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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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KmistgeschichtlicheS. — Kunstvereine, Sammlungen nnd Ausstellungen.

272

27!

Jahre anf Urlaub zu Hanse befand, lenkte sein Onkel, der be-
kanntc Bitdhauer Eduard v. d. Launitz (desscn Nekrolog die
„Zeitschrift" im 5. Bde., S. 317 ff.. brachte) die Anfmerk-
samkeit auf sein ausgesprochenes Talent zum Zeichnen nnd
Modelliren, und anf dessen Anrathen ging er nach Rom, wo
er in Thorwaldsen's Atelier eintrat. Wahrend seines Auf-
enthaltes in Nom erkältete er sich beim Modelliren in einem
naßkalten Zimmer, wodurch scine Gehörorgane Permanent
asficirt wurden, so daß sich bei znnehmendem Alter giinzliche
Taubheit einstellte. Jm Jahre 1827 siedelte er nach Amerika
llber; da aber zu jener Zeit die Kunst daselbst noch sehr im
Argcn lag, so fing er zusammen mit John Frazee ein Geschäft
zur gewerbsmästigen Herstellung von Grabsteinen an. Frazee
zog sich jedoch bald zurück, und Launitz fllhrte nnn daS
Geschäft bis zn seinern Tode allein fort. Er hat es oft be-
dauert, daß er auf diese Weise verhindert wurde, sich ganz
den höhercn Zweigen seiner Kunst zu widmcn, obgleich ihm
seine Wirksamkeit auf dem bezeichneten Gebiete der Skulptur
den Namen eines „Vaters der monumcntalen Kunst in Amerika"
eintrug. Unter seinen bedcutendsten und bekanntesten Arbeiten
sind zu nenncn: das Pnlaski-Monnment in Savannah, Georgia;
das Monnmeut der Feuerwehr in Greenwood-Cemetery, New-
Uvrk; das Wilder-Monument in Louisville, Kentncky, eine
lebensgroße Gruppe von drei Figureii, aus einem Steine ge-
schnitten; das Kentucky Military-Monnment; das Monumcnt
des Obersten R. M. Johnson in Frankfort, Kcntucky; fiinfzehn
Fuß bohe Fignren an der Fa^ade dcs Gebändes der Park-
Bank in New-Vork (darstellend Gerechtigkeit, Handel, Jndustrie,
Finanzen und Ueberfluß) und das Monumeiit des Generals
Thomas in Troy, New-Ajork, in Gestalt eines Sarkophags,
seine letzte öffentliche Arbeit. Lannitz war seit 1833 Mitglied
der „k^ntionLl-^eacleni)' of OesiAn" in New-Aork. Eine
Anzahl seiner kleineren Entwürfe zu Grabsteinen u. s. w. ist
nnter dem Titel „Oesigns kor Nonuments nnck Uonckstonos"
veröffcntlicht worden. Sein Svhn und Schiiler, Robert
E. Launitz, setzt das Geschäft des Vaters in New-Uork fort.

U. Henrt, Thcodore Tuckcrmau. Am 17. Deccmber
1871 starb in New-Uork in seinem neilniiiidfllnfzigsten Jahre
der amerikanische Schriftsteller und Kriliker Henry T. Tucker-
inan. Er wurde am 2tl. April 1813 in Boston geboren,
studirtc am Harvard-Colleg in Cambridge, mußte jedoch aus
Gesundheitsriicksichten seine Studien vor ihrer VoUendung
abbrechen, erhiett abcr trotzdem im Jahre 1850 von dem
Colleg den Ehren-Titel „Magister". Europa bereiste er in
den Jahren 1833 — 34. Unter der großen Anzahl seiner
Schriften (Gedichte, Reiseskizzen, Biographien, Essays n. s. w.)
sind in kiinstgeschichtlicher Bezichung besonders interessant sein
„^rtist Dike; or skotolies ok ^moricnn Unintors", welches
>847 erschien, nnd „Look ok tkis rprtists. r4nrvrioi>n rLrtist
Uiko" (New-Uork und London 1867).

