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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Aus Oberitalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0178

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Nr. 22.

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VIII. Jahrgang.

Gerträge

sind an vr. C. v. Lützow
<W>e», Theresianumg.
2S)od.andieBerlagssi.
(Lrlpsig, Königsstr. s>
zu richten.

13. Mär;

Inftrate

a 2>/2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jedcr
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1873.

Beiblatl zur Zeitschrist sür bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten dte Abonnenten der „Zeitschrift für iildende Kunst" grutis; für sich allciu bezogen
kostet der Jahrgang S THIr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und öfterreichischai Postanstalten.

Jnhalt: Aus Oberitalien. — Künstlerfasching in Wien. — Tegetthoff-Denkmal; Gegen das Konkurrenzunwesen; Berlin, Akadem. Preisbewerbung.

— Wiener Kiinstlerhaus. — Varnhagen über Herman Grimm; Akademie der Kiinste in Prag. — Eingesandt. — Berichte vom skunstmarkt:
Leipzig, Kunst-Auktion. — Neuigketten des Buch- und Kunsthandels. — Jnserate.

Äus Oberitalien.

Januar 187g.

„In der Entfernung erfährt man nur von den ersten
Künstlern und oft begnügt man sich niit ihrem Namen;
wenn man aber diesem Sternenhimmel näher tritt und
die von der zweiten und dritlen Größe nun auch zu flim-
^ mern anfangen, — -— dann wird die Welt weit und die
o Kunst reich", — so dachte ich mit Goethe, als ich vor
zwei Jahren zum ersten Male Romanino's Meisterwerk
in Padna kennen lernte! Immer unvergeßlich bleibt
dem Beschauer dieses sarbenglühende, stilvolle und so
unendlich wahre Bild.

Natürlich konnte ich es bei meinem dießmaligen Be-
suche Padua's nicht unterlassen, das Bild wieder aufzu-
ü suchen. Jch sand es nicht mehr an seiner alten Stelle
im Palazzo della Ragione. Die ganze Pinakothek ist aus-
gewandert in einen zur Gemäldegalerie umgestalteteu
Palast, nahe dem Santo. Die Aufstellung der Gemälde
im neuen Gebäude ist noch nicht vollendet, alle älteren
Bilder sind in einem großen Saale nur provisorisch zu-
sammengestellt. Bei der definitiven Aufstellung sollen die
Perlen der Sammlung iu einen großen Saal (mit Ober-
^icht) kommen, dessen Ausschmückung noch nicht fertig ist.
Vor allen soll Romanino eine Ehreustelle eingeräumt
^verden. Die herrliche Palla wird eine gauze Wand ein-
Nehmen; ob sie durch den dafür bestimmten Prachtrahmen,
i>er noch nicht fertig ist, gewinnen wird, ist unentschieden.
Die heutigen Jtaliener sind nicht sehr glücklich in derlei
Dingen.

Die städtische Galerie wurde durch Schenkung einer
^ammlung vmi Bronzen, Skulpturen und modernen Ge-
v'älden vermehrt, aber nicht bereichert.

Altichieri's und Avanzo's Fresken in der Kapelle
S. Giorgio werden nun auch restaurirt, nachdem die Ver-
suche in den Eremitani ein glückliches Resultat ergeben.
Als E. Förster vor Iahren diese Fresken entdeckte, ließ
er diese sowohl, als auch die des Giotto in der Madonna
dell' Arena mit Wasser begießen, uni den darüber gela-
gerten Staub herunterzuspülen. Dieses Verfahren, so
raschen Erfolg es für den Augenblick bot, ist nicht ohne
üble Folgen geblieben. Viele feinere, vermittelnde Töne
wurden dadurch zerstört und der Ruin der Bilder uur
gefördert. Jn der Käpelle S. Giorgio besonders blät-
tert sich der ganze bemalte Anwurf in großen Stücken
durch die dahiuter gedrungene Feuchtigkeit ab. Wie
rasch die Zerstörung in neuerer Zeit fortschritt, ersehe ich
an einem schönen Madonnenkopf, deu ich noch vor zwei
Jahren ziemlich erhalten fand, von dem jetzt aber nur
noch ein Fragment existirt. Die Restaurirung der Fres-
ken erfolgt nun, iudem nur die losgelösten Stellen mit
Cemeut an die Wand festgeklebt werden; das betreffende
Bindemittel bildet zugleich eine entsprecheude Zwischeulage,
welche die fernere Einwirkung der Feuchtigkeit paralysirt,
An Mautegna's Fresken ist dieß Restauriruugsverfahren
ohne Uebermalungen durchgeführt und damit die Erhaltung
des noch Vorhandenen auf eine geraume Zeit hinaus ge-
sichert. Höchst wünschenswerth wäre es, weun auch die
schönen Fresken Tizian's in der Scuola del Santo, von
denen nur eine noch wohlerhalten ist, in geeigneter Weise
restaurirt würden.

Sehr erfreulich ist die Sorgfalt und der Eifer, womit
die italienische Regierung sich die Erhaltung und Restau-
rirung der Kunstwerke angelegen sein läßt. SwLering
die Mittel im Allgemeinen sind, so begegnet man doch
 
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