Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

DOI Artikel:
Wesseln, W.: Neue Kupferstiche
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0214

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
419 Nekrologe. — Preisbewerbungen. — Personalnachrichten. — Knnstv., Samml. n. Ausst. — Vermischte Nachrichten. 429

den Schwierigkeiten herausarbeiten werde. Die soeben
vollendete Platte hat wohl jeden Beschauer überrascht.
Es ist allen Negeln des Kupferstiches Rechnung getragen
und dabei doch auch so viel wie möglich und nothwendig
deni leichten Hauch, der über dem Original schwebt, Raum
gegeben.

Hans Meyer, der dritte der Obengenannten, ist
einer der jüngsten Schüler Mandel's, der durch den Ein-
gangs angeführten Stich uns zu der Hofsnung berechtigt,
Gediegenes von ihm auch in Zukunft erwarten zu dürfen.
Der Künstler ist bereits durch einen Stich nach Frank:
„Friedrich der Große", den er unter Mandel's Leitung
ausführte, rühmlich bekannt geworden. Mit dem Porträt
der Jnfantin Margaretha von Spanien nach Velazquez
machte er einen bedeutenden Schritt vorwärts, und in
Nom, wohin er in Folge dieser Arbeit ein Reisestipendium
erhielhwird sich sein Auge durch die Nähe derHauptwerke klas-
sischerMalereibildenund seinGrabstichel zu neuen Arbeiten
StoffundBegeisterung holen. Das berühmteGemälde von
Belazquez, welches uns die jugendlichen Züge der spa-
nischen Jnfantin darstellt, befindet sich in der historischen
Galerie vou Versailles, wo es Knaus mit vollendeter
Technik genau kopirte. Nach dieser Kopie ist das Blatt
von Meyer gestochen und dasselbe gibt ungleich vollkom-
mener das Original wieder, als das von einem franzö-
sischen Stecher ausgeführte in dem bekannten Versailler
Galeriewerk. Wir erkennen in dem Stiche alle Vorzüge
des Meisters, der als Lehrer sich in diesem Werke seines
Schülers wiederspiegelt. Freunde der Grabstichels werden
gewiß an dem ernst gefühlten und mit Pietät durchgeführten
Werke ihre Freude haben. W. Wcsscly.

tlekrologe.

Friedrich Eggcrs, Or. xdil. und Professor der Kunst-
aeschichte an der königl. Akademie in Berlin, nach Kngler's
Tode Herausgeber deö Deutschen Knnstblattes bis zu dessen
Erlöschen, starb in Berlin am ll. August.

Eduard Magnus, Maler und Professor der königlichen
Akademie in Berlin, geboren am 7. Januar 1799, starb in
Berlin am 8. August.

L. Gottfried Elster, Historienmaler in Berlin, starb
daselbst nach längeren Leiden im Augusta-Hospital den 11.
März. Er war ein tüchtiger Kllnstler und leistete namentlich
in stilvoll durchgebildeten Zeichnungen biblischen Jnhalts Vor-
trefflicheS. Von seinen Oelbildern ist eine große „Heilige
Familie" (Eigenthum des Fürsten von Hohenzollern) zu rüh-
men. Längere Zeit in Düsseldorf lebend, kehrte Elster vor
einigen Jahren nach Berlin znrück, wo seine letzte Arbeit eine
Reihe von Kartons war, die als Glasgemälde für die dortige
Zionskirche ausgefllhrt werden sollten.

prtjsbewerkimgen.

National-Dcitkmal nuf dcm Niederwald. Der geschäfts-
führende Ausschuß macht bekannt, — (derselbe hat es leider
nicht für nöthig erachtet, die Red. d. Bl. direkt zu benach-
richtigen) — däß die Konknrrenten ihre Entwürfe an die kgl.
Akademie der Künste in Berlin mit der Aufschrift „Konknrreuz-
entwurf für das Nationaldenkmal auf dem Nicdcrwald" zwischen
dem 15. August und 1. September d. I. einzusenden haben.
Die Ausstellnng wird gleichzeitig mit der großen akadem.
KunstauSstelliing im Akädemiegebäude stattfinden. Für das
Denkmal, dessen Kosten auf 250,000 Thaler angenommen sind,
wurden bis jetzt im Ganzen 60,000 Thaler gezeichnet.

personalilachrichtm.

Graf von Usedom hat seit Kurzem das Amt des General-
direktors der kgl. Museen in Berlin angetreten. (Jll. Ztg.)

Berliner Museum. Professor Or. Ernst Curtius wurde
zum Direktor des Antiguariums, Or. W. Bode zum Direk-
-torial-Asststenten an der Gemälde- und Skulpturen-Galerie
des Berliner Museums ernannt.

An dcr Univcrsität Leipzig wurde eine ordentliche Lehr-
kanzel für mittelalterliche und moderne Kunstgeschichte errichtet
und Prof. Springer aus Straßburg auf dieselbe bernfen.

