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Dermischte Nachrichten.
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maler von hervorragender Bedeutung. Belgien, Holland
nnd Dentschland, von denen keines noch mit dem Anspruch
hervortrat, die Wellen zn beherrschen, sind in dieser Sphäre
reicher. Das war nicht immer so. England besaß früher
ganz ausgezeichnete Seebelden vom Pinsel — ich erinnere
bloß an Turner und Constable —, wiihrend beute als
wirklich bemerkenswerth und originell nur etwa I. C. Hook
hervorzuheben wäre. Dieser Hook ist ein ganzer Mann.
Gnt, wie er sich im Stich präsentirt, kann er doch nur in
seinen Originalgemälden seinem Werthe entsprechend gewürdigt
werden. Denn das Kolorit seines Wassers ist frisch, durchsichtig,
lebendig, naß und kalt wie kaum eines anderen Meisters. Hook
ist ein Feigling, wagt sich nie hinaus auf die große, offene
See, wo es der Stürme nnd Sandbänke so viele geben soll,
sondern bleibt hübsch daheim an der vaterländischen Küste,
deren grüne Dünen nnd schmucke Buchten er, ohne den leisesten
Anflug von Jdealisirung, mit wunderbar poetischer Wahrheit
wiedergiebt. Sein Lieblingsfahrzeug ist das Fischerboot, und
Fischer sind seine Lieblingsmenschen, lieber aber als beide ist
ihm die grüne See mit ihren weißen Kämmen, der er alle
Geheimniffe von Ebbe nnd Flut heimtückisch abgelauscht hat.
Seine Behandlung scheint so einfach, daß sie viele Nach-
ahmer anlockt, doch reicht von ihnen kein einziger an ihn
hinan, und wollte er ehrlich lehren, worin das große Ge-
heimniß seiner Pinselführung bestebe, er könnte es nicht, eben
so wenig wie Joachim seinen Bogenstrich auf einen Andercn
zu übertragen vermöchte. „Dergleichen lernt sich nicht, das
niuß durch eigenes ursprüngliches Gefühl erobert werden" —
sagen die Musiker. Und die Maler sagen dasselbe, nennen
es allenfalls „innere Offenbarung", ohnc daß das Wort sie
und andere dem Begriffe näher brächte. Dabei wird es
bleiben, so lange es Kunst geben wird; nur ihren Auserwühlten
wird die höchste Offenbarung zu Theil; die sie aber besitzen,
können sie nicht weiter offenbaren als gegliederte Lehre für
ihre Jünger."
— Die Ausstellnng alter Gcmälde im Saale „rLrti ot
Lmioiti.av" zu Amsterdam, bleibt, statt der ursprünglich
nur auf zwei Monate Lerechneten Dauer, bis Ende Juli
geöffnet.
Vermischte Nachrichten.
Die Enthüllung dcs Winckclmann-Dcnlmals zn Drcsdcn.
Die Dresdener Künstgenoffenschaft hatte bei der Feier des
l 60jährigen Todestages Johann Jakob Winckelmann's
beschlossen, dem großen Begründer der neuern Kiinstwiffenschaft
ein bleibendes Denkmal zu stiften. Das in gelungenster Weise
ausgesührte Werk, bestehend in cinem bronzenen Relief-
mcdaillon mit Winckelmann's Bildniß von G. Broßmann
auf einer architektonisch verzierten Tafel von polirtem Zöblitzer
Serpentin nach der Zeichnung von Richard Steche, war mit
Genehmigung der Gcneraldirektion der k. Sammlungen im
Treppenhause des Japanischen Palais aufgestellt worden.
