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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Die Hamburger Kunst-Ausstellung, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0161

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313 Nrkrologe. — Kunstliteratur. — Kunstgeschichtliches. — Persoualnachrichten. — Kunstvercine, Sammlungenu. AnSstcllnngen. Zs 4

Wunde bildet dazu eiu gut gewähltes Accessit. Der Ver-
suchSteinhardt's, kolorirteBeilagenzu Modezeitungeu
als Gemälde zu behandeln, ist um so entschiedener miß-
lungen, als er selbst von der erstaunlichen Naturwahrheil
seiner nickt empfehlenswerthen französischen Vorbilder,
die wir an einem Goupil und Toulmouche bewundern
mußten, noch sehr viel zu lernen hat; wenigstens sollte er
seinen Modedamen etwas hübschere Gesichter mitgeben.
Buchser's in Solothnrn abscheuliches Bild: „Mary
Blane", auf dem große Schimmelflecke an den Hosen dcs
recitirenden Negers und sogar an der Schulter der zu-
hörenden Mestize eine ungemüthliche Vorstellung von der
Feuchtigkeit eines Klimas geben, welches sich außerdem
durch die Erzcugung blauer Pferde auszeichnen muß, ver-
dient wegen der naiven Unverschämtheit des für dies
Machwerk geforderten Preises (25,000 Fcs.) Erwähnung.
Daß unser begabter und feinsinnigerLandsmann Stein-
furth seine „Tanzenden Bacchanten" ausstellen mochte,
verstehen wir nicht; eine solche Arbeit behält man im
stillen Kämmerlein, wie ein guter Dichter seine schlechten
Verse; sie ausstellen heißt den erworbenen Nuf schädigen
und die Achtung vor einem geschmackvollen Publikum aus
den Augen setzen. Nöstel's „Nachmittagsschläfchen",
ein von Müdigkeit und Hitze überwältigtes Mädchen, wel-
ches mit der Katze auf dem Schooße eingeschlafen ist, er-
freut uns durch Naturwahrheit und Ungezwungenheit.
Kaltenmoser's Blumenfreundin, die übrigens einen
freundlichen Eindruck niacht, eutzieht uns, vermuthlich
gewarnt durch diepolizeiwidrige Häßlichkeit von Weber's
Dame unter Blumen, den Anblick ihres Gesichtes. B in-
zer's treuherzig liebenswürdiger „Steyrerbub" undFrln.
Lagier's (Genf) „Träumerei" wurden verkauft; das
reizende Antlitz der träumerisch blickenden Jungfran läßt
uns nur wünschen, daß die Kleine, statt ihren ganzen
Oberleib cntkleidet zu lassen, an die holde Schamhaftigkeit
von Auerbach's „Barfüßele", die sich, auch allein, ihre
Blöße erröthend verhllllt, gedacht hätte. Obgleich es
uns nicht gefallen will, daß eiue Dame die empörende
Manie dcr Franzosen, vorzugsweise eben aufblühende
Mädchen ihre Neize mit scheinbar absichtsloser Absicht-
lichkeit für die Augen entnervter Lüstlinge prostituiren zu
lassen, nachahmt, beeilen wir uns doch, um nicht miß-
verstanden zu werden, hinzuzufügen, daß die Malerin nur
durch das Thema, nicht durch die Behandlung an die
widerliche Richtung der Franzosen erinnert. Ch. Landes-
mann, ebenfalls ans Genf, bringt uns in ihrem „Weine
nicht mehr" zwei kleine Mädchen von der holdseligsten
Anmuth. Die beiden Kllnstlerinnen vertreten durch
Sauberkeit und Sorgfalt der Ausführung und den be-
strickcnden Zauber ihrer Mädchenköpfe ihre Vaterstadt iu
der liebenswürdigsten Weise. Köckert's „Bacchantin,
die sich zum Bade entkleidet", durch hübsche Lichtesfekte
wirkend, und Noegge's „Nackte Nymphe" sind keusch

und gut gemalt. Noch erfreut uns die Aumuth von
Dejonghe's (Brüssel) „Mädchen mit Kakadu's" uud von
Pixis' reizvollen Pendants „Schwäbische Schnitterin"
und „Elsässisches Mädchen." 4. U.

(Schluß folgt.)

tlekrologr.

