zur An-
schauung zu bringen. Darum sind vor Allem die Er-
zeuger derselben als Anssteller geladen; es ergehtaber
auch an solche Personen oder Körpcrschaften, welche dnrch
hiereinschlägige, inihremBesitze befindlicheGegenstände
die Gruppe 23 zu bereichern geneigt sind, die Bitte, solche
einzusenden nnd Lei deren Einsendung die Namen der
Produzenten bekannt zu geben.
Jn Bezug auf den Jnhalt dieser Gruppe wird
es genügen, den Text der „Gruppen-Eintheilung" mit
wenigen Strichen weiter auszuführen, nm zu der Hoff-
nung berechtigt zn sein, daß die Ausstellung dieser Gruppe
sich als eine der anziehendsten und zweckdienlichsten ge-
stalten werde.
n) Wenn es als wünschenswerth bezeichnet wird, daß
bei der „Kirchendekoration " besonders auf die
Ausschmückung der Wandflächen durch Teppiche und !
auf Glasfenster Nücksicht genommen werde, so ge»
schieht das eben ans dem Grunde, weil in beiden
Beziehungen noch viel zu leisten ist, ehe unser Jahr- !
hundert sich mit derVergangenheit zn messen vermag.
Die kostbaren Paramente, jene knnstvoll gewirkten
und gestickten Teppiche, mit welchen die Kirchen bei
feierlichen Anlässen ausgeschmückt werden, scheinen I
der Jndustrie unserer Tage fast zu ferne zu liegen
und kommen den Kirchenfonds unserer Sprengel
meist zu hoch zu stehen.
Wie weit sind wir von jener großen Epoche ent-
fernt, wo man selbst für die nach Naffael's Kar-
tons ausgcführten Teppiche keine edlere Bestimmung
wahrnahm, als zum Schmucke einer Kirchenwand
beizntragen? Wenn wir nun die Einsendung solch
sinnreicher Wandzierden auch kaum zu hoffen wagen,.
so erwarten wir wenigstens neue Muster der so all-
gemein gebräuchlichen Fußteppiche für kirchlichen
Gebrauch. Einer anderen sehr wirksamen Wand-
verkleidung hoffen wir in den Glasmosaiken zu be-
gegnen.
Auch wenn wir die altehrwürdigen Glasgemälde ^
unserer Dome betrachten, werden wir trotz allen
Fortschritten unserer Tage zur Bescheidenheit ge-
mahnt.
Den architektonischen Teppichstil der älteren Zeit
hat man zwar schon hie und da mit durchgeführtem
Verständnisse nachgeahmt; anch an gestaltenvollen,
gleichsam sprechenden Glasgemälden sind wir seit
wenigen Iahrzehnten reicher, aber in Bezug auf
tiefen, satten, leuchtenden Glanz der Farben, auf
cine sinnreiche, klare Symbolik der Komposition gibt
es noch immer so viele Schwicrigkeiten zu über-
winden, so viele Oberflächlichkeiten zu beseitigen,
daß wir bei dcr anerkannten Negsamkeit, die gegen-
wärtig auf dem Gebiete der Glasmalerei waltet, den
neucsten Leistungen in diesem Kunstzweige mit er-
höhtem Jnteresse entgegen sehen.
Nngleich mehr vernachlässigt die moderne Jn-
dustrie die Erzeugung von charakteristischen Boden-
fließen für Kirchen. Es wären deßhalb Stein-
mosaiken, namentlich nach geometrischen Mustern,
in Kreisen, Rauten und ähnlichen Formen, ferner
gebrannte und glasirte Thonplatten mit farbig ein-
gelegtcn Zeichnnngen sehr willkommrn.
Oelgemälde und Statuen, die religiöse Vorwürfe
behandeln, gehören nur dann in diese GruPpe, wenn
sie als integrirender Theil eines Altares auftreten,
oder eine ausschließlich kirchliche Bestimmung haben
wie z. B. Stationsbilder.
Jm Allgemeinen sollen derlei Werke in der Aus-
stellung der modernen Knnst erscheinen, woselbst
auch alle vollständigen Ansichten architektonischer
Neubauten einzureihen sind, während in Gruppe 23
nur Entwürfe zu einzelnen Theilen der inneren Aus-
stattung aufgenommen werden;
b) die „Gegenstände der Kirchen-Einrichtung"
gehören hauptsächlich den verschiedenen Zweigen der
Plastik in Holz, Stein und Metall an.