Hier war durch die würdige architektonische Umgebung, durch
die unmittelbare Nähe der Antiken, welche zuerst der Be-
geisterung Winckelmann's für griechische Kunst Nahrung boten,
und der k. Bibliothek, mit welcher jetzt die einst unter Winckel-
mann's Aufsicht gestellte Bünau'sche Bibliothek aus Nöthnitz
vereinigt ist, die geeignetste Stelle geboten, Winckelmann's
Andenken in Dresdcn zu ehren, und am 8. Juni, als seinem
Todestage, fand die feierliche Einweihung des Denkmals in
würdigster Weise statt. Jn Gegenwart der eingeladenen
Herren Staatsminister Frhrn. von Friesen und von Nostitz-
Wallwitz, des Herrn Oberbürgermeisters Pfotenhauer und
anderer hervorragender Persönlichkeiten halte sich die ge-
sammte Dresdener Knnstgenoffenschaft versammelt, und vor
dem mit frischem Lorbeer bekränzten, reich mit grünen Pflanzen
dekorirten Denkmal, welches in seiner schönen Ausführung
dem Gebäude zu hoher Zierde gereicht, hielt Professor
Hettner die von warmer Begeisterung durchwehte Festrede,
dereu Jnhalt wir unsern Lesern demnächst wörtlich mittheilen
werden. Jm Namen der Knnstgenossenschaft übergab hierauf
deren erster Vorstand, Herr Theffel, die Stiftungsurkunde
des Denkmals, welche von dem Staatsrninister Freiherrn
von Friesen, als dem Borstande dcr Gencraldirektion der
kgl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, übernommen
wnrde. Die Feier wnrde durch zwei vom Kreuzschulchor vor-
züglich vorgelragene geistliche Motetten von Homilius und
Reissiger eröffnet und beschlossen. (Dresd. Journ.)
Kunstuntcrricht für Frauen. Der Münchener Kunst-
schule für Frauen wurde von der bayerischen Negierung eine
jährliche Subvention von 6000 fl. bewilligt.
Wilhclm v. Kanlbach arbeitet, einer Korrespondenz der
„N. fr. Pr." zufolge, an einem Werke: „Die Verfolgung der
Christen unter Nero", das sich seinen bedeutendsten Kom-
positionen zur Seite stellt. Aber auch in den Ruhepunkten —
das ist, wenn der unermüdete Mann eincn Augenblick sein
großes Bild verläßt—- läßt ihn sein reger Geist nicht rasten,
und er zeichnet dann auf ein ihm zunächst liegendes Papier
geniale Skizzen. So entsprang in der jüngsten Zeit eine —
an seine Reineke-Fuchs-Jllustration erinnernde — Scene,
einen Fuchs zwischen Gänsen darstellend. Ferner (bereits
photographirt) „Nomulus und Remus" — zwei Kinder mit
alten Gesichtern, mit Krone, Ketten und Blitz, an einer Wölfin
saugend — „Romanische Milchbrüder" genannt. Uuter der
Gruppe ist zu lesen: „Aus der wölfischen Milch sogt ihr
bestialische Denkart."
Ucbcr ei» nencs Bild Matejko's wird der „Neuen freien
Presse" aus Krakan geschricben: „Stephan Bathory im Lager
von Wielki Luki" heißt die neueste Schöpsung Matejko's,
die zwar noch nicht der Oeffentlichkeit übergeben wnrde, jedoch
schon so gut wie vollendet ist und für die Wiener Welt-
aiisstellung bestimmt zu sein scheint. Das Bild ist, wie alle
von diesem Meister, in großarligem Stile konzipirt. Die
Komposition ist reich an Gruppen und Prachtkostllmen und
übertrifft womöglich, da die Scene unter freiem Himmel spielt,
inmitten einer Winterlandschaft, vom hellen Tageslichte und
dem blendenden Schnee erhellt, alle früheren Schöpfungen
Matejko's an Farbenpracht. Jm Vordergrunde sitzt der König
beim Eingange in das Zelt, geharnischt; seine Füße ruhen
auf einer "Bärenhaut, die auf dem blendendweißcn «chnee vor
ihm ausgebreitet liegt. Vor ihm beugt sich in Demnlh die
russische Gesandtschaft, um Fricden flehend. An der Seite steht
Possevin, der einflußreiche Rathgeber des Königs, der, um nur
Rußland für die katholische Kirche zu gewinuen, wenn auch
scheinbar unwillig, das fiegreiche Schwert in die Scheide steckt.
Hinter dem König und weiter im Hintergrunde des Zeltes
erscheint die imposante Figur des mächtigen KanzlerS Zamoyski,
des Bertrauten und treuesten Rathgebers des Königs, der über
den Vorgang ganz in Gedanken versunken ist. Das Jntereffe
der Handlung konzentrirt sich in der Person des Königs und
der russischen Gesandten; die mannichfachen Gruppen im
Hintergrnnde des Bildes nehmen an dem Vorgange keinen
unmittelbaren Antheil. llmsomehr aber blendet das Auge die
blinkende Rüstung des Königs, der große silbergewirkte Mantel
des russischen Gesandschaftssührers, der prächtige hochrolhe
Kontusch des Großkanzlers und daL Zeltlager selbst. Jn der
Technik scheint Matejko an diesem Bilde das Höchste leisten
zu wollen, namentlich tritt dies in der virtuosen und kolo-
ristisch interessantcn Behandlung der Nebensachen hervor".
