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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Blanckarts, Moriz: Der Brand der Königl. Kunst-Akademie zu Düsseldorf
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VII.Jahrgang.

Nr. 13.

Geiträge

^lnd an Or. C.v. Lützow
(Wien, Theresianumg.
25)od.an dieBerlagSH.
l^eipzig. Königsstr. 3)
zu richten.

3. Äpril

Insrrate

L 2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1872.

Beiblatt zur Zeitschnft sür bildende Kuust.

Erscheint alle 14 Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrist für bildende Kunst" Arntis. Für sich allein bezogen lostet die Kunst-Cbronik in
allen Buch- und Kunsthandlungen, sowie bei der Post vom VII. Jahrgang an 1 Thlr. 20 Sgr.

Jnhalt: Der Brand der Königl. Kunst-AIademie zu Düsseldorf. — Die
bildende Kunst der Gcgenwart auf der Wiener Wcltausstellung von
187S. — Aus LePke's Kunstsalon. — Ein Denkmal der Gebriider
Grimm. — Korrespondenz aus Stockholm. — Nekrologe: I. Wicsmair;
F. Kreuzer; I. Koch; Joh. Pertscher. — Münchener Kiinstlcrgcnosseu-
schaft. - Äliinchcncr Kunstverein. — Schleswig-Holstcin'scher Knnst-
verein. — Kvlner Ceutral-Dombau-Verein. — Sammlung Doria in
S. Niaria di Capua. — Ausstcllmig fiir graphische Äunst III Wicn. —
Ausstellung im Wiener KUnstlerbause. — Wilh. Diez. — Zeitschriften.
— Ncuigkeitcn dcS Bnch- und Kunsthandels. — Jnseratc.

Der Drand dcr KSnigl. kunst-Äkadcmie M
Dnst'eldorf.

Tüsicldorf, 25. März.

Jn der Nacht vom 19. zum 20. März hat eine
furchtbare Feuersbrunst einen großen Theil unserer
Akadeniie zerstört. Gegen 3 Uhr Morgeus wurde die
Stadt durch die Brandsignale aus tiefstem Schlafe auf-
geschreckt. Mächtige Rauchwolken stiegen zum Himmel
und ein gluthrother Schein war weithin sichtbar. Es bot
einen schaurig schönen Anblick, die Flammen emporlodern
und sich im Rhein spiegeln zu seheu, an deffen Ufer
bekanntlich das ehemalige Residenzschloß der Herzoge von
Iülich-Cleve-Berg, worin sich gegenwärtig die Akademie
befindet, erbaut ist. Von hier aus wurde auch durch die
Brückenwache schon um Mitternacht der erste Lichtschein
bemerkt. Doch erregte derselbe noch keinen Verdacht, da
man annahm, daß bei Licht gearbeitet werde. Erst nach
geraumer Zeit nahm die Helligkeit in auffälliger Weise zu.
Nun wurde Meldung davon gemacht und die Brandglocke
geläutet. Es dauerte ziemlich lange, bis die Löschmann-
schaft mit den Spritzen anlangte, wie sich dieselbe dcnn
überhaupt ebeuso wenig wie die aufgestellte Schutzmann-
schaft ihrer Aufgabe gewachsen zeigte und zu schwer-
wiegenden Klagen gerechte Veranlassung gab. Jnzwischen
hatte sich das Feuer, durch den starken Nord-Ost-Wind
begünstigt, mit rasender Schnelligkeit ausgebreitet, so daß
eiue Nettung vieler Kunstsachen unmöglich wurde, und

mau sich hauptsächlich darauf beschränken mußte, die noch
nicht ergriffenen Theile des weitläufigen Gebäudes zu
schützen. Der Brand scheint nach übereinstimmenden
Aussagen in dem Ziinmer entstanden zu sein, worin sich
das Sekretariat des Kunstvereins für die Nheinlande
und Wcstfalen besindet. Hier war am Nachmittag bci
mäßiger Heizung gearbeitet worden. Doch vcrließen die
darin Beschäftigten das Zimmer schon früh, und da
keiner derselbeu Tabak geraucht oder sonst wie mit Feuer
zu thun gehabt hatte, so ist es kaum erklärlich, wie dcr
fürchterliche Brand entstanden, der, bei der Stille der Nacht
anfänglich unbeachtet, bald die angrenzenden Ateliers erfaßt
hatte. Als das Feuer eimnal die auSgetrockneteu Eichen-
holzbalken des Dachstuhls erreicht hatte, fand es so
reiche Nahrung, daß bald auch die entferntereu Theilc des
Schlosses in Flammen standeu. Zum großen Glück sind
die reichhaltigen Schätze des Kupferstich-Kabinets gcrettet.
Dieselben bestchen bekanntlich aus 14000 Handzeichnungen
und 24,000 Stichcn aller Schulen, denen sich eine
Sainmlung von 248 Aquarellnachbildungen italienischer
Meisterwerke von I. A. Ramboux anschließt, deren Verlust
nicht genug zu beklagen gewcsen wäre. Prof. Audreas
Müller, Lehrer der Kunstgeschichte und Konservator
der Akademie, welcher auf die ersten Feuerzeichen an
Ort und Stelle eilte, hat sich um die Erhaltuug dieser
Schätze große Verdienste erworben, wobei cr durch
die energische Hilfe des Militärs, vielcr junger Künstler
und einiger Kaufleute und Handwerker bestens unterstützt
wurde. Dagegeu hat er leider die Vernichtung seiner
eigenen Arbeiten zu betrauern, da sein Atelier eines der
ersten war, denen sich die Flainmen mittheilten. Außer
seinen sämmtlichen Studien hat Prof. Müller scin
großes Altarbild für die Kirche in Zifflich an der
holländischeu Grenze „St. Joseph" eingebüßt, welches
nach vierjähriger Arbeit nahezu vollendet war. Ebcnso
verbranuten alle Studien, Kartons und Skizzen von
 
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