Bei dem gothischen Altar, dem sinnig verschlunge-
nen Gitter, den Chorstühlen, oft mit statuarischem
Schmuck gezierten Schränken zur Aufbewahrung
kirchlicher Gefäße oder liturgischer Gewänder bis
zum hohen Lesepult und den gewöhnlichen Kirchen-
bänken hinab haben unsere Kunsttischler, Schlosser
und Bronzearbeiter den Beweis zu liefern, daß sie
aus den verschiedenen Fachorganen und Vorleg-
blättern, für welche die Kirchen, Kapellen und
Sakristeien uraltcr Kapitel uud Klöster durchmustert
und ausgebeutet worden sind, Nutzen gezogen baben.
Neu komponirte, glücklich erfundene Sculpturcn und
Ornamente aller Art, sei es nun an den genannten
Einrichtungsstllcken oder an den Prachteinbänden
der Evangeliaricn und Missale werden der größten
Aufmerksamkeit begegnen. Endlich sollen in dieser
Abtheilung auch Orgeln, Kirchenuhren und Glocken
zur Ausstellung gelangen.
e) der „Altar- undKanzelschmuck"muß einestheils
von den Webern und Stickern, anderntheils von
den Goldschmieden, Bronzearbeitern rc. beigestellt
werden. Auch in dieser Beziehung hat die Vorzeit
so vielerlei und in so trefflicher Weise vorgearbeitet,
daß die Vertreter der Kunstgewerbe nur nach vorge-
nommcnen specialen Stndien an die Erzeugung
hierher gehöriger Gegenstände wie: Altardecken,
Antipendien, Handtücher, Kreuze, Kelche, Mon-
stranzen, Steh- und Hängeleuchter, Neliquaricn rc.
gehen sollten, um ihnen vielleicht noch einige neue,
Dic kirchliche Kunst auf der Weltausstelluug von 1873.
308
Objekte verfolgen den Zweck, die neuesten Lcistungen der
Künste und Kunstgewerbe auf kirchlichem Gebiete zur An-
schauung zu bringen. Darum sind vor Allem die Er-
zeuger derselben als Anssteller geladen; es ergehtaber
auch an solche Personen oder Körpcrschaften, welche dnrch
hiereinschlägige, inihremBesitze befindlicheGegenstände
die Gruppe 23 zu bereichern geneigt sind, die Bitte, solche
einzusenden nnd Lei deren Einsendung die Namen der
Produzenten bekannt zu geben.
Jn Bezug auf den Jnhalt dieser Gruppe wird
es genügen, den Text der „Gruppen-Eintheilung" mit
wenigen Strichen weiter auszuführen, nm zu der Hoff-
nung berechtigt zn sein, daß die Ausstellung dieser Gruppe
sich als eine der anziehendsten und zweckdienlichsten ge-
stalten werde.
n) Wenn es als wünschenswerth bezeichnet wird, daß
bei der „Kirchendekoration " besonders auf die
Ausschmückung der Wandflächen durch Teppiche und !
auf Glasfenster Nücksicht genommen werde, so ge»
schieht das eben ans dem Grunde, weil in beiden
Beziehungen noch viel zu leisten ist, ehe unser Jahr- !
hundert sich mit derVergangenheit zn messen vermag.
Die kostbaren Paramente, jene knnstvoll gewirkten
und gestickten Teppiche, mit welchen die Kirchen bei
feierlichen Anlässen ausgeschmückt werden, scheinen I
der Jndustrie unserer Tage fast zu ferne zu liegen
und kommen den Kirchenfonds unserer Sprengel
meist zu hoch zu stehen.
Wie weit sind wir von jener großen Epoche ent-
fernt, wo man selbst für die nach Naffael's Kar-
tons ausgcführten Teppiche keine edlere Bestimmung
wahrnahm, als zum Schmucke einer Kirchenwand
beizntragen? Wenn wir nun die Einsendung solch
sinnreicher Wandzierden auch kaum zu hoffen wagen,.
so erwarten wir wenigstens neue Muster der so all-
gemein gebräuchlichen Fußteppiche für kirchlichen
Gebrauch. Einer anderen sehr wirksamen Wand-
verkleidung hoffen wir in den Glasmosaiken zu be-
gegnen.