Dekorationsmnlcrei anf Zinn. Eines dcr letzten Hefte
der Ooiuxtos renäus der Parifer Akademie empfiehlt ein Ver-
fahren zur Herstellung von Dekorationsmalereien auf ganz
dünn ausgewalztem Zinn. Das Zinnblatt wird zunächst auf
eincr harten und glatten Unterlage, am besten Glas, aufge-
spannt, nachdem zuvor die Fläche angefeuchtet ist. Die Ma-
lerei wird dann mit Oelfarben ausgeführt und, nachdem sie
trocken geworden und gesirnißt ist, von der Unterlage abge-
nommen. Das bemalte Zinnblech läßt sich dann rollen wie
Papiertapeten, hat aber den Vorzug, das cs biegsam und
daher auch auf krummen Flächen zu verwenden ist. Außer-
dem erreicht man den Vortheil, daß sich die bemalte Fläche
ohne Umstände abwaschen läßt. Vor der Befestigung auf die
Wand muß die letztere noch mit einem Anstrich versehen sein,
der kein Waffer anniinmt. Vergoldungen des Zinnes leisten
der Oxydation durchaus Widerstand.
U. O. Eine amcrikanische Bildhauerin. Zu Florenz,
nahe bei dem Pinti-Thore, befindet sich ein kleiner Prostetantischer
Friedhof von großer Einfachheit, doch schön und schattig ge-
legen. Auf diesem Friedhofe ruht der in Amerika hochgefeierte
unitarische Prediger Theodor Parker, einer der edelsten
Männer der Vereinigten Staaten. Ein einfacher Marmor-
stein, welcher als Jnschrift seinen Namen und die Zeit seiner
Geburt und seines Todes trägt, steht an seinem Grabe,
über welches cine amerikanische Pinie, ähulich denen, unter
deren Schatten der Verstorbene so gerne in seiner Kindheit
betcte, ihre dunklen Zweige ansbreitet. Wenige Amerikaner,
welche Florenz besuchcn, verlassen wohl diese Stadt, ohne der
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maler von hervorragender Bedeutung. Belgien, Holland
nnd Dentschland, von denen keines noch mit dem Anspruch
hervortrat, die Wellen zn beherrschen, sind in dieser Sphäre
reicher. Das war nicht immer so. England besaß früher
ganz ausgezeichnete Seebelden vom Pinsel — ich erinnere
bloß an Turner und Constable —, wiihrend beute als
wirklich bemerkenswerth und originell nur etwa I. C. Hook
hervorzuheben wäre. Dieser Hook ist ein ganzer Mann.
Gnt, wie er sich im Stich präsentirt, kann er doch nur in
seinen Originalgemälden seinem Werthe entsprechend gewürdigt
werden. Denn das Kolorit seines Wassers ist frisch, durchsichtig,
lebendig, naß und kalt wie kaum eines anderen Meisters. Hook
ist ein Feigling, wagt sich nie hinaus auf die große, offene
See, wo es der Stürme nnd Sandbänke so viele geben soll,
sondern bleibt hübsch daheim an der vaterländischen Küste,
deren grüne Dünen nnd schmucke Buchten er, ohne den leisesten
Anflug von Jdealisirung, mit wunderbar poetischer Wahrheit
wiedergiebt. Sein Lieblingsfahrzeug ist das Fischerboot, und
Fischer sind seine Lieblingsmenschen, lieber aber als beide ist
ihm die grüne See mit ihren weißen Kämmen, der er alle
Geheimniffe von Ebbe nnd Flut heimtückisch abgelauscht hat.
Seine Behandlung scheint so einfach, daß sie viele Nach-
ahmer anlockt, doch reicht von ihnen kein einziger an ihn
hinan, und wollte er ehrlich lehren, worin das große Ge-
heimniß seiner Pinselführung bestebe, er könnte es nicht, eben
so wenig wie Joachim seinen Bogenstrich auf einen Andercn
zu übertragen vermöchte. „Dergleichen lernt sich nicht, das
niuß durch eigenes ursprüngliches Gefühl erobert werden" —
sagen die Musiker. Und die Maler sagen dasselbe, nennen
es allenfalls „innere Offenbarung", ohnc daß das Wort sie
und andere dem Begriffe näher brächte. Dabei wird es
bleiben, so lange es Kunst geben wird; nur ihren Auserwühlten
wird die höchste Offenbarung zu Theil; die sie aber besitzen,
können sie nicht weiter offenbaren als gegliederte Lehre für
ihre Jünger."
