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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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365

Korrefpondenz: München.

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seinen Kriegserinnerungen sichtlich keine allzugroße Freu-
de hat. Hätten die Frauzosen gesiegt, ich glaube, ihre
Künstler malten ein halbes Iahrhundert hindurch nur
Schlachtenbilder. — Es gehört Angesichts der Erfolge
der Photographie mehr als gewöhnlicher Muth dazu, sich
als Dilettant auf das Porträt zu werfen. Geschicht dieß
aber mit so schönem Erfolge wie dies bei de Tailley der
Fall ist, so hat die Kritik auch das Recht, einer solchen
Leistung anerkennend zu gedeuken. — Die Architekturmale-
reiwar durch ein prächtiges großcs Bild von Hoff: „Die
Riva degli Schiavoni in Venedig" höchst ehrenvoll ver-
treten. Es ist keine leichte Aufgabe, einem schou so oft
und mitunter so meisterhaft behandelten Stoffe wieder
Seiten abzugewinnen, welche den Beschauer fesseln. —
Lylander's eminentes Talent und rastloses Studium
haben den jungen Künstler auf eine der höchsten Stufen
seiner Kunst gestellt, uud uoch gibt jedes neue Bild desielben
glänzendes Zeugniß von dcm Streben nach deni höchsten
Ziele, das ihn erfüllt. Diesmal stellte er gleickzeitig zwei
sehr umfangreiche Mondnachtbilder vou der Nord- uud
Ostsee aus, in denen Lüste und Wasier mit der nämlichen
Meisterschaft behandelt waren. — Zu dcn Koryphäen
unsrer Landschafter zählt seit Jahren der gemüthreiche
Karl Ebert, dcssen letztes Waldbild wieder alle Neize
eines deutschen vom Sonnenlicht verklärtcn Buchenwaldes
zur Anschauuug bringt. Wenn ich in dersclben Zeile mit
ihm Hellrath's „Waldeingang" nenne, so möchte ich dem
letztgenauuten Künstler damit andeuten, daß ich die man-
nichfacheu Borzüge seiues Werkes rückhaltslos anerkenne.
Ze weniger Pflege hier die Aquarellmalerei sindet, desto
lebhafter sprachen einige Arbeiten in dieser Technik von
Waldorp, Erw. Ohme, Edmund Hammann und Gi-
rolamo Znduno an, anS welchem Grunde ich sie hier
verzeichne. —

Seit ein paar Tagen ist im Kunstausstellungsge-
bäude gegenüber der köuigl. Glyptothek die regelmäßige
Lokalkunstausstellung der hiesigen Künstler eröffnet.
Bis jetzt ist die Anzahl der ausgestellten Werke noch eine
sehr mäßige; aber das war noch jedesmal während der
ersten Wochen der Fall, während die Ausstellungen später
regelmäßig von mehr Künstlern beschickl wnrden. —

Professor Zumbusch, dessen bevorstehenden Berlust
wir aufrichtig beklagen, hat nunmehr auch die letzte und
Hauptsigur seines großen Nationaldenkmals für König
Maximilian II. vollendet und während des letzten Sonn-
tags in seinem Atelier öffentlich ausgestellt. Kenner
und Laien stimmen in ihrem Urtheile dahin überein, daß
der Meister seine Aufgabe, die gewiß zu den schwierigsteu
in ihrer Art zählt, nach allen Seiten hin mit brillantem
Erfolge löste.

Da sich der neue Rathhausbau des trefflichen -
Hauberisser nunmehr auch im Jnnern seiner Volleudung
nähert, haben sich die Gemeindekollegien jüngst mit Pro-

^ fessor v. Piloty, der schon früher seine Mitwirkung
zur Ausschmückung des Sitzuugssaales der Gemcinde-
Bevollmächtigten zugesagt hat, behufs näherer Berab-
redung in's Einvernehmen gesetzt. Mau ist iu politischen
Kreisen nicht minder als in küustlerischen darauf gespannt,
welchen Stoff Piloty für das große von ihm auszufllhrende
! Gemälde wählen wird. Wer die Spezialgeschichte Mün-
, chens kennt, weiß, wie arm sie an Ereignissen ist, in
denen die Bürgerschaft eine hervorragende Rolle spielt,
und welche sick zugleich für die Darstellung durch die bil-
dende Kunst eignen. Rechnet man dazu noch die bckannte
Eigenart des Künstlers, so erklärt sich jene Spannuug
leicht genng.

Personen, welche den Ehrenpokal Kreling's für
Hrn. v. Kramer-Klett in Nürnberg sahen, köunen die
geniale Konccption desselben sowie die geistvolle Behand-
lung des Gedaukens nicht genug rühmen.

Die Restaurationsarbeiten an den italienischen Fres-
ken Rottmann's in dcn Hofgartenarkaden niacheu
wenn auch keinen raschen, so doch einen stetigen Fort-
schritt. Professor Leopold Nottmann kann sich dieser Ar-
beit nicht ausschlicßlich widmen, da er durch auderweitige
Aufträge des Königs in Anspruch genommen ist. Jn-
zwischen sind sowohl an den restaurirten als an einer
Anzahl noch unrestaurirter Fresken die eisernen Schutz-
decken angebracht und diese Bilder dadurch dem Anblicke
entzogen. Es ist dies um so bedauerlicher, als bereits der
Fremdenzuzug ein sehr lebhaftcr geworden ist. Wird, wie
man uach dem Bisherigen fast glauben muß, dieses Ver-
fahreu konseqnent durchgeführt und werden Rottmaun's
Meisterwerke erst nach Vollendung aller Nestaurations-
arbeiten wiedersichtbargemacht, so haben wirdiefataleAus-
sicht, darauf noch eine Reihe von Zahren warten zu müssen,
denn die bisher restaurirten Bilder sind gerade diejenigen,
die am wenigsten Beschädiguugen Zeigten. Uebrigens steht
es nach Leopold Nottniann's Erfahrungen jetzt gauz außer
Zweifel, daß einzelne Theile der Fresken vom Mauer-
fraße angegriffen und somit unrettbar verloreu sind, so-
bald sie an Ort und Stelle bleiben, denn auch die ratio-
nellste Nestauration vermag die durch den Mauerfraß
angcstifteteu Schäden nur vorübergehend zu verdecken,
nie aber sie zu beseitigen.

Der Bau einer Jndustrie- und Gewerbehalle
in der nördlichen Eschenanlage des Maximilians-Platzes
nach den schönen und praktischen Entwürfen Emil Lange's
darf nicht blos als gesichert betrachtet werden, sondern
cs steht auch bereits fcst, daß derselbe sich über ein größeres
Areal erstrecken wird als ursprünglich projektirt war. Aller
Wahrscheinlichkeit nach wird die Kunstgenossenschaft sich in
dem küuftigen Baue häuslich niederlassen. Es wäre dies
um so mehr zu wünschen, als gegenüber der dezentralisiren-
den Nichtung unsers geselligen Lebens ein Centralpunkt
doppelt nothwendig erscheint, um den sich die künstlerischen
 
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