Amistgrschichtlichcs.

Znr Holbcin-Kritik. (Berichtigung.) Jn Nr. I I oer
Kilnstchroiiik d. I. findet sich eine Mittbeilnng von rO >V.
über die von Direktor I. Hllbner in der „Jllnstrirten Zeilung"
(Nr. 1484) im Holzschnitt publicirte Komposition Holbein's
„Der Tod der Virginia", nach dem grau in grau gemaltcn
Bilde der Dresdener Galerie, mit der Bemerkung; „Hübner's
Mittheilung, das auf Hans Bock deutende Monogramm sei
unächt und sei beim Putzen vcrschwunden, mache anf genauere
Nachrichlen über das cingeschlagene Verfahren begierig; vor-
läufig möchte er diese Bezeichnung nicht ohne wciteres fallcn
lassen. Es sei anch möglich, eine Jnschrift, auch tvenn sie ächt
ist, zu vertilgen." Da in Dir. Hübner's Aufsatz ausdrllcklich
mitgetheilt wurde, daß das fragliche Monogramm in einer
Sitzung der Dresdener Holbeiilkommission in Gegenwart des
Prof. Peschel und des Unterzeichneten geprllft und mit leichter
Miihe entfernt worden (nicht „beim Putzen verschwunden")
ist, so hätte Hr. rO 4V. den Verdacht der „Vertilgung einer
ächten Jnschrift" nicht aufkommen lassen, vicl weniger aber in
einer siir die Betheiligten höchst verletzenden Weise öffent-
lich aussprechcn sollen. Daö Monogramm, sckion dcm blvßcn
Auge bei näherer Betrachtung als Fälschnng erkenntlich, ver-
schwand bei dem leisesten Betupfen mit Spiritns uud crwies
sich soniil als eine der schon von Hegner S. 372 dennncirten
Manipulatioiiei! dcs Kunsthandels zur vermeintlichen „Be-
kräftigung der Originatität" durch daö ehemals fllr Holbein's
eigenes Monogramm angesehenc IIIZ. Die llbcrcilte Dcu-
tung derselben auf Hans Bock, die wohl nicht auf Vergleichung

mit bcglaubigten Werken beruhte, muß also allerdings vor-
läufig fallen gelassen werden. Mit der Zcit wird eS der
gründlichen Forschung schon gelingen, einen bestimmten An-
haltspunkt fllr den Ürheber dieses Bildes, welches anch iw
fiir die Aiisführung einer ächt Holbein'schen Zeichnnng von
anderer Hand halte, zu gewinnen.

Dresden. vr. A. v. Zahn.

kiliistvneiiie, Sammliiiigeii und Änssteltuiigen.