— Die Ausstellnng alter Gcmälde im Saale „rLrti ot
Lmioiti.av" zu Amsterdam, bleibt, statt der ursprünglich
nur auf zwei Monate Lerechneten Dauer, bis Ende Juli
geöffnet.
Vermischte Nachrichten.
Die Enthüllung dcs Winckclmann-Dcnlmals zn Drcsdcn.
Die Dresdener Künstgenoffenschaft hatte bei der Feier des
l 60jährigen Todestages Johann Jakob Winckelmann's
beschlossen, dem großen Begründer der neuern Kiinstwiffenschaft
ein bleibendes Denkmal zu stiften. Das in gelungenster Weise
ausgesührte Werk, bestehend in cinem bronzenen Relief-
mcdaillon mit Winckelmann's Bildniß von G. Broßmann
auf einer architektonisch verzierten Tafel von polirtem Zöblitzer
Serpentin nach der Zeichnung von Richard Steche, war mit
Genehmigung der Gcneraldirektion der k. Sammlungen im
Treppenhause des Japanischen Palais aufgestellt worden.
Hier war durch die würdige architektonische Umgebung, durch
die unmittelbare Nähe der Antiken, welche zuerst der Be-
geisterung Winckelmann's für griechische Kunst Nahrung boten,
und der k. Bibliothek, mit welcher jetzt die einst unter Winckel-
mann's Aufsicht gestellte Bünau'sche Bibliothek aus Nöthnitz
vereinigt ist, die geeignetste Stelle geboten, Winckelmann's
Andenken in Dresdcn zu ehren, und am 8. Juni, als seinem
Todestage, fand die feierliche Einweihung des Denkmals in
würdigster Weise statt. Jn Gegenwart der eingeladenen
Herren Staatsminister Frhrn. von Friesen und von Nostitz-
Wallwitz, des Herrn Oberbürgermeisters Pfotenhauer und
anderer hervorragender Persönlichkeiten halte sich die ge-
sammte Dresdener Knnstgenoffenschaft versammelt, und vor
dem mit frischem Lorbeer bekränzten, reich mit grünen Pflanzen
dekorirten Denkmal, welches in seiner schönen Ausführung
dem Gebäude zu hoher Zierde gereicht, hielt Professor
Hettner die von warmer Begeisterung durchwehte Festrede,
dereu Jnhalt wir unsern Lesern demnächst wörtlich mittheilen
werden. Jm Namen der Knnstgenossenschaft übergab hierauf
deren erster Vorstand, Herr Theffel, die Stiftungsurkunde
des Denkmals, welche von dem Staatsrninister Freiherrn
von Friesen, als dem Borstande dcr Gencraldirektion der
kgl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, übernommen
wnrde. Die Feier wnrde durch zwei vom Kreuzschulchor vor-
züglich vorgelragene geistliche Motetten von Homilius und
Reissiger eröffnet und beschlossen. (Dresd. Journ.)
Kunstuntcrricht für Frauen. Der Münchener Kunst-
schule für Frauen wurde von der bayerischen Negierung eine
jährliche Subvention von 6000 fl. bewilligt.
Wilhclm v. Kanlbach arbeitet, einer Korrespondenz der
„N. fr. Pr." zufolge, an einem Werke: „Die Verfolgung der
Christen unter Nero", das sich seinen bedeutendsten Kom-
positionen zur Seite stellt. Aber auch in den Ruhepunkten —
das ist, wenn der unermüdete Mann eincn Augenblick sein
großes Bild verläßt—- läßt ihn sein reger Geist nicht rasten,
und er zeichnet dann auf ein ihm zunächst liegendes Papier
geniale Skizzen. So entsprang in der jüngsten Zeit eine —
an seine Reineke-Fuchs-Jllustration erinnernde — Scene,
einen Fuchs zwischen Gänsen darstellend. Ferner (bereits
photographirt) „Nomulus und Remus" — zwei Kinder mit
alten Gesichtern, mit Krone, Ketten und Blitz, an einer Wölfin
saugend — „Romanische Milchbrüder" genannt. Uuter der
Gruppe ist zu lesen: „Aus der wölfischen Milch sogt ihr
bestialische Denkart."
