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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Doehn, Rudolf: Das Lincoln-Monument in Philadelphia
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0035

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Kunstunterricht. — Konkurreuzen und PreiSverleihungen.

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wähnte Emancipations-Proklamation,*) in der rcchten die
Feder, mit welcher er dies Schriftstück unterzeichnete.
Die Haltung der Figur ist, dem Charakter und Wesen
Lincoln's entsprechend, ganz ungezwungen und natürlich,
während die Gesichtszüge bei vollkommener Aehnlichkeit
die ruhige Milde und die feste Energie ausdriicken,
wclche den für scin Vaterland zu früh gestorbenen Präsi-
denten im Leben auszeichneten. Die Höhe der sitzenden
Kolossalfigur beträgt 9 Fuß 6 Zoll.

Die Basis des DenkMals bildet ein massives 4 Fuß
hohes und 15 bis 17 Fuß großes granitnes Oblong, auf
wclchem ein mit vorspringenden Konsolen an den vier
Ecken geschmückter Zwischensatz ruht, desien vier Felder
vier Jnschriften enthalten. Die erste dem Süden zuge-
kehrte Jnschrift lautet:

„Do F.brslium Ickncol» — 1"rom a Aratekul ?eopIs."

Die zweite Jnschrift ist der von Lincoln am 19. No-
vember 1863 auf dem Schlachtfelde von Gettysbury
gehaltenen Redc entuommen, sie lautet: „Laßt uus hier
fest beschließen, daß die Regierung des Volkes durch das
Volk und für das Volk nicht von dicserErde verschwinden
soll-." Die dritte Inschrift: „Jch verordne uud erkläre,
daß alle Personen, die in den in Rebellivn begriffeneu
Staaten als Sclaven gehalten wurden, frei sind uud von
nun an frei bleiben sollen", ist ein Satz aus der Emanci-
pations-Proklamatiou. Dic vierteJnschrift endlich bilden
die schönen Schlußworte der zweiten Jnaugural-Adresse,
die Lincoln am 4. März 1865 hielt, sie lauten also:
„Mit Uebelwollen gegen Niemanden, mit Liebe für Alle,
mit Festigkeit im Rechten, wie Gott uns verstattet, das
Rechte zu erkenucn, so laßt uns das Werk volleuden, in
dem wir begriffen sind."

Auf dem oben erwähnten Zwischensatz befindet sich
cin Sockel, dessen abgekantete Ecken vier Bronzeadler mit
halb gespreizten Flügeln zieren; die Adler haben2Fuß in
der Höhe und 3 Fuß in der Flügelweite; zwischen ihncn
siud Festons, Eiche und Lorbeer, angebracht, ebenfalls in
Bronze. Ueber dem Sockel^ erhebt sich das eigentliche,
7 Fuß hohe und an den Ecken abgerundete Piedestal, auf
welchem die Statue sich befiudet. Die vier großen Seiten-
felder des Piedestals schmücken die Wappenschilder dcr
Vereinigten Staaten von Amerika und des Staates Penn-
sylvanien, sowie ein Paar gekreuzter, niit Trauerflor
umwundener amerikanischer Fahnen und zwei gckreuzte
Schwerter, über welcheu ein Jmmortellcukranz liegt.

Das ganze Denkmal erreicht eineHöhe von ungefähr
38 Fuß. Die Stadt Philadelphia hat durch das
Lincoln-Monument zweifelsohne eine neue uud würdige

*) Es mag hier die Bemerkung nicht ohne Jnteresse sein,
daß das Original dicser Proklamation, welches seiner Zeit siir
25,000 Dollars an die historische Gesellschast zu Chicago in
Jllinois verkauft ward, bei dem großen Brandc, der diese Stadt
im Oktober d. I. heimsuchte, verloreu ging. —

Zierde bekommen, welche nur dazu beitragen kann, den
Ruf von Randolph Rogers als Bildhauer zu erhöhen.
Wie uns von zuverlässiger Seite gemeldet wird, soll
— vornehmlich auf Betreibeu des deutschen Elementes in
Philadelphia — in nicht zu langer Zeit daselbst in dem
schön angelegten Fairmonnt-Parke auch ein Denkmal für
Alexander v. Humboldt errichtet werden.

