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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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461

Nekrologe. — KunstgeschichtlicheS.

462

erstes größeres, selbständiges Werk trug ihm denn auch
das Reise-Stipendium für Rom ein. Wenn je ein
Künstler seine römische Zeit fleißig verwerthete, so war
es Bauer. Jhm war nur an seinen Studien, vorzugs-
weise an dem der Antike gelegen; im schönen Lande der
Oliven herumzuschweifen und in der Natur zu schwärmen,
lag ihm ferne; ja nach einem niehrjährigen Aufenthaltc
erst wagte er anf langes Zureden seiner Freunde einen
Ausflug nach Neapel. Von dem Künstlerkreise, in welchem
er sich in der Sicbenhügelstadt bewegte, hat ihn nur ein
treuer Freund, der Maler Schönmann, überlebt. Den
tiefstgreifenden Einfluß auf Bauer hatte Thorwaldsen,
an welchen er sich seit der Bekanntschaft dieses Meisters
eng anschloß, und von dem cr ein ausgezeichnetes Porträt
in Nelief bildcte, welches in Gypsabgüffen verbreitet ist.
Scin Hauptwerkaus derrömischen Zeit isteine „Pietü" in
Marmor, welche vom Staate angekauft und im k. k. Bel-
vedere aufgestellt wnrde: eine Arbeit im edelsten Stile
und von musterhafter technischerVollendung. Eine andcre
bedcutende Marmorgruppe: „Amor und Psychc" blieb in
Rom. Auf dcr Rückreise in seine Vaterstadt erfuhr Bauer
seine Ernennung zum Lehrer au der k. k. Akademie. An-
fangs war er blos Korrektor, übernahm aber nach dem
Tode Schaller'S (1842) die selbständige Leitung einer
Abtheilung und nach dem Austritte Käsmann's (1852)
die Leitung der ganzen Bildhauerschule, die bis zu seinem
Ableben auch allein in seinen Händen blieb. Jm Jahre
1843 verehelichte sich Bauer mit eiuer Schwester des
Bildhauers Koch. Sein eheliches Glück sollte aber dnrch
eine traurige Katastrophe bald zerstört werden. Es war
am 13. März des Jahres 1848. Bauer's Gattin ging
in Begleitung mehrerer Verwandten Abends von einem
Besuche nach Hause, als in der Nähe der Stallburg
Flintenschtisse auf die Vorübcrgehcndcn fielen. Von einer
der Kugeln wurde die Arglose tödtlich gctroffen. Diesen
Schmerz konnte dcr Mann nicht verwinden; er war mit
Schuld, daß sich Bauer mehr noch von aller Welt ab-
sonderte, als früher. Er lebte nun nur seiner Pflicht und
kam, eine Neise nach München abgerechnet, nie mehr über
die Mauern Wiens hinaus. Zu seinen bedeutendsten
Werkcn, dic während dieser letzten Jahre entstanden, gehört
zunächst die Ferdinandsstatne an derFayade derIohaunes-
kirche in der Jägerzeile; sie ist weit beffer und slcißiger
gearbeitet als Klieber's Mutter Anna, des Meisters lctzte
Nundfigur; dann sind von Bauer die allegorischen Statucn
am k. k. Hauptzollamt, mit die besten an einem öffentlichcn
Gebäude Wiens. Diescn fvlgtc die plastische Dach-
bekrönung der k. k. Post und der figürliche Schmuck auf
dem neuen Franz-Josefs-Thor. Jn allen diesen Arbeiten
ruht ein kräftigcr Stil in wohlberechneter Harmonie mit
der Architektur bei cxakter Bollendung. Als Meister dcr
Holzschneidckunst treffen wir Bauer in Heiligenfigurcn
der Kirche zu Maria-Stiegen und der Lcrchenfelder Kirche.
Als bedeutsames Werk außerhalb Wiens ist das Hentzi-
Denkmal in Ofen zu uennen. Baucr stellte auch einige
Modelle für die Ruhmeshallc dcs k. k. Arsenals her, die
dann von seinen Schülcrn ansgeführt wurden; desgleichen
für die Votivkirche. Sein letztes größeres Werk war
cine „Pietü", für einen Privatmann in Tricst, welche in
Bronze ausgeführt wurde. Der Meister offcnbarte darin
trotz seines hohen Alters noch eine Jnnigkeit und Zart-
heit der Auffassung bei minutiöser Vollendung, daß Jeder,
der die Arbeit zu Gesichte bekam, davon überrascht war.

