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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Deutsche Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0016

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VII. Jahrgang

klud anvi-. C.v. Liihow
iDien, Theresiannmg.
^S)od.andicVer>ag§d.
^'IpZig. Königsstr. S)
zu richten.

Ilovnnbcr

Nr. 2.
Äiiserate

L 2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1871

Beiülatt znr Zcitsclirist für liildeude Kunst.

Erscheint alle 14 Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" xrntig. Für sich allein bezogen kostet die Kunst-Chronik in
allen Buch- und Kunfthandlungen, sowie bei der Post vom VII. Jahrgang an 1 Thlr. 20 Sgr.

^nhalt: Deutsche Nenaissancc. — Die Pseudo-Dürerzeichnungen in
Berlin, Bamberg und Weimar, und ihr lebter Vertheidiger. — Karl
Friederichs. — Kugler's Kunstgeschichte. ö/Aufl. — Vereine zur Be-
fvrderung der bildcnden Künst'e in Wien. — Holbein-Auöstelliing. —
Münchener Ausstellung iür den dentschen Jnvalidensonds. — Berliner
Schillerdenkinal. — I. Naue'sKompositionen aus der Völkerwanderung.
Leop. Schulz-. — H. Wislicenus. — Ludwig Knaus. — Berichtigung.
— Zeitschristen. Berichtc vom Kunstmarkt: Wiener Kunst-
auktivnen; Künstlerisches Eigenthumsrecht; Neuigkeiten des Buch- lind
Kunsthandels; Jnserate.

Oentsche Neimilsnnce.^)

So scheint denn endlich der „lange Wintcr unseres
Mißvergnngens" an den Werken dcr „Zopfzeit", wie ina»
früher alle Knnst voin 16. bis 18. Jahrhundert kurzweg
Z» nennen pflegte. dein „glorrcichcn Soinmer" allgemciiier
Gnust gewichen zu sein! Die Nenaissance, die wir in
Jtalien und Frankreich vcrehren und lieben leruteu, ge-
winnt jetzt auch iin Gewande der Heimath unser Herz.
Die Wisscnschaft beginnt, ihren Urspruug und die Ge-
schichte ihrcr Entwickelnng auf dentschem Boden zu er-
forschcn; ein regcr Sainmeleifcr bemächtigt sich aller
ihrer, früher so mißachteten Ueberreste. Vor Deceiinicii
schon zogcn Maler und malerisch Gesinnte den säulen-
geschmückten Eichenschrank, den Kronleuchter mit zicr-
lichen Biessingraiiken, die sanfte Pracht der Gobelins
nnd den würdigen Schenktisch niit Humpen und Venctiaiicr
Gläsern ans dem Gerümpel der Trödler wieder an's Licht
hervor. Jetzt gehört es nachgerade zum guten Ton, der-
glcichen Altväter-Hausrath sein Eigenthum neiinen zn
köniien, Eine willfährige Fabrikation hat sich in's Mittel
gelegt: sie fälscht oder „imitirt" Pokale, Dosen, Leuchter,
Gläser und macht aus einem alten geduldigen Renaissance-
Bi'öbel durch „Restauration" deren sechs oder sieben,
Erst viel später, wie bei allen vou iuneu heraus erfol-
geuden sikevolutiouen, erstreckte sich diese Geschmacks-

Deutsche Renaissance. Eine Sammlung von Ge-
geiiständcii dcr Architeltur, Dekoraiion imd Kunstgewerbe iu
Ortginal-Aufnahmeu. Erste Abtheilung: Nüruberg, auto-
graphirt uud herausgegeben von A, Ortweiu, 1. u, 2, Hefi,
Leipzig, Seemnim, 187!, Fol.

uinwälzung auch auf die architektonische Dekoratiou, mid
am allerletztcn auf das HauS selbst. Heute begnügt
inan sich nicht mehr damit, alte Bilder und Geräthe in
modern tapezierteu siiänmcii nnterziibringeii, Der Grund-
satz: daß das wahre Kunstwerk mit seiuein Nahmcu zu-
gleich anf die Welt komme, gewinnt wieder Anerkcniiung.
Die Kunst soll nicht wie ein glänzender Flitter an der
Prosa des Lebcns äußcrlich haften, sondcrn dasselbe dnrch-
dringen, in seiner Gesammterscheiiiung schmücken und ver-
edeln. Die Rückkehr zu farbiger Ausstattung der Jnnen-
räiime hängt mit dieser Anschauung ziisammen; venn die
Farbe ist das vorwiegend konziliante Element im Neiche
der bildenden Künste. Jm Verein mit dem Golde wirkt sie
Wunder der Harmonie: was uusre heutigen Dekorateure
wieder einzusehen beginneii.

Den Bestrebungen, welche diesem Drange der Zeit
aus den Schatzkammcrn der Knnst vergangener Jahr-
hunderte neucn Nahrungsstoff zuführen wollcn, schlicßt
sich anch das unten bezeichnete llntcrnehnieu an. Es soll
ein Sammelwerk von Denkmälern Deutscher Re-
naissance sein, und zwar in jeneni umfassendeu Sinne,
wonach nicht nur die eigentliche Architektur, sondern außer-
dem vorzngsweise das architektonische Detail, die Aus-
stattnng der Wohnrännie, wenigstens das größereMobiliar
mit in den Kreis der Darstellung hineingezogen werden.
Gegenstände der Kleinkiinst, namcntlich dcr Metallotechnik,
sind, wenn nicht geradc ausgeschlossen, doch nnr aus-
nahmSweise zur Publikation bestimint, da sie einerseits
den Umfang des Werkes allznsehr ausdehnen wnrden,
andcrerseits durck) autographischen Umdruck von
Federzeichnungen, wclcher das ausschließliche Repro-
duktonsmittel des Werkcs bilden soll, kaum entsprechend
herzustellen sind.

Die autographirte Fedcrzeichnung hat allerdings auch
für die Wiedergabe des architektonischen Details und der
sonstigen Dekoration feinercr Art ihrc starkcn Schattcn-
 
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