Zum Schlnß noch die Bemerkung, daß die Gebeine
Abraham Lincoln's und seiner beidcn Söhne, welche biöher
in einem provisorischen Grabmale untergebracht waren,
seit cinigen Wochen in der nunmehr mit Kunst und Ge-
schmack vollendeten Gruft auf dem Oak Nidge Friedhofe
zu Springfield im Staate Jllinois beigesetzt worden sind.

Rudolph Dochn.

kuiistlmterricht.

* Die Vorlcsnngeit im Oestcrrcichischen Mnscum haben
am 23. November, 7 Uhr Abends, mit dem Bortrage Dir.
v. Eitelberger's übcr die Kunstbcstrcbuiigen in Oesterreich
ihren Anfang genommen. Am 30. November und am
7. Dccember solgen daraus zwei Borträge desselben über
Tizian und seine Gemälde im k. k. Belvedere. Das weiterc
Programm lautet: 14. December Negierungsrath I. Falke,
die dicsjährige Londoner Weltausstellung21. December, Prof.
I)r. v. Lützow, die Madonna des Bürgcrmeisters Meher
von Hans Holbein d. I.; 28. December Prof. vr. Conze,
über Museen für Plastik; 4. Jauuar Oberbaurath v. Ferstel,
der Neubau deS Oesterr. Museums; II. und 18. Januar
Prof. vr. v. Lützow, Wandmalcrei und Architektur in der
italienischen Nenaissance; 25. Januar Prof. vr. Conze, über
antike Barbarenbilder; 1. Februar Oberbanrnth Fr. Schmidt,
Uber den Nathhausbau in Wien; 8. Februar Prof. 1)r. W.
Exner, die Jndustrie im Böhmerwalde; 22. und 29. Februar
Prof. Or. E. Ludwig, über Theerfarben; 7., 14. und
2l. März Negierungsrath I. Falke, die ornamentale Kunst
! der Nenaissancc. Eintrittslarten werden dies Jahr nicht aus-
i gegeben (mit Ausnahme der grünen Freikarten); Eintritts-
preis 20 ikr. ö. W.; Kassa-Eröffnung 6 Uhr. — Nach Schlust
der kunstgewerblichen Ausstelluug werden außerdem Sonn-
tagsvorlesungen (10 — II Uhr Vormittags) abgehalten
werden, deren Programm folgendermaßen lantet: Uebersicht
der Stilarten, von Dir. v. Eitelberger; Grundsätze des
Gesckmacks von Negierungsrath I. Falkc; die Fortschritte im
Ausstellungswesen durch die WcltauSstellungen, von Prof.
vr. W. Exn e r; endlich Farbcnlehre, von Prof. I)r. Ditsch ciner.
Nähere Bestimmungen über diese Sonntagsvorlesungcn werden
spätcr bekannt gegeben.

LoiilmrrrilM nnd Prcisvcrleihungen.

Fiir das in Berlin zn crrichtcnde deutschc Parlamcnts-
gcbändc wird eine Konkurrenz ausgeschrieben, deren Pro-
gramm ftilgenderniaßen lautet: „Das Gebäude soll auf der
östlichen Seite dcs KönigsplatzeS errichtet werden, und zwar
sollen dic vortretenden Theile desselben stch innerbalb der auf
dem anliegendcn Situationsplane angedeuteten Baufluchtlinien
halten, die auf der Westseite der Baustelle aiizuordncnden Vor-
bauten dem Mittelpunkte des Sieges-Denkmals sich nicht aus
mehr als 170 Meter nähern. Das Gebäude soll folgende
Räumlichkciten cnthalteni I. An Dienstwohnungen: 1. Für
den Präsidcntcn des Reichstages 8—10 Arbeits-, Wohn- und
Schlafzimmcr, 2—3 Domestikenzimmer, einige Fremdenzimmer,
eine Kllche, ein Anrichtezimmer und die erforderlichen Vor-
rathsgelasse, ferner 2—3 Empfangs-Salons, in Verbindung
mit einem großen Festsaal von etwa 395 Quadratmeter
Flächeninhalt, welcher gleichzeitig zu außerordentlichen ge-
schäftlichen oder festlichen Versammlungen der Reichstags-
Mitglieder benutzt werden kann. 2. Für den Bureau-Diri-
gentcn: bestehend aus 7—8 Ziminern und den zugehörigen
Wirthschaftsräiimen. 3. Für den Castellan (Botenmeister):
3—4 Stubcn nebst Zubehör. 4. Für die Portiers an den
 
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