Die Verdienste, die sich Bauer als Künstler erworben,
werden aber weit aufgewogen von seinen Verdiensten als
Lehrer. Hier kamcn znm großen Vortheile für seine
Schüler besonders seine praktischen, technischen Kenntnisse
zur Geltung. Sein Korrigiren bestand nicht in langen
Neden; ein paar Kraftworte genügten, um auf die Fehler
aufmerksam zu machen. Seine Sprache ging mehr durch
das Modellierholz, welches im Lehrsaal nie aus seiner
Hand kam. Seine Formbehandlung in Flächen war in
Bildhauerkrcisen berühmt, und die Erfolge an seinen Zög-
lingen in der Vorbcreitnngsschule oft überraschend. Das
strenge Festhalten an der Antike in Form und Komposition
war für die modernc plastische Nichtung Wiens vom wohl-
thätigsten Einfluß. Nie durfte ihm ein Schüler mit einem
romantisch angekränkelten oder der Mode des Tages
fröhnenden Entwurfe kommen; dic Bibel und Homer
waren seine heiligen Bücher; die daraus gcschöpften Ge-
stalten waren ihm die allein plastischen. Unermüdlich in
seiner Thätigkeit schonte er selbst seine Kräftc nicht, als sie
zu schwanken begannen. Er war stets dcr Erste und Lctzte
im Studiensaal und hatte an dem Gelingen der Arbeiten
seincr Schüler seine größte — vielleicht seine einzige —
Freude. Mit welcher Licbe diese an ihrem Meister hingen,
das bezeugte u. A. das großartige Fest, welches sie ihm
vor einigen Jahren bereiteten, als er nach schwerer Krank-
heit wieder die Näumc der Akademie betrat. Die Er-
innerungs-Medaille, welche zu diesem Zwecke angefertigt
wurde, trägt sein wohlgetroffenes Bildniß, das einzige,
welches (verstohlen) von ihm gcmacht wurde; für cin
Porträt zu sitzen, ließ seine Bescheidenheit uicht zu. Die
Wiener Bildhauer müssen noch inimcr vorwiegend Deko-
rateure im Dicnste der Architekten sein, sodaß ein idcales
Streben nur mit großen Schwicrigkeiten bei ihnen Wurzel
fassen kann. Trotzdem hat Baner eine Reihe von jungen
Kräften herangczogen, welche thcils bereits Ausgezeich-
netes geleistet haben, theils zu den schönsten Hoffnungen
berechtigen. Dazu gehört vor Allen Kundmann, wel-
cher seinem Meister alS Professor an der Akadcmie ge-
folgt ist und seine Tüchtigkeit erst in den jüngsten Tagen
mit dem Schnbertnioniinient neuerdingS bewährte; dann
Wagner, der Schöpfer dcs rcizenden Gänsemädchens am
Brunnen der Brandstätte, Tautenhain, Benk, Weyr, Hell-
mer, Tilgncr, welcher sich mit Glück im Porträt bewegt,
ferner Costenoble, Nippcl, Becker, Schmidgruber, Lahner,
Düll, Pertschcr, Gastell, Erler und viele Andere.

I. Langl.

Limstgrschichtlichcs.

Aus Vadcn schreibt man der Köln. Zeitg.: „Jn Freiburg
ist maii auj cine sehr interessante Entdeckung gestoßen. Es
sind nämlich bei der Abnahine dcr Tünchc am dortigen
frühcrcn Postgebäude Freskogemälde zum Vorschein gekommen,
welche nach dem Urtheile sachverständiger Künstler aus der
Holbein'schen Schule stammen sollen. Das Gebäude hieß
früher „Basler Hof", nnd so mag sich deren Entstehung leicht
erklären. Leider haben die Gemälde bei der jetzigen Operation
stark gelitten. Hoffentlich werden sie, wenn ihr Kunstwerth
richtig erkannt ist, mit Sorgfalt erhalten bleiben. Wie manches
Kunstwerk oder wenigstens historisch der Erhaltung Würdiges
(wie z. B. an dem Bezirksamtsgebäude in Uebcrlingen,
zur Reichsstädtischen Zeit Ort der Rathsversammlnngcn, unter
dem 'Ocker Freskogemälde, Scenen aus der altrömischen
Geschichte darstellcnd) hat eine vandalische Tünche über-
pinselt!"

Ein wichtigcr Fimd ist, wenn einc von der „Nordischen
Presse" unter Vorbehalt gebrachte Meldung sich bcstätigt, unter
 
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