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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Allmers, Hermann: Polychrome Meisterwerke
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Die Hamburger Kunstausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0175

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der monumentalen Kunst in Berlin.

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hüllt ist. Zu unserer Linken wcrden in milder Beleuch-
tung ungefähr drei Vicrtel des weltberühmten Disputa-
bildes sichtbar, natürlich etwas verkürzt, während diesem
gegenüber, aber in so starker Verkürzung, daß die lang-
gezogencn Figuren kauin noch kenntlich sind, die Hälfte
der Schule von Athen sich zeigt.

Der herrlichste Theil des köstlichen Blattes jedoch
ist das prächtige, goldscbininiernde Deckengewölbe mit seiner
wundervollen Eintheilung, seinein reichen Schmuck dekora-
tiver Formen, seinen großen Medaillongestalten, der
Poesie, Philosophie und Rcligion, sowie den übrigen
untergeordncten Bildfeldern — alles mild lenchtend,
namentlich in Blau, Weiß, Roth und Gold, während
zuletzt noch der reichgcmnsterte marmorne Fußboden, aus
sogcnanntem Opus Alexandrinum bestehend und vorzugs-
weise in den Farben Weiß, Roth und Grün gehaltcn, den
Blick fesselt.

Einer noch berühmtercn, ja weltbekannten An-
sicht ist die zweite Tafel gewidmet, dem Jnnereu dcr
Peterskuppel nämlich, in welche man, am Ende des
Mittelschiffes stehend, mit großcm Sehwinkel sehr hoch
hinaufblickeu kann. Wcni diesen Blick nicht an Ort und
Stelle zu thun vergönnt war, dem wird jedenfalls Köhler's
Bild eine außerordentliche Ueberraschung gewährcu,
weil fast Jeder sich den Anblick der inncre» Peters-
kirchc farbloS und nur durch weiße Marmor geschmückt
vorstellt. Nun aber zeigt Köhler's herrliche Tafel eine
so köstlichc Gesammtwirkuug von leuchtendem Weiß,
schimmerndeni Golde und fein gcstimmten Farben, wie
nur irgend eine gedacht werden kann. Währcnd das
Bild von Raffael's Stanzen fast ganz in ruhigkühlcm und
gedämpftcm Nordlichtc gehalten ist, lcuchtet uns in diescn
majestätischen Wölbungen ein herrlicher Sonnenglanz
entgegen, dcssen breite Lichtströme durch hohc Fenstcr
dringcn, sich ruhig in der Weihrauchathmosphärc des
niächtigen Raumes uiedersenken, nnd ihm cinc wahrhaft
überirdisch verklärtc Stimmung verleihen, so daß mit
stillem Entzücken der Blick darauf wcilt, denn anch
diese Tafel ist ein Wuuder von Ausführung und Hal-
tung. Die Spiegelung des Marmors auf dem Fnß-
boden, das Flimmern nnd Schimmern der goldenen
Mosaikflächen, der prächtige dunkle Bronzeton des leider
so gcschmacklosen Berninischen Tabernakcls, das gerade
die untcrc Mitte des Bildes cinninimt, und endlich die
wohlthuende sanfte Harmonie des Ganzen — genug, die
Darstellung nnd Wiedergabe von alleni und jedcm ist
in einer Wcise ansgefallen, daß gleich dem ersten auch
dieses Blatt zu den bedeutendsten Leistungcn in seiner Art
gercchnet wcrden darf. Das Einzige, was noch allen-
falls zu wünschen übrig bliebe, dürfte hie und da eine
etwas größcre Schärfe der Nmrissc sein. Würde in dcr
Folge auch dies noch gehoben, so wärc damit jeden-
fatls die höchstmögliche Vollendung dcs Erftrebten, cin

wahrer Triumph deutscher Knnst und deutscher Technik
erreicht.

Begleitet ist jede Tafel, wic schon angeführt, mit
kurzem Texte, der aber weder Neues bringt, noch er-
schöpfend ist und dahcr wohl kanm nöthig gewesen wäre,
da den Käufern eincs so kostbaren Werkes auch andere
Bücher über dcn Gegenstand zn Gebote stehen, und noch
dazu das Lesen in so großem Format seine große Un-
beqnemlichkeit hat.

Wie in der Vorrede versprochen wird, soll dem
Ganzen znin Schluß eine umfangreichere Einleitung
folgcn, welche die historische und ästhetische Entwickelung
der Kunst des betreffcnden Gebictes vergleichend und er-
läuternd bespricht. Vorläufig werden die Bildtafeln
außer jeder chronologischen Ordnung erscheinen. Da in-
deß die Blättcr keine Seitenzahlen führen, so wird man
sic nach der Bollendung des Werkes in richtiger Zeitfolge
ordnen können.

Wem es dann nicht zu Theil wird, die ewig herr-
lichen Meistcrschöpfungen selbst zn schanen, dem bietet
dieses Prachtwerk den Vergleich der charakleristisch ver-
schiedeneu Wirkungen aller Hanptstufen des geistigen Aus-
drucks, welche die Kunst durch Form und Farbe innerhalb
der Grenzen des Mystisch - Erhabenen und Prachlvoll-
Heiteren hervorzubringen im Stande ist.

Herinann Allmers.

Die Hainburger Kunst-Änsstellnng.

(Fortsetzung.)

Hamburll, Ende Mai 1872.

Von den Thiermalern schildern in gewohnter tüchtiger
Wcise Braith, Voltz unv v. Marke Kühc, Durand
Büffel, Gebler Schafe, E. Kriiger wilde Schweine,
Cunäus in Amsterdam und Diaz in Brüssel Hunde,
Deiker Hirsche in verschiedenen Stcllungen; letztere stnd
jedoch am besten repräscntirt dnrch Okel's vorzügliches
Gemälde: „Vordem Kampfc". Die beiden strcitbaren Hel-
den, die Weibchen, des Sieges Preis, ein im Hintergrunde
hcrannahender Hirsch, dem Sieger ferneren Nuhm oder
Niederlage kündend, die sorgfältig behandelte Landschaft
und Luftperspektive vereinigen sich zu cinem Ganzen von
eminentcr Wirkung. Krüger's Hirsche, an sich, wie von
diesem Meister zu erwarten, trefflich, mißfallcn durch die
ihm eigenthümliche und nachgerade zur Manier werdende
Behandlung der Belaubung und Pcrspektive. Ein schon
älteresBild von Heimerdinger, Kaninchen und Frosch,
einc gelbc Katze, welche junge Hühner bedroht, von
Schmalzigang, verdienen cine lobende Erwähnung.
Hcimerdinger's Krikentc zeigt uns als Grund, von
dem der Vogel sich abhebt, so täuschend gemaltes Holz,
daß nian es für nothwendig gcfunden hat, an dem Ge-
i mälde einc Notiz anzubringen, daß cs auf Leinwand gc-
 
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