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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Meyer, Bruno: Friedrich Eggers †, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0007

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Friedrich Eggers

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Kaufmamis Christian Friedrich Eggers geboren.
Jn einer Privatschule genoß er den ersten Unterricht, dann
besuchte er das Gymnasium seiner Vaterstadt von 1830
— 1832, trat jedoch zu Ostern letzteren Jahres in die
Nealschule über, deren Prima er Ostern 1835 verließ,
um sich dem Stande seines Vaters zu widnien.

Bereits in seinen Schuljahren hatte er die ersten
schriflstellerischen Versuche gemacht, die zum Theil sogar
veröffentlicht wurden. Sie erschienen in Amalia Schoppe's
Jugeudschrift „Jduna;"so u. A. 1834 eine preisgekrönte
Erzählung: „Wer Gott fürchtet, kennt keine Menschen-
furcht."

Noch während der Kaufmannslehrjahre erwachte
die Liebe zum Studium mit Ungestüm iu ihm; irotzdeni
hielt er niuthig eine 4^/z jährige Lehrzeit aus, damit man
nicht von ihm sagen könne, er sei aus der Lehre gelaufen.
Während dieser ganzen Zeit aber beschäftigte er sich viel-
fach sowohl dichterisch als auch mit wissenschaftlichen
Studien, namentlich betrieb er die neueren Sprachen,
unter denen er hauptsächlich das Englische, demnächst aber
auch das Französische, Schwedische und Russische in seine
Gewalt brachte.

Nach Ablauf seiner Lehrzeit beschloß er, sich noch
für das Studium vorzubereiten, uud füllte zu diesem
Zwecke in der Zeit von Michaelis 1839 bisOstern 184l
durch Privatstudien die Lücken aus, welche in seiner Bil-
dung vom Standpunkte des Gymnasialabiturienten sich j
nalurgeuiäß vorfanden. Nachdem er glücklich das Abi- !
turium bestanden, studirte er ein Jahr in Rostock, wo er
sich besonders an den Professor Wilbrandt, den Vater
des jetzt vielgenannten Schriftstellers Adolph Wilbrandt.
anschloß, und begab sich danu 1842—1843 nach Leipzig,
wo er besonders historische Studien unter Wachsniuth
betrieb. 1843 bis Michaelis 1844 war er in München
i»nd wurde hier durch Thiersch in die Archäologie ein
gesührt. Darauf hielt er sich ein Jahr in seiner Vater-
stadt auf, begab sich aber Michaelis 1845 zu weiteren
kunstwissenschaftlichen Studien uach Berlin und promo-
virte bei der philosophischen Fakultät daselbst 1848 auf
Grund eiuer Dissertation über „Die Kunstarten im
Lichte der Gegenwart."

Er behielt nun seinen Wohnort in Berlin bei, indem
er sich theils an Zeitungen, theils in Zeitschriften lite-
rarisch bethätigte und seine Studien auf dem Gebiete
der Kunstwissenschaft mit Eifer fortsetzte, dabei aber auch
Ilnterricht ertheilte, namentlich deutschen Sprachunterricht
an Engländer.

Jn diese Zeit fiel seine nähere Bekanntschaft mit I
Franz Kugler, welche für ihn von durchschlagender
Bedeutung wurde. Nachdem die Ilnruhen des Revolutions-
jahres vorübergegangen waren, wurde er durch Kugler's
Vermittelung von dem Ministerium Ladenberg mit der
Ansarbeitung einer Denkschrift über eine umfassende Re-

organisation der Kunstverwaltung im preußischen Staate
beauftragt. Es ist dies jenes bekannte Schriftstück, wel-
ches, vom Ministeriuni Raumer nä nvtÄ gelegt, später
im „Deutschen Kunstblatte" vollständig veröffentlicht
wurde.

Zu Ostern 1849 trat er in die Redaction der in
Schwerin neu begründeten „Mecklenburgischen Zeitung"
unter der Chefredaction des Professor vr. Hegel, der
jetzt in Erlangen ist. Dort dichtete er ein Festspiel zur
Vermählung des Großherzogs Friedrich Franz, kehrte
aber schon im Herbste 1849 nach Berlin zurück und grün-
dete daselbst im Jahre 1850 das „Deutsche Kunst-
blatt", welches er neun Jahre lang durch alle Wechsel-
fälle einer zweimaligen Berlagsänderung und anderer
äußeren Schwierigkeiten hindurch lavirte. (Es ist be-
kannt, daß vom fünften Bande ab ein Literaturblatt
hinzugefügt wurde, dessen Redaktion im letzten Jahre
Paul Heyse übernommen hatte.)

Das „Kunstblatt" läßt deutlich den Umfang und
die Tiefe seiner während dieser Zeit betriebenen Studien
auf dem kunstwissenschafllichen Felde verfolgen; doch
absorbirte ihn die Redaktionsthätigkeit nicht vollständig,
vielmehr fand er daneben Zeil zu mannichfacher schrift-
stellerischer Beschäftigung. So schrieb er den Text zu dem
bei Alexander Duncker in Berlin im Stich erschienenen
Kaulbach'schen Kinderfriese aus dem neuen Museum;
er gab vier Bände der „Argo" heraus, schrieb im Jahre
1857 den Text zu Taubert's Oper „Macbeth", sowie
im Jahre 1858 den verbindenden Text zu der Musik
Tauberl's für den Shakespeareschen „Sturm" und eine
„Nauch-Cantate".

Jn eine spätere Zeit fällt der Text zu den beiden
Schauer'schen Photographie-Albums, welche van Dyck
und Rembrandt behandeln: zwei Arbeiten, in welchen
sein liebevoll eingehendes Verständniß für künstlerische Jn-
dividualitäten sich glänzend manifestirte. Dieselbe Bedeu-
tung beansprucht der Text zu der photograpischen Publi-
kation des Brüggemann'schen Altares zu Schleswig. —
Ein schönes Denkmal derPietät und der Verehrung setzte
er seinem Lehrer und Freunde Franz Kugler in jener
trefflichen Biographie desselben, welche der dritten (von
H. v. Blomberg besorgten) Auflage des „Handbuches der
Geschichte der Malerei" vorgedruckt ist.

Erwähnung verdient auch, weil sie für sein ganzes
Leben vielfach anregend und fördernd gewirkt hat, seine
Betheiligung an jenem literarischen Sonntagsvereine, der
weithin bekannt ist unter dem Namen des „Tunnels
über der Spree". Auch hier war er durch Kugler ein-
geführt worden. Jn demselben wurden viele seiner hoch-
und plattdeutschen Dichtungen zum ersten Male vorge-
lesen, von denen ein Theil veröffentlicht ist in den zwei
Jahrgängen des „Mecklenburgischen Dichteralbums am
Ostseestrande". Seine poetische Begabung war von der
 
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