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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Für griechische Kunst
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163

Für griechische Kunst. — Korrespondenzet!.

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liche Verlnste verbunden sind, wie ferner die in Bezug
nuf Altcrthümer den immer wiederholten Protesten der
gelehrten Well zum Trotze fortbestehenden Ansfuhrgesetze
des griechischen Königreichs weitere Schädigung mit sich
bringen und wie der einzelne Forscher der Größe dieser
Aufgaben, dieser Schwierigkeiten nicht gewachseu ist.
Der Einzelbemühungen hat Deutschland trotzdem genug
bisher daran gesetzt. Jetzt spricht Curtius eimnal wieder
das Verlaugeu aus, daß der Staat dcn in Einzelauläufen
sich zersplitterudeu uud erschöpfeudeu Kräfteu eineu festen
Nückhalt gebe, uamentlich durch ein archäologisches Justi-
tut iu Athen, dcm die Erforschung der gesammten Hinter-
lassenschaft der klassischen Zciten im Umfauge des einst
griechischen und römischeu Orients in gleicher Weise zur
Aufgabe gestellt würde, wie dem in zweiundvierzigjäh-
rigem Bestehen bewährten preußischen Jnstitute für ar-
chäologische Korrespondenz in Rom.

Daß der Wunsch nach einer solchen Anstalt in Athen,
wo mit der dort bestehenden französischen Schule längst
nicht Alles gethan ist, seit Jahren schon oft geäußert und
noch niehr gehcgt als geäußert ist, muß dem Fürworte,
das Curtins abermals einlegt, nur schwereres Gewicht
geben. Daß er in frischer Anregung der Anschanungen
an den Orten, wo Hülfe noththut, und mit aller Wärme
es aussprach, kann dem Worte nur stärkere Ueberzeu-
guugskraft gebeu. Daß er es in eiuem gewählten Kreise
von Mäuneru der deutschen Hauptstadt, die durch ihren
Verein bezeugen, daß sie wisseu, was uns das Alterthum
und seine Erforschung werth ist, aussprcchen konnte, iu
Gegenwart des Fürsten, an dessen Verständniß für die
Sache, wie auch, so sollte nian glauben, an dessen per-
sönlicher Geneigtheit kein Zweifel ist, so wenig an Mit-
teln nnd Macht jetzt Zweifel seiu kann, das Alles er-
scheiut uns als eiu so seltenes Zusaminentreffeu güustiger
Umstände, daß wir uns der Hoffnung hingeben, es stehe
uns eine daucrnde Förderuug der Erforschung griechischer
Kunst und überhaupt griechischen Alterthniusin der Grün-
duug eines archäologischen Jnstituts iu Athen, eine er-
gebuißvolle Förderung in der l.Internehmuug größerer,
mit kombinirten Kräften geführter Ilntersuchnngcn uahe
bevor.

Alle gebildete Welt kann sich diesen Glückwunsch
sagen nnd gesagt sein lassen, ein Archäolog macht sich nur
zum Sprecher, dcm begreiflicherweise es am uächsteu zu
Herzen und am leichtesten von Herzen geht. C.

Korrespondenzen.

Karlsruhc, Eiide Januar IS72.

X Das Jahr 1872 hat uns in den hiesigen Kunst-
vereins-Ausstellungen verschiedene sehr beachtenswerthe
Erscheinnugen gebracht: zuerst mehrere vortreffliche Bilder,
nieist kleiucn Uinfangs, von Gnde, daun einige Arbeiten
vonseincn Schülern Nielson,Sindi»g, Hesse. Etwas

später machten zwei Bildnisse von Füßli Aufsehen, der
sich seit wenigen Jahren hier niedergelassen hat: die lebens-
großen Kniestücke eines hiesigen Diplomaten und seiner
Gemahliu. Eine glänzende koloristische Fähigkeit ver-
einigte sich hier mit einer kühneu Breite des Vortrags,
welche außerordentliche Wirkung übte, das Charaktcri-
stische der Persönlichkeit war niit sicherem Blick erfaßt, die
Stoffmalerei keck und virtuos. Wir geben unter beiden
dcm männlichen Porträt noch den Vorzug. Füßli war
hier schon vorvem mit vorzüglichen Leistungen der Bilduiß-
malerei aufgetretcn; diese beidcn Gemälde aberübertreffen
das Frühere. Bei ihrer Gediegenheit ist keine Gefahr
vorhanden, daß sich die Bravour des Machwerks, so groß
sie auch seiu mag, eiuseiiig vordränge. Er hat sich dies-
mal als cinen der ersten Porträtmaler bewährt, welche
jetzt in Deutschlaud thätig sind.

Seit wenigeu Tagen endlich ist ein großes Gemälde
ausgestellt, daS Aufsehen macht: „Vor dem Pautheon"
von W. Ricfstahl. Der Künstler, seit drei Jahreu in
Karlsruhe nnd seit zwei Iahren Professor an der Kunst-
schule, hatte bisher am Orte selbst nur kleinere Gemälde
ausgestellt, weil nur solche neben dem großen Werke eut-
standen waren, das er im Frühling des Jahres 1870
angefangen ans Rom mitgebracht hatte. Seiue Stoffe
hatte sich Niefstahl, sobald er aushörte, ausschließlich
Landschaftsmaler zu seiu, bisher vorzugsweise aus Tyrol,
aus dem Bregenzer Wald, aus der Gegend des Boden-
sees geholt, uud zur Aufgabe hatte er sich gesetzt, Laud
uud Leute zu malen, jenes nicht blos als Hintergrund,
diese nicht blos als Staffage, sondern beide einander
gleichwerthig, die Menschen im Zusammeuleben mit der
Scenerie, der sie augehören, mit der sie verwachsen sind.
Zu der gleichen Aufgabe lockte ihn nun auch Jtalien, so-
bald er es betreteu hatte. Wir blicken auf einc der
Stellen, an welchen der Puls des heutigen italienischeu
Lebens am vollsten schlägt, die großartige Vergangenheit am
entschiedensten mitspricht: es ist die Piazza della Rotonda
in Rom. Links nnd rechts ragen die hohen Mauern der
umgebenden Häuser anf, als Abschluß des Platzes steigt
dic kolossale, diistre Masse des Panthcon empor, ernst
und feierlich; nur ein Stück vou der Obermauer des
Nuudbaues und eius der Thürmchen von Bernini sind
seitwärts von einem warmen Abendstrahl beleuchtet. Auf
diesem Platze nun entfaltet sich ein Stück jenes Treibens,
wie man es täglich iu Rom erblicken kann, das aber trotz-
dem malerisch uiid großartig erscheint, als ob es etwas
ganz Außerordentliches wäre. Eine Procession kommt des
Weges, von der Gegend der Santa Maria sopra Minerva
her, zieht an der Säulenhalle von Agrippa's mäch-
tigem Tempel vorüber und nähert sich dem Vordergrunde.
Es ist eine Bruderschaft in langcu weißen Kutten, deren
Kapuzen das Gcsicht verhülleu; wie sie mit ihren Kerzcn
einherschreiten, wirken sie anch am helleu Tage geister-
 
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