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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Allmers, Hermann: Polychrome Meisterwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0173

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VII. Jahrgang.

Nr. 19.

Äeitrüge

und an vr. 15.V. Lüyow
(Wien, Theresianumg.
25)od.an dieBerlagSH.
(Eeipsig, Königsstr. 3)
zu richten.

28. Iunl

Äilsrratc

L 2 Sgr. für dle drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden vonjeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1872.

Bciblatt znr Zeitslhrist sür bildcnde Kunst.

Erscheint alle 14 Tage, fiir die Abonnenten der „Zeitschrist fiir bildende Kunst" xrutis. Fiir sich allein bezogen kostet die Kunst-Cbronik in
allen Buch- und Kunsthandlnngen, sowie bei der Post vom VII. Jahrgang an 1 Thlr. 20 Sgr.

3»halt: Köhler, Polhchrome Mcisterwerke, von Herm. AllmerS.—
Dic Hamburgcr Runst-Ausstellung. — Nekrologe: R. H. Fuller; Th.
B. Read. — Rcstauration des Domes zu Seligenstadt. — Preis-
ausschreiben deS KunstvcreinS fiir Rheinland und Westsalen in Düssel-
dorf. — Alb. Baur. — AuSstellung deS Gcrman. Musenms. — Aus-
ll.'- stellnng bci BlSmeiicr und KrauS in Diisseldors. — Neue Erwerbun-
gen dcs DreSdner KupscrstichkabinetS. — Akadem. AuSstellnng in
i' London. — Enthüllung des Winckelnlann-DenkmalS iu DreSden. —
Kunstuntcrricht fiir Frauen. — W. v. Aaulbach. — Matejko. —
Dekorationsmalerei auf Zinn. — Eine amerikanische Bildhauerin. —
Zeitschriften. — Berichte vom Kunstmarkt: Anktion Gsell. —
Jnserate.

Polychrome Meistermerke

der nwnumentalen Kunst in Jtalien vom V. bis XVI.
Iahrhundert, dargestelltdurchzwölfperspektivischeAnsichten
in Farbendruck von Heinrich Köhler, königl. Baurath
und Lehrer an der polytechn. Schule zn Haunover. Leipzig,
Banmgärtner's Buchhandlung 1870.

Wer sollte es nicht mit aufrichtigem Schmerze zu-
gestehen, daß nnserm gegenwärtigen Kunstleben jene
schöpferische und gestaltenbildende Urkraft vergaugener
Zeiten nur zu sehr abhanden gekommen ist? Wer aber
müßte nicht auch wiederum erkennen, daß unsere Tage
dafürAnderes bieten, was zwar beiweitem uicht im Staude,
genügenden Ersatz zu geben, doch jedcnfalls die Trauer
um das Verlorenc bedeutend zu mildern vermag.

Zweierlei ist es vor allem, was unsere Gegenwart
kennzeichnet und hervorragen läßt vor allen früheren
Epochen, beides zwar gänzlich verschiedener Art, beides
jedoch zuglcich auf's engste verbunden, beides in leben-
digster gegenseitiger Wechselwirkung stehend, Eins aus
dem Andern erwachsend.

Das Eine davon ist unsere nie zuvor dagewesene
Empfanglichkeit für jede Ausdrucksweise vorübergegan-
gener Kunstperioden und tiefe Erkenntniß ihrer Denkmale;
das Andere sodann die technische Höhe und Mannig-
faltigkeit uuserer verviclfältigenden Künste. Jn Beidem
steht nnsere Zeit einzig da, und wenn auch in Betreff des
Ersteren in hadrianischcr und alexandrinischer Periode
wie in der schönheitsseligcn Zeit der Renaissance Ber-

wandtes sich knnd geben mochte, so verschwindet es doch
gänzlich gegen das, dessen wir uns erfrcuen dürfen.

Mit überzeugender Wahrheit tauchten diese Gedanken
in meiner Seele auf, als mir die erste Lieferung von dem
obengeuannten Prachtwerke meines Freundes und italieni-
schen Reisegeuossen des Hrn. Baurath Kö hler zn Gesichte
kam, dessen Erscheinen wir mit Necht als einen Triumph
deutscher Kunst und deutscher Technik, zugleich aber auch
als eine hocherfreuliche Erweiterung unserer Studien-
mittel begrüßeu dürfen. Weungleich diese Zeitschrift das
Werk schou unmittelbar nach seinem Erscheinen in Kllrze
den Lesern warm empfohlcn hat, so wird es mir doch bei
der Wichtigkeit der Sache wohl gestattet scin, etwas aus-
führlicher darauf zurückzukommen.

Das Studium dcs Farbenschmucks an den älteren
Baudenknialen gehört wcsentlich erst den drei letzten Jahr-
zehnten an. Die Größenverhältnisse, Formenbildungeii,
äußere und innere Anordnung und Einrichtung der Bau-
werke, alles dies hatte man längst zum Gegenstaude der
eingeheudsten Forschungen gemacht, ehe man der architek-
tonischen Farbenanwcndung irgeud welche Aufmerksamkeit
zuwendete, nnd als man es endlich that, war der Stand-
Punkt dieser Forschungen mehr ein archäologischer als
künstlerischer zu nennen. Zuerst beschäftigte auch nur
das Studinm der antiken Polychromie und ihrcr spär-
lichen Neste uusere Kunstforscher. Ungleich später rich-
teten sie dann ihr Auge auf den Farbenschmuck mittel-
alterlicher Bauwerke, und erst ganz zuletzt unterwarf man
daS Farbenprinzip der Nenaisiancearchitektur tieferen
Untersuchungen. Alle Schriften über architektonische
Polhchromie botcn mit wenigen Ausnahmen längere Zeit
hindurch cntweder nur Text, oder wenn sie auch durch
farbige Abbilduugen erläutert waren, so stellten diese
doch meistens nur architektonische Einzelheiteu dar. Wer
eine Vorstellung von der Zusammenstimniung und Ge-
sammtwirkuug der Farbe und vom cigentlichen Zanber
 
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