Auch wenn wir die altehrwürdigen Glasgemälde ^
unserer Dome betrachten, werden wir trotz allen
Fortschritten unserer Tage zur Bescheidenheit ge-
mahnt.
Den architektonischen Teppichstil der älteren Zeit
hat man zwar schon hie und da mit durchgeführtem
Verständnisse nachgeahmt; anch an gestaltenvollen,
gleichsam sprechenden Glasgemälden sind wir seit
wenigen Iahrzehnten reicher, aber in Bezug auf
tiefen, satten, leuchtenden Glanz der Farben, auf
cine sinnreiche, klare Symbolik der Komposition gibt
es noch immer so viele Schwicrigkeiten zu über-
winden, so viele Oberflächlichkeiten zu beseitigen,
daß wir bei dcr anerkannten Negsamkeit, die gegen-
wärtig auf dem Gebiete der Glasmalerei waltet, den
neucsten Leistungen in diesem Kunstzweige mit er-
höhtem Jnteresse entgegen sehen.
Nngleich mehr vernachlässigt die moderne Jn-
dustrie die Erzeugung von charakteristischen Boden-
fließen für Kirchen. Es wären deßhalb Stein-
mosaiken, namentlich nach geometrischen Mustern,
in Kreisen, Rauten und ähnlichen Formen, ferner
gebrannte und glasirte Thonplatten mit farbig ein-
gelegtcn Zeichnnngen sehr willkommrn.
Oelgemälde und Statuen, die religiöse Vorwürfe
behandeln, gehören nur dann in diese GruPpe, wenn
sie als integrirender Theil eines Altares auftreten,
oder eine ausschließlich kirchliche Bestimmung haben
wie z. B. Stationsbilder.
Jm Allgemeinen sollen derlei Werke in der Aus-
stellung der modernen Knnst erscheinen, woselbst
auch alle vollständigen Ansichten architektonischer
Neubauten einzureihen sind, während in Gruppe 23
nur Entwürfe zu einzelnen Theilen der inneren Aus-
stattung aufgenommen werden;
b) die „Gegenstände der Kirchen-Einrichtung"
gehören hauptsächlich den verschiedenen Zweigen der
Plastik in Holz, Stein und Metall an.
Bei dem gothischen Altar, dem sinnig verschlunge-
nen Gitter, den Chorstühlen, oft mit statuarischem
Schmuck gezierten Schränken zur Aufbewahrung
kirchlicher Gefäße oder liturgischer Gewänder bis
zum hohen Lesepult und den gewöhnlichen Kirchen-
bänken hinab haben unsere Kunsttischler, Schlosser
und Bronzearbeiter den Beweis zu liefern, daß sie
aus den verschiedenen Fachorganen und Vorleg-
blättern, für welche die Kirchen, Kapellen und
Sakristeien uraltcr Kapitel uud Klöster durchmustert
und ausgebeutet worden sind, Nutzen gezogen baben.
Neu komponirte, glücklich erfundene Sculpturcn und
Ornamente aller Art, sei es nun an den genannten
Einrichtungsstllcken oder an den Prachteinbänden
der Evangeliaricn und Missale werden der größten
Aufmerksamkeit begegnen. Endlich sollen in dieser
Abtheilung auch Orgeln, Kirchenuhren und Glocken
zur Ausstellung gelangen.
e) der „Altar- undKanzelschmuck"muß einestheils
von den Webern und Stickern, anderntheils von
den Goldschmieden, Bronzearbeitern rc. beigestellt
werden. Auch in dieser Beziehung hat die Vorzeit
so vielerlei und in so trefflicher Weise vorgearbeitet,
daß die Vertreter der Kunstgewerbe nur nach vorge-
nommcnen specialen Stndien an die Erzeugung
hierher gehöriger Gegenstände wie: Altardecken,
Antipendien, Handtücher, Kreuze, Kelche, Mon-
stranzen, Steh- und Hängeleuchter, Neliquaricn rc.
gehen sollten, um ihnen vielleicht noch einige neue,