Jiilins Schnorr von Carolsfeld ist am 24. Mai in

Dresden im Atter von 78 Jahren gestorben.

Eduard Bittcrlich, einer der ansgezeichnetsten Schüler
nnd knnstlerischen Gehülfen Rahl's, ist am 2». Mai in Preß-
baum bei Wien einem langwierigen Leiden erlegen.

Knnstliteratur.

^ Sndslavischc Ornaincntc. Unter diesem Titel hat
Felix Lay in Esseg (Slaoonien) im Verlage von Friedr.
Fischbach in Hanau ein bei B. Dondorf in Franksurt a. M.
gedrucktes Prachtwerk erschcinen lasscn, welches auf 20 Tafeln, mit
3 Druckbogen Text, Teppiche, Stickereien und Schmucksachen,
Erzeugnisse südslavischer HauSindnstrie, in reichstem Buntdruck
zur Änschauung bringt. Bei dem Jnteresse, welches man
gegenwärtig der Hausindnstrie schenkt, tvird das Werk auf
eine gllnstige Aufnahme zählcn kvnnen.

Knnstgrschichtlichcs.

Zu Lnccra (bci Foggia) ist beim Ban einer Straste eine
Statue der Benus vou 7 Palmcn Höhc, eine Marmorvase
von 8,5 Meter Umfang uud Bruchstücke eiues Mosaikbodeus
gefunden worden. Die Beuus ist unbekleidet, hat zu den
Füßcn einen Delphin mit einer Putte und soll von sehr guter
Arbeit sein; sis ist zerbrocheu, doch fehlt kein Stück. Die Vase
trägt die Jnschrift: Oivo Louimoäo. DaS Municipium läßt
die Ausgrabungen fortsetzen.

pcrsonalnachrichtrn.

Oberbaurath Fricdrich Schmidt in Wien erhiclt vom
königl. Jnstitut brttischer Architekten in Loudou die große
Medaille in Gold durch einstimmig gesaßteu Beschluß zuer-
kannt und wurde zizgleich eingeladen, diese Auszeichnung am
10. Juni fe.ierlich in Empfaug zu nebmen.

Dcr Laiidschaftsiiialcr E. v. Lichtcnfcls, welcher letztes
Jahr als provisorischer Lehrer der Landschaftsmalerei an der
Wiener Akademie der bildeuden Künste fungirte, wurde vom
akademischeii Nathe zum Professor des geiianiiten Fachcs
erwäblt.

Vr. W. Nosimann, in weiteren Kreisen bekannt durch
seine geistvollen Reiseberichte „Vom Gestade der Cyktopcn und
Sirenen" (Leipzig 1869), wurde zum Profcssor der Knnst-
geschichte und Aesthetik an der großherzogl. Kunstschnle in
Weimar ernannt.

Lililstvrreinc, Sammliiilgril iiild Äilsstrlliiiigril.

Die Dclegirtcn dcr ocntschc» Kiiiistgcnosscnschaft hatten
sich Mitte Dtai in Wien veisammelt. Es wareu vertreten die
Lokal-Genosseuschaften Berliu durch die Herren Steffek,
Tcscheudorff und Graef, Düsseldorf durch Herru Hofs,
Dresden durch die Herren Steche und Thessel, Weimar
durch Herrn v. Schultzeudorf, Breslau durch Herrn
Brehmer, Kassel durch Herrn Katzeustein, Darmstadt
durch Herrn Or. Schäfer, Hanau durch Herrn Fischbach.
Den Verhandlungen präsidirte der Vorstand der Wiener Kunst-
genosseiischaft, Herr v. Lichtenfcls. Gegenstand der Ver-
handlungcn war die Bestimmung des nächsten Vorortes, Ort
und Zeit der nächsten allgemeincu deutschen Ausstellung, Ver-
wendnng der seinerzeit für den humanitären Zweck der Untcr-
stütznng von iuvalid gewordenen Kllnstlern bcstimmteu Summe
(1700 Thaler). Da man dachte, es sei die Summe nicht in
dem von dem ursprünglichcn Antragsteller Angeli bezielten
Sinue zu verwenden, so wurde von dem Vertreter der Wiener
Kunstgenossenschaft, Grefe, der Antrag geslellt, ihn für cine
Bildergalerie im neugewomiencii Straßburg zu widmen; es
ergab sich aber aus Mittheilungen der Vertreter der Dresdcnei
 
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