Klinstverriilr, Zammtiiiigen nnd Äusstellnngcn.

ä,. 4. Ll. Hamvurgcr Kililstvcreill. Dem soeben aus-
gegebenen Bericht für 1871 entnehmen wir folgende Einzel-
heiten. Die Anzahj der Mitglieder war 1183 (gegen 1229
im Vorjahre); das Budget balancirte mit 19,729 Mk. 5 Sch.
(rund 7890 Thlr.) gegen 21457 Mk. 5 Sch. im Jahre 1870.
Jn der permanenten Ausstellung wurden 303 Oeigemälde
116 Aquarelle und Zeichnnngen, 10 plastische Werke, im
Ganzen 429 Werke zur Anschannng gebracht und davon 58
(19 von Hamburger, 39 von fremden Künstlern) im Gesammt-
werthe von 6671 Thlr. verkauft. Außerdem wurdeim December
eine größere Anzahl von Entwürfen zu einem Denkmal für
die Gefallenen des zweiten Hanseatischen Jnfanterie-Regiments
ausgestellt. (Wir wissen nicht, ob einer dieser Entwürfe zur
Ausführung bestimmt ist, würden aber sehr bedauern, wenn
es der Fall wäre; selbst die relativ besseren Arbeiten litten
an einer bedenklichen Gedankenarmuth und Monotonie der
Motive, und solche, welche durch Originalität glänzen wollten,
streisten hart an die Gränze nnfreiwilliger Komik.) Jn
weiterer Ausführung des in Berbindung mit dem Verein zur
Befördernng der bildenden Künste in Wien begonnenen Unter-
nehmens, den Mitgliedern anstatt uubedeutender Nietenbilder
cine Neihe von Jahren hindurch eine Anzahl kleinerer Kunst-
blätter und zum Schluß der Periode ein wirklich bedeutendes
Kunstwerk zu liefern, — zunächst die Schule von Athen,
gestochen von Jakoby, welche im Jahre 1875 zur Vertheilung
gelangen soll —, wurden folgende Vereinsblätter ausgegeben:

1. ) Speckbacher, gemalt von Defregger, gest. von Sonnenleiter.

2. ) Der Tanz, gem. von Laufberger, gest. von Eissenhardt.

3. ) Der Argonautenzug, gem. nach Rahl's Entwurf von
Bitterlich und Griepcnkerl, gest. von Claus. 4.) Landschaft,
gem. von Lichtenfels, radirt von Unger. 5.) Gänsemarkt in
Krakau, gemalt von Schönn, radirt von Unger. — Für die näch-
sten Jahre sind außer der Fortsetzung des überaus reizenden
Vorhanges von Laufberger u. A. „die Pfändung" von Eberle
und ein Viehstück von Braith, zwei Perlen der hiesigen städtischen
Kunsthalle, bcide von Unger's bewährter Meisterhand radirt,
als Vereinsblätter in Anssicht genommen. Das Geschenk des Ver-
eins an die Kunsthalle war Bischop's im Haag „Kirchgan,q im
Hindelopen." Die Lbrigen Erwerbungen für die Gemalde-
galerie blieben an künstlerischem Werth hinter den Ankäufen
und Gcschenken früherer Jahre bedeutend zurück. Erwähnung
verdient nur noch der junge Verein zur Anschaffung plastischer
Kunstwerke, welcher die Äusführung seines Programms, die
Kunsthalle mit Ghpsabgüssen hervorragender Werke der Pjastik
zn versehen, mit der Minerva Giustiniani und dem MoseS
des Michelangelo in löblicher Weise begonnen hat.

Vei'inillhte Nachrichteii.

U. Eduard Bcndemani, hat das große Gemälde „Die
Wegführung der Jnden in die babylonische Gefangenschaft",
woran er über fünf Jahre gemalt, für die Nationalgalerie
in Berlin vollendet. Dasselbe ist in koloristischer Beziehung
jedenfalls das Bedeutendste, was der Meister bis jetzt geschaffen,
da es einen Glanz und Reichthum blühender Farbenpracht
zeigt, die in Erstaunen setzt. Für cin so großartigeS Historien-
bild würde vielleicht sogar eine ernstere Einfachheit der Farbe
geeigncter erschienen sein. Doch hängt dies natürlich ganz
von der subjektiven Äuffassung ab. Die Komposition baut
sich in jchönen Linien klar und übersichtlich auf und zerfällt
in verschiedene Gruppen, die unter einander auf geschickte
Weise verbunden sind. Jm Mittelgrnnde sitzt der trauernde
Jeremias, zn dessen Füßen sein Schnler Baruch kniet. Die
abziehenden Juden verwünschen und verhöhnen ihn, weil er
ihr Unglück vorausgesagt und ihnen von thörigtem Widerstandc
 
Annotationen