Ucbcr ei» nencs Bild Matejko's wird der „Neuen freien
Presse" aus Krakan geschricben: „Stephan Bathory im Lager
von Wielki Luki" heißt die neueste Schöpsung Matejko's,
die zwar noch nicht der Oeffentlichkeit übergeben wnrde, jedoch
schon so gut wie vollendet ist und für die Wiener Welt-
aiisstellung bestimmt zu sein scheint. Das Bild ist, wie alle
von diesem Meister, in großarligem Stile konzipirt. Die
Komposition ist reich an Gruppen und Prachtkostllmen und
übertrifft womöglich, da die Scene unter freiem Himmel spielt,
inmitten einer Winterlandschaft, vom hellen Tageslichte und
dem blendenden Schnee erhellt, alle früheren Schöpfungen
Matejko's an Farbenpracht. Jm Vordergrunde sitzt der König
beim Eingange in das Zelt, geharnischt; seine Füße ruhen
auf einer "Bärenhaut, die auf dem blendendweißcn «chnee vor
ihm ausgebreitet liegt. Vor ihm beugt sich in Demnlh die
russische Gesandtschaft, um Fricden flehend. An der Seite steht
Possevin, der einflußreiche Rathgeber des Königs, der, um nur
Rußland für die katholische Kirche zu gewinuen, wenn auch
scheinbar unwillig, das fiegreiche Schwert in die Scheide steckt.
Hinter dem König und weiter im Hintergrunde des Zeltes
erscheint die imposante Figur des mächtigen KanzlerS Zamoyski,
des Bertrauten und treuesten Rathgebers des Königs, der über
den Vorgang ganz in Gedanken versunken ist. Das Jntereffe
der Handlung konzentrirt sich in der Person des Königs und
der russischen Gesandten; die mannichfachen Gruppen im
Hintergrnnde des Bildes nehmen an dem Vorgange keinen
unmittelbaren Antheil. llmsomehr aber blendet das Auge die
blinkende Rüstung des Königs, der große silbergewirkte Mantel
des russischen Gesandschaftssührers, der prächtige hochrolhe
Kontusch des Großkanzlers und daL Zeltlager selbst. Jn der
Technik scheint Matejko an diesem Bilde das Höchste leisten
zu wollen, namentlich tritt dies in der virtuosen und kolo-
ristisch interessantcn Behandlung der Nebensachen hervor".
Dekorationsmnlcrei anf Zinn. Eines dcr letzten Hefte
der Ooiuxtos renäus der Parifer Akademie empfiehlt ein Ver-
fahren zur Herstellung von Dekorationsmalereien auf ganz
dünn ausgewalztem Zinn. Das Zinnblatt wird zunächst auf
eincr harten und glatten Unterlage, am besten Glas, aufge-
spannt, nachdem zuvor die Fläche angefeuchtet ist. Die Ma-
lerei wird dann mit Oelfarben ausgeführt und, nachdem sie
trocken geworden und gesirnißt ist, von der Unterlage abge-
nommen. Das bemalte Zinnblech läßt sich dann rollen wie
Papiertapeten, hat aber den Vorzug, das cs biegsam und
daher auch auf krummen Flächen zu verwenden ist. Außer-
dem erreicht man den Vortheil, daß sich die bemalte Fläche
ohne Umstände abwaschen läßt. Vor der Befestigung auf die
Wand muß die letztere noch mit einem Anstrich versehen sein,
der kein Waffer anniinmt. Vergoldungen des Zinnes leisten
der Oxydation durchaus Widerstand.
U. O. Eine amcrikanische Bildhauerin. Zu Florenz,
nahe bei dem Pinti-Thore, befindet sich ein kleiner Prostetantischer
Friedhof von großer Einfachheit, doch schön und schattig ge-
legen. Auf diesem Friedhofe ruht der in Amerika hochgefeierte
unitarische Prediger Theodor Parker, einer der edelsten
Männer der Vereinigten Staaten. Ein einfacher Marmor-
stein, welcher als Jnschrift seinen Namen und die Zeit seiner
Geburt und seines Todes trägt, steht an seinem Grabe,
über welches cine amerikanische Pinie, ähulich denen, unter
deren Schatten der Verstorbene so gerne in seiner Kindheit
betcte, ihre dunklen Zweige ansbreitet. Wenige Amerikaner,
welche Florenz besuchcn, verlassen wohl diese Stadt, ohne der