Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0050

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
93

Konkurrenzen. —> Vermischtc Nachrichten.

94

Lo»kurre»M.

n. Siegesdenkmal fiir Frciburg im Breisgan. Der

Äusschng des rsereins für Errichtung eines Denkmais sür das
-üierder sche Corps in Freiburg har die Professoren Hühnei,
^ubke, Magnus, Semper und Hosmaler Fr. Pecht zn
Lchiedsrichiern bei der ausgeschriebenen Konkurrenz ernannt.
photographien des sür das Denkmal ausersehenen Platzes, so-
wie Lkagx und Pläne sind in Berlin bei Amsler L Ruihardt,
fu München in der Fleischmann'schen Buchhandlung, in
Mesden bei E. Arnold zu erhalken.

vermischtc Nachrichtrn.

Ueber die Rottmaun'schen Arkadenfrcsken in Aiünchen
Ichssidl man der Augsburger Allgem. sjtg.: „Nachdem im
Frühiing d. I. die „Äomission für Erhaliung der Rotlmann-
lchen Fresken im königlichen Hosgarien" zusammengelreten
war uud mik Rücksichl varaus, basi weder ein entsprechendes
Mjekt, noch ein Restaurator vorhanden für den einen be-
sriedigenden Ausgang verjprechenden Bersuch, besagte Fresken
von der Mauer abzulösen, beschlvssen halte, von dein Gul-
achten der Mehrheit zu dem Gutachlen der Minderheit über-
ZUgehen, nach welchem die Fresken unler genügenden Schutz-
vortehrungen an Ort und Stelle zu belassen, aber in ihren
beschädigten Stellen zu restauriren seien, hat seme Nkaj. der
KLnig zu befehlen geruht, dasi die in den Arkaden des königtichen
Hosgariens zu München von Karl Rottmann in Fresko gemalten
Ualienischen llandschasren daselbst zu belassen, zu rcstauriren und
uuier möglichst sichern Schutz zu stellen seien. Ans Antrag
der königtichen Akademie der Künste hat sodann das Ministeriuin
ben königlichen Hosmaler Herrn Leopold Rotlmanii, Bruder
de« verewigten Karl Rottmann, beauslragt, einen Restanrations-
persuch zu niachen, welchem Austrage derselbe nachgekommeu
ist in Ler Lveise, dasi er vorerst eine Landschaft im Slile und
in der Technik seines Bruders in Fresko gemalt und nach
ihrer Vollendnng in ihr alle die verschiedenarligen Berletznn-
gen, welche die Arkadenbilder durch Frevel, lleichtsinn und
Ungeschicklichkeit erfahren haben, angebrachl und darnach die
uiaiinlgfachen möglichen Mittel der Ausbesserung versucht hat
— eine Borarbeit, durch die er zu einem sicheren Wege ge-
langt ist. Nachbem er nun den Versuch der Restauration am
Bilde von Cefalu, dem letzten der Reihenfolge, gemacht, ist
am k8. November die Konimission nnier Vorsitz Les Herrn
Professors v. Schrandolph zusammengetreten, um die Arbeil
des Herrn tzeopold Rottmann zu prüfen, nnd hal vor derselben
einstimmig sowohl die angewandte Methode der Restauration
als durchaus zweckmäßig, wie auch den Bersuch als vollkom-
men gelungen erklärt, so daß es wünschenswerlh sei, Herrn
d'eopold Rotlmann mit der Forlsetzung der Restauration der
Fresken seines verstorbenen Bruders zu beauftragen. Be-
merken will ich, daß es den Mitgliedern der Kommisston nicht
oder kaum gelingen wollle, die restaurirten Slellen zu eut-
decken, da sie mil größter Genauigkeil in den ursprünglichen
unverletzten Zustand zurückversetzt sind."

Ans Tirol. Jm Winter 1854 brannte die Kirche
von Steinach im Wipprhale südlich von Jnsbruck ab.
Die Gemeinde bewics den löblichsten Eifer, dcn Berlust zu
ersetzen, ja sogar elwas Schöneres, als früher vorhanden war,
herzustellen. Es ist nicht ohne Jnteresse, dasi sie alle Männer
sür diesen Zweck untcr geborenen Steinachern fand. Der
Archilekl von Stadl ergänzte den Bau und übersetzte ihn
aus dem Zopf in das Romanische. Bei der Ausstatiung dcs
Jiineren wirkten mehrere Kräfte zusammen, und man kann
den Eindruck im Ganzen als einen harmonischen bezeichnen.
Die Stationen, Reliess tn Holz, ziehen sich friesartig an den
Seiten des Schiffes und Presbhteriums hin, sie wirken
dekorativ, ohne auf Kunstwerlh Anspruch erheben zu dürfen.
Die drei Altarblütter sind Meisterwerke des allen Knoller,
der hier geboren, und der sie der Kirche als Geschenk widmele. Das
grojje Altarblatt zeigt den Bischof Erasmus knieend vor
bcr heiligen Jungsrau, im Hintergrunde Gott Bater auf
Wolken, auf dem rechten Seitenaltar sehen wir den heiligen
Sebastian, den mitleidige Frauen losbindeu, auf dem linken
die Enlhauptung Johannes dcs Täusers. Sage man, was
man wolle, Knoller war ein großer Akaler, er übertrifft an
Energie und Leben den feinen geistreichen Mengs, als dessen
Schüier man ihn bezeichnen lann, entschieden und verdiente
gar wohl eingehendere Beachtung, um so mehr, da er mit
seinen Werken in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderls

Oberitalien und Süddeutschland beherrschte. Es würde vielen
nnserer berllhmten Kllnstler recht gut anschlagen, wenn sie
in Oel und Fresko ein Bischen von seiner Pinselführung be-
säßen. Den Bilderchklus an der Decke und Flachkuppel hat
Mad er, der sich durch die Ausschmückungder KircheinBrunecken
seinen Rus gründete, hcuer im Herbst vollender. Diefer
Cyklus bildet ein einheitliches Ganze aus dem Leben Christi.
An dem Bogen vor der Orgel erblicken wir die Gcburt
^ Christi; Maria kniet vor dcm Kinde, die heiligen drei Köniqe,
alle Typen ihrer Race, huldigen auf der rechten Seite, liiiks
stehen Hirtenknaben, bei denen man Anklänge an Heß leicht
wahrnimmt. Jn den darauf folgenden vier Gewölbkuppen
erblicken wir vorn die Taufe, rechts die Predigt, links die
Erweckung von Jairi Töchterlein, rückwärts die Kreuzigung.
Der Gewölbbogen dahinter zeigt die Auferstehung. Den
Bogen des Presbhteriums schmücken drei Medaillons : links die
Uebergabe der Schlüssel an Petrus, in der Mitte die Himmel-
fahrt, rechts die Aussendung eines Apostelpaares. Jn den
Zwickeln unter der Flachkuppel siud die vier Evangelisten an-
gebracht, in der Flachkuppel die Ausgießung des heiligen
Geistes, wohl Mader's beste Arbeit. Maria sitzt mit den
Aposleln in einem ofsenen Naume; aus goldnen Glorien schwebt
im blauen Himmel der heilige Geist herab. Wer den geistigen
Gegensatz der Zeiten mit cinem Blick erfassen will, der lasse das
Auge von Mader's Flachkuppel mit diesen Gestalten von Jnner-
lichkeit aus das bramatisch bewegte Altarblatt Knoller's gleiten.
Bci Mader tritt uns der romantische Neu-Katholicismus edel
und liebenswürdig entgegen, und in Tirol wenigstens lann
nian sich von der lokalen Berechtigung kirchlicher Malerei
überzeugen, die anderwärls dem Umschwung der Jdeen, welchen
Syllabus und Unfehlbarkeit vergebens zu hemmen suchen, zn
erliegen Leginnt. Wohl mögen sich der Künstler und die
Steinacher, welche so manches Opfer brachten, des Werkes
freuen. Die Kompositionen sind einfach nnd wohlerwogcn,
mancher dürste sie fast zu symmelrisch finden, die Gestaiten
edel und tüchtig gezeichnet; selbst bei Pharisäern und Söldnern
> ist zwar der Lharakter gewahrt, aber nie die Linie der
Schönheit überschritten; die Farben sind gut zu einander ge-
stimmt, die Technik zeigt, daß Mader auch das Handwerk
fleißig lernle. Die Kirche zu Brunecken, deren Kartons auch
in weiteren Kreisen Beifall ernteten uud durch eine photo-
graphische Ausgabe Jedermann zngänglich sind, und die Kirche
zu Steinach sind sehr schützenswerthe Denkmale moderner
christlicher Knnst in Tirol. — Mader hat nencrdings den Auf-
trag erhalten, daS Giebelfeld des Museums in Jnsbruck mit
einem Fresko zu versehen; er wird da freilich nicht über die für
solche Fälle schablonenmäßige Allegorie: eine Rhätia, nm welche
sich die Künstc und Wissenschaften in Gestalt von allcrlei Frauen-
zimmern gruppiren, hinanskommen, da es kaum wünschenswerth
erscheint, Gelehrte und Künstler als Vertreter ihrer Fächer
vorzusühren. — Zu der Noliz aus Tirol in Nr. 1 lragen
wir bei dieser Gelegenheit berichtigend nach, daß dort Zeile V
Schönburg statt Schönborn zu lesen ist.

L. Ailgust Rincklake, ein begabter Architekt, der scine
Ausbildung der trefflichen Anlcitung deS Oberbanrathes
Schmidt in Wien. verdankt, lebt seit einigen Jahren in
Düsselvorf nnd entwickelt dort cine staunenswerthe Thätig-
keit. Ein schöncs Doniinikänerkloster, das leider wegen
mangelnder Geldmittel nicht in vollem Umfang des prächtigen
Planes vollendet werden konnte, und das seit dem Svmmer
1870 eingeweihtc Maricnhospital waren die erstcn größcren
Bauten, die auf den jungen Meister die allgemeiiie Auf-
merksamkeit lenkten, und welche die Veranlassung gaben, daß
ihm Aufträge in großer Zahl zukamen, die theils bereit«
vollendet, theils noch in der Aussührung begriffen sind. Die
genannten beidcn Gebäude, die im gothischen Stil in Ziegel-
rohbau ausgcführt wurden, bilden eine Zierde der Sladt
Düsseldorf, welche bekänntlich in architektonischer Beziehunq
wenig Hervorragendes bietet. Eine ebenso günstige Wirknnq
verspricht das große Karthäuserkloster hcrvorzubringen, welche«
Rincklake jetzt bei Calkum erbant. Dasselbe soll 32 Zellen
enthalten und wird ebenfalls im Charakter der Golbik aebalten
den auch die jüngst vollendete hübsche Kirche in Rarh zeiqt'
Ein bedeuteiides Banwerkist ferner die große Kirche zu Steble'
welche, «iif einer Anhöhe gelegen, den Ort in malerischer
Weisc krönt. ,Sie hat eine 60 Fuß Spannweite haltende
Kuppel und eine große Thurmfa?ade und zeichnet sich eben-
so durch feine Glieberung und künstlerische Durchbildunq
der einzelnen -vheile, wie durch den mächtigen Eindruck des
 
Annotationen