Pf Ocstcrrcichischer Knnstvercin. Mit der Eröffnung
der großen Friihjahrs-Ausstelliiiig im Küiistlerhanse fast gleich-
zeitig wcchselte anch der östcrreichische Kunstverein wieder sewe
Bilder und suchte nach Kräften, wenn auch nicht gnantitativ,
so doch qualitativ mit dem dort zur Anschauung Gebrachten
im Gleichgewichte zu bleiben. Ein Blick in den Katalog
llberzeugt uns schon, daß diesmal Namen von gutem Klang
reicher vertreten sind als sonst. Neben den Achenbach's, Pettcn-
kofen, Fr. Voltz und Vantier finden wir Meissonier, Troyon,
Coignet, Calame rc.; sogar ein Makart ist ohne erhöhten Ein-
trittspreis zu sehen! — Beginnen wir denn sogleich mit dem
Damenporträt von diescm Kllnstler, welches den sogcnannten
„Paradeplatz" einnimmt! Makart's Vorzllge, die bekanm-
tich anf dem Kolorit beruhen, machen sich in 5em Werke nicht
gerade geltcnd; dafür aber ist das genial Nachlässige in der
Zeichnnng seinen frllberen Arbeiten ebenbllrtig. Der Kopf,
ein schönes Prosil, ist noch am fleißigsten durchgesllhrt; je
weiter nach abwärts, desto fliichtiger wird der Pinsel. DaS
Beiwerk, so wie das ganze Arrangement desselben, ist zu koben;
das fahle Kolorit wird durch den Mangel an Belenchtung
noch nllchterner ; dazu kommt ein änßerst unrnhiger, schmutziger
! Himmel als Hinlergrund. aus welchem das Fleisch licht her-
ans geht. Plastischer und bedeutend wirksamer sind zwei kleine
Studienköpfchen von Canon. — Pettenkofcn's ungarischc
Charakterbildchen ziehen immer durch ihre Naturwahrheit
iind kraftvolle Durchfllhrung an. Als wahrhaft genial aber
! miissen wir die beiden Thierstücke von Troyon bezcichnen.
Das erste, eine Kuh im Felde, von einem kleinen Hunde ver-
folgt, zeigt in Farbe und Zeichnung jene klasstsche Energie,
welche die Werke des Meisters anszcichnet. Dabei sind die
Helldunkel-Partien hier zarter und klarer behandelt als sonst.
Das zweite Bild, Vvn ähnlichem Vorwurfe, ist zwar weniger
ansgefllhrt, im Uebrigen aber von denselbcn Vorzügen. Jm
mittleren großen Saale begegnen wir drci Schlachtenbildern,
deren Kiinstwerth zn ihrer Größe in umgekehrtem Verhält-
nisse steht. Das „Reitergefccht bei Königgrätz" von Mcister
ist für diese Episode, gering gerechnet, zehnmal zu groß. DaS
Ganze ist am Ende lebendig komponirt und bis auf wenig
Nebcnsächliches anch korrekt gezeichnet; aber die enorme Lein-
wandfläche hat den Kllnstler zu einer so dekorationsmäßigcn
Behandlung veranlaßt, daß keine irgend künstlerische Wir-
' kung erzieit werden konnte. Dabci fehlt der Komposition
! der richtige Mittelpunkt. Der Vordergrund zerfällt in zwci
Episoden, von dcnen einc der anderen dcn Esfekt nimmt. Entschie-
den nachlässig sind ferncr die Köpfe der Kämpfenden gezeichnct;
es fehlt der rechte Schlachthumor in dicsem Gewiihle. Das
Werk läßt trotz seiner Größe dcn Beschauer kalt. Gelungener
schildert Faber du Faur „die Uebergabe der französischen
Kavallerie bei Sedan". Die Masscn steheu zn einander in
schön abgewogener Harmonie, nnd die Episoden sind charak-
teristisch erfunden und ausgefiihrt; so die Mittelgruppe mit
dem ansbäiimcnden Schimmei und links die Zuaven. Die
Farbe ist im Vordergrunde klar und nicht ohne Schmelz;
dagegen in der Ferne schmutzig und verwischt. Am leben-
digsten und anziehendsten ist H. Lang's „Episode aus der
Schlacht bei Sedan". Der Beschauer begreift beim ersten Blick
die Sitnation. Jm wiisten Knäuel wogen die feindlichen
Massen auf einer Anhöhe ineinander, und vom Hintergrunde
her streicht das Geschiitzfeuer in die französischen Reiter, die
in der Affaire den Kllrzeren ziehen. Die Farbe ist zwar
etwas leicht hin behandelt, dafllr aber erhöht eine gefällige
Detailzeichnung den Reiz dcs Bildes. — Ticf in der Farbe
und schön modellirt stnd Verschnur's „Pferde im Stall";
dasselhe gilt von Fr. Voltz' „heimkehrender Heerde", einem
' Bilde, in welchem sich Landschaft und Stafsage harmonisch zn
! einem reizvollcn Ganzen vcrweben. E. Adam's „Pferdc
im Freien" sind dagegen zn salonmäßig behandelt, als daß
sie ein besondercs kllnstlerisches Jnteresse bieten könnten. —
D. Jnduno'S Bilder zeigen, wie die meisten Arbeiten neiieren
Datuins diescs begabten Kllnstlers, daß er zu viel nialt; die
 
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