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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Helbig, W.: Die neuesten Erwerbungen des Britischen Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0109

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VII.Jahrgang.

Äeitriige

smdanOr.C.V. Lüyou
(W>rn, Theresianuing,
25)od,andieBerlngSH.
<e-i„ig. KönigSstr, S)
zn richten.

28. Mär)

Nr. 12.

Insrrate

k 2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1872.

Beiülatt znr Zeitschrist für öitdcnde Kuust.

- --^ Kunst" eratio, Fiir sich allein bezogen tostet di- Kunst-Cbroni, in

Erschemt alle 14 Tage, siir d,e Abonnenten d-r ,,Z I ^ Pyst VII. Jahrgang a» 1 Thlr, so Sgr.

allcn Buch- und Kunstbandlungen, ,o ^«««««««««««««»«°°°°°>>°»°°»«°"««««««»°«i-°°s°«i-sss«ss<>

linh

- M- )'°?-N°u E-wcrrm,^ dL.BEch°n^m-.^^°

Ausstellung des Vereins dcr Künstlerinnen
Berlm. — Netberg, Dürer's Kupfersnche;

>eideloff's Orna-

Geiap!-'. Danzig nnd seine Bauwerk'e. — Nekrologe: H.

denkmn? Bauer. — Konkurrenz für cin National-

Düsseld^k- ' Kunftschule. — Münchener Kunstverein. —

deK^r Ausstellungen. — Ausftettung alter Gemälde in Berlin;

Bes!^, ^Ä^ordam. — Düsseldorf. Sammlung von Gemäldcn zum
vnm^e»,. ^^4 othleidenden in Chicago. — Zeitichriften. — Berichte
Pereire ^' ^^rlinerKunstauktion; Auktion Gsell; Auktion

Äie neucsten Erwerbungen !>es öritislhcn
Mnsemns.

Der Deutsche, welcher zum ersten Male dic Säle
des Britischen Museums betritt und die großartige Ent-
wickelung verfolgt, in welcher diese Sammlungen von
2ahr zu Jahr fortschreiten, kaun sich eines wehmüthigeu
^efühls nicht erwehreu, wenn er damit die kleinlichen
Verhältnisse vergleicht, wie sie auf diesem Gebiete iu
Deutschland herrschen und allem Auscheine nach uoch
lange herrschen wcrdeu. Es ist ein bedeutsames Zeicheu
vou der Einsicht der Direktion uud der Ausdehnung
ihrer Beziehungen, daß Refercnt fast alle beachteus-
werthen Kunstgegenstände, deneu er seiner Zeit in dem
römischen oder neapolitauischen Kuusthandel begegnete,
in dem Britischen Museum wiedergefunden hat.

Ohne in die frühere Zeit zurückzugreifen, will ich dem
2eser nur ein flüchtiges Bild von dcm Zuwachs geben,
welchen das Museum in dem letzten Jahre erhalten hat. Au
erster Stelle ist eine Neihe von Denkmäleru zu erwähnen,
welche aus dem Boden von Priene im ionischen Klein-
asien stammen. Unter der Leitung Herrn Pullau s hat
daselbst die Looiotz- oü Oilettuiiti den Tempel der Athene
Polias ausgrabcn lassen. Dieser Tempel ist ein pracht-
voller Bau ionischen Stils, welcher in gewissen Eigen-
thümlichkeiten der Architektur und der Ornamcnte und in
bem Charakter der ihn schniückendeu Skulptureu derartig
wit dem Mausoleum übereinstimmt, daß er mit Sicherheit
derselben Kunstschule zugeschrieben werden darf, wie dieses.

Geweiht wurde er allerdiugs etwas später, nämlich von
Alexander dcm Großcu, wie eine ursprünglich an deuAnteu
befindliche und gegeuwärtig dcm Britischen Museum
einverleibte Jnschrift *) besagt. Aus noch späterer Zeit
scheint die Statue dcr Polias, welche, als der Tempel
zerstört wurde, als Kultusbild dieute, und dic Basis,
auf welcher sie stand, zu stammcn. Alö nämlich
die Ausgrabungen beendet waren, wurde die letztere von
dem iu der Umgegend wohnenden Gesindel mit dem
üblichen VaudaliSmus zerstört. Herr Clarke, welcher bald,
nachdem dics geschehen war, die Tempelruinen besichtigte,
fand unter den loscn Platten der untersten Steinschicht
der Basis verschiedene Tctradrachmen des Königs
Orophernes von Kappadokien. Diese Tctradrachmen sind,
wie Herr Newton mit großer Wahrscheinlichkeit vermuthet,
im Jahre 158 v. Chr. geschlagen uud scheinen darauf
hinzuweisen, daß eS König Oropherncs war, auf dessen
Kosten das Standbild hergcrickcket wurde. **) Seine Be-
ziehungen zu Priene sind auch durch andcrweitige Zeug-
nisse bekannt.

Die Ausbeute dieser Ausgrabuugen hat, soweit sie
wichtig und transportabel war, dcn Weg in das Britische
Museum gefunden. Von der prachtvollen Architektur
des Tcmpels gebcn die Kapitäle von Säulen nnd Pilastern
nnd mehrere reich ornamentirteKornischenstückc ein anschau-
liches Bild. Ich gehe nicht nähcr ein auf die wichtige epi-
graphische Ausbeute und bemerkc nur, daß die bcrühmte
und vielfach publicirte Jnschrift, welche ttber cinen zwischen
Priene und Samosstreitigen Küstcnstrich handelt, ein Streit,
der aus der Mittc des 6. Jahrhunderts v. Chr. datirt in
der Diadochcnperiode wieder auflebt und erst ini Jahre 13«)
v. Chr. endgiltig durch eineu Beschluß des römischen

*) L. I. 6,-. 2904; Lebas 187. 205.

**) On ->n ineOiteä teliuüiueln» uk Oropliernes II.
Huinismutie ekronicle, 1871, p. 19.
 
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