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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Bergau, R.: Der Verkauf von T. O. Weigel's Sammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0137

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Nr. 15.

VII. Jahrgang.
Geiträge

nnd an vr. C.v. Lützow
(Wien, Theresianumg.
2S)od.andieVerlagSH.
(Leipsig, KdNigsstr. g)
zu richten.

3. Mai

Insrrate

k 2 Sgr. für die dre-
Mal gespaltene Petit-
zeile werden vonjeder
Buch- und Kunfthand-
lung angenommen.

1872.

Beiblatt zur Zeitschrist fiir bildende Kunst.

Erscheint alle 14 Tage, siir die Abonnenten der „Zeitschrist für bildende Knnst" Zratis. Für sich allein bezogen kostet die Kunst-Cbronik in
allen Buch- und Kunsthandlungen, sowie bei der Post vom VII. Jahrgang an 1 THIr. 20 Sgr.

Inhalt: Der Verkauf von T. O. Weigek'S Sammlung. — Meher'S
Allgcmeines Künstlcrlerilon. — Bucher, Die Kunst ,n, Haudwerk-
- Nekrologe: Johanna Möller; R. E. Schmidt von dcr Launit!;
H. T. Tuckerman. — Zur Holbcin-Kritik. — Oesterreichischer Kunst-
verein. — Weimar, Abschiedsfest siir Prof. Pauwcls. — Aus Tirol.
— Amerikanische Kilnstinstitute. — «erichte von, Kunstlnarlt:
Pariser Auktioncn; Auktion Hodshon. — Jnserate.

Der Verlmuf von T. O. Weigel's
Smmnlimg.

Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten und auch
uoch in der allerueucsteu Zeit eine große Anzahlder werth-
vollsteu uud wichtigstcn Dcukmäler deutscher Kultur,
besonders Kunstwerke, im Wege des Verkaufs au das Aus-
land abgegeben, weil unser an und für sich durchaus nicht
armes Vaterland am Anfange unseres Jahrhunderts, durch
fremde Heere ausgesogen und durch lange Kriege erschöpft,
seine Mittel für Beschaffung des Nothwendigsten zusam-
mcnhalten mußte, daher für Zwecke der Kunst uud Wissen-
schaft lange nicht so viel aufwenden konnte, als z. B.
England und Frankreich. Jetzt, nachdem Deutschland
seine frühere Machtstellung und sein altes Ansehen im
Auslande sich wieder erobcrt hat, sind auch die Geld-
verhältnisse besser geworden, und die Deutschen sind nuu
in der Lage, auch den Gegenstanden höchster Kulturent-
wickelung, den Werkeu der Kunst und der Wissenschaft die
gebührende Aufmerksamkeit zu widmen. Doch sind diese
wesentlich besseren Zustände noch zu neu, als daß mau
sich derselben im ganzeu Umfange bewußt wäre und sich
in alleu Kreisen die Ueberzeugung verschafft hätte, daß
man verständiger Weise gewisse Gegeustände dem Aus-
lande unter keiner Bediugung überlassen darf.

Zu diesen Schätzen gehört u. A. die T. O. Weigel'-
sche Sammlung der frühesten Erzenguisse der Druckerkuust,
bckauntlich ihrcm Umfange wie ihrem Werthe nach die
bedeuteudste Sammlnng der Art, welche existirt. Sie
enthält die wichtigsten Denkmäler der Geschichte der

Druckerkunst in Bild und Schrift während der ersten
Zeit ihrer Ausübuug, d. h. also im fünfzehuten Jahr-
hundert. Der Besitzer hat sie im Berein mit Or. Zester-
mann in einem großen, zweibändigen Prachtwerke ein-
gehend beschrieben uud die wichtigsten Stllcke derselben
in vortrefflichen Facsimiles abbilden lassen. Sie besteht
aus Zeugdrucken, Metallschnitten, Holzschnitten, Spiel-
karten, Schrotblättern (179 Nummeru), Teigdruckeu,
Kupferstichen und typographischen Werken der allerältesten
Zeit, zusammen 538 Niliumern, hat uur Seltenheiten crsteu
Nanges aufzuweiseu, von welchcu die bei weitcm größtc
Anzahl jetzt kluioa. sein dürften. Alle übrigen Samm-
lungen der Art in den großen Bibliothekcn und Museen
Deutschlauds und des Auslandes euthalten eiuzelne wich-
tige Stücke; keine aber ist so vollständig als diese. Der
Verlagsbuchhändler T. O. Weigel in Leipzig hat sie, be-
güiistlgt durch seinen Beruf, seinen Wohnort uud seine weit
verbreiteten Verbiudungen, durch glückliche Zufälle und
den Umstaud, daß er beim Sammeln wenig Koukür-
renten hatte, im Verlaufe von mehr als dreißig Jahrcn
uuter großen Opfern zusammengebracht.

Jetzt will der imAlter vorgerückteBesitzerscine Samm-
lung verkaufen, wüuscht indeß lebhafhdaß sie ungetheilt
dem deutscheu Vaterlande erhalten bliebe. Da seiue
Bemühungen jedoch ohne Erfolg geblieben sind, so
hat er sich eutschlossen, sie am 27. Mai d. I. zu Leipzig
iu öffentlicher Auktion zu verkaufeu, hat zu dem Zweck
einen genauen beschreibenden, seh.r elegant mit zwölf
Facsimile - Abbildungen ausgestatteten Auktiouskaialog
auögegeben.

Sollte nicht vorher eine große deutsche Anstalt sich
eutschließen, diese einzig in ihrer Art dastehende Samm-
lung zu erwerbeu, so werdcn ohne Zweifcl die wichtigsteu
Stücke derselben ins Auslaud gehen, denu die Musecu
iu Eugland und Amerika gebicteu über fast unbeschränkte
Mittel uud werden sich diese uie wicderkommende Ge-
 
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