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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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11 Konkurrenzen u. Prämiirunqen. — Sammlungen u. Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt. 12

erfreute stch einer Reihe interessantester Vorträge. Die Aus-
stellung architektonischen Arbeiten war reich beschickt. Baurath
Hase in Hannover, die Architekte» Martens in Kiel,
Hauberisser in Wien und A. hatten sehr interessante Ent-
wurfe und Originalzeichnungen, Prof. Durm in Karlsrube
und Diemer daselbst vortreffliche Reisestudien ausgestellt.
Besondere Aufmerksamkeit erregten die Konkurrenz - Entwürfe
zum Deutschen Reichstagsgebände. Unter den zablreichen
Photographiecn fanden besonders jene von G. M. Eckert viel
Beifall. Die gemeinsam unternommenen Ausflllge nach der
Rheinbrllcke bei Maxau, nach Baden-Baden, Kehl, L>traßburg
und Heidelberg, an welchen sich auch die die Fachgenossen be-
gleitenden Damen betheiligten, gestalteten sich durch die schönen
Arrangements des Komits s, die Munifizenz des Großherzogs
von Baden und die liebenswllrdige Theilnabme der Städte Karls-
ruhc und Baden-Baden zu herrlichen Festen, bei welchen viel-
fach alte Freundschaften erneuert, neue geschlossen wurden, und
au welche die Fachgcnossen noch lange mit Vergnügen sich
erinnern werden. Wohl alle Theilnehmer schieden aus dem
schönen Lande Baden mit deu Gefühlen der Befriedigung
und des innigsten Dankes. — Die 17. Bersammlung soll
im Jahre 1874 in Berlin abgebalten werden.

* Gesellschaft für vervielfältigeudc Kunst. Unserem
hentigen Hefte liegt die erste Ntummer der „Mittheilungen"
dieser Gesellschaft bei, welche den Abonnenten der Zeitschrift
unentgeltlich geliefert werden. Wir wollen nicht versäumen
unsere Leser auf das neue Organ und auf die Bestrebungen
der genannten Gesellschaft noch besonders aufmerksam zu machen.

koiiknrrrnM nnd prämiirungrn.

Nationaldenkmal auf dem Nicdcrwalde. Ueber die Konkur-
renzentwürfe znm Nationaldenkmal (37 an der Zahl) ist in den
letzten Tagen die Entscheidung der Jurh erfolgti sie erklärt die
Entwllrfe No. 7, 27, 13 fllr die „relativ besten von rein
künstlerischem Standpunkt" aus, auch in dieser Reihenfolge,
und erkennt ihnen die Ehrenpreise zu. Die Namen der Kiinst-
ler sind i Architekt Eggert in Berlin (No. 7), Professor Joh.
Schilling in Dresden (No. 27), und Architekt A. Pieper
in Dresden (No. 13). Die Jury erklärt indessen weiter, daß
sie nicht in der Lage sei, einen dieser Entwllrfe zur Ausfüh-
rung zu empfehlen. „Trotz der unleugbaren' kllnstlerischen
Vorzüge, welche diese Entwiirfe auszeichnen, genllge keiner
vollständig dcr vorliegenden Aufgabe, und außerdem würden
die event. Kosten eines jeden derselben die präliminirte Bau-
summe mehrfach übersteigen. Die etwa vorzuuehmenden Re-
duktionen dieser Entwürfe, um auch nur annähernd die aus-
gesetzte Summe einzühalten, müßten so einschneidender Art
sein, daß wenig von dem ersten Entwurf iibrig bleibeu würde,
und ein ganz neuer Entwurf entstände. Da somit auch in
den drei als die relativ besten anerkannten Entwürfen eine
Kardinalbedingung des Programms, dahin gehend, daß die
präliminirte Kostensumme uicht überschritten werde, nicht
annähernd eingehalten sei, so trete demnach den Bestim-
mnngen des Programmes gcmäß die Bercchtigung ein, gar
keinen Preis zu ertheilen." Ueber die Ausstellung der Kon-
kurrenzentwürfe lassen wir demnächst einen eingehenden Bc-
richt folgen.

Lammlungen unö Äusstellungen.

61. Ü88 kntnilltzz^i, Jahre 1852, als

das Dekret erschien, welches die Gllter der Familie Orleans
aufhob, ließ der Herzog von Aumale seine Galerie aus dem
Schlosse Cbanlilly, bekannt unter dem Namen „lo. sulls ckss
bat-iilles'' fortbringen; gegenwärtig werden diese Gemälde,
durch viele neu acquirirte Werke vermehrt, wieder an ihrem
früheren Platze aufgestellt.

6. Kunstausstelliliig in Nantes. Am 1. November
wird in Nantes eine Kunstausstellung eröffnet; in Paris hat sich
dafür ein Komitä, mit Professor GerSme an der Spitze, gebildet.

14—r. Augsburg. Ein Karton von Ludwig von Kramer,
der die vorzüglichsten Bürger Augsburgs im fechzehnten Jahr-
hundert in gelungener Gruppirung zeigt, nimmt seit seiner
hier erfolgten Ausstellung die allgemeine Aufmerksamkeit und
Anerkennung iu Anspruch. Das gewissenhafte Ouellenstudium,
durch welches die meisten Dargestellten in historisch erwiesener
Porträtähnlichkeit, umrabmt von der jetzt leider verwischten
reizenden Architektur der Reichsstadt, erscheinen, mit echt künst-
lerischer Ausführung vereint, leihen dem Bilde seinen Werth.

Vermischte tlachrichten.

8. Professor August Wittig in Düffeldorf hatte be-
kanntlich für die Rheinfayade der dortigen Akademie die vier
kolossalen Medaillonporträts von Raffael, Michelangelo,
Holbein und Dürer in Sandstein ausgeführt-, welche beim
Brande zu Grunde gingen, deren Gypsmodelle aber erhalten
worden waren. Letztere stnd nun in der Nackt vom 15. zum
16. September in frevelhafter Weise vermittelst Einbruch
gänzlich zerstört worden. Ebenso sind die schönen Erstlings-
werke eiues talentvollen Schlllers von Wittig, Georg Neu-
mann, die sich im selben Raum befanden, schonungslos zer-
trümmert, wäbrend andere Sachen. auch solche, die etwa
Diebesgelüste hätten rege machen können, unberührt blieben.
Der Polizei ist es gelungen, den Uebelthäter, einen Arbeiter
im Alter von 21 Jahren zu verhaften, der die That einge-
standen hat. Man sieht der eingeleiteten Untersuchuug mit
um so größerer Spannung entgegen, als allerlei Gerüchte
über die Ursachen des Bergehens im Umlauf stnd. Hoffentlich
handelt es sich indesfen nur nm einen Akt roher Zerstörungs-
lust und nicht um eine wohlberecbnete Jntrigue.

Christian Sell in Düffeldorf hat sein großes Bild
„Der Sieg bei Königgrätz" für die Nationalgalerie in Berlin
vollendet und damit ein Werk geschaffen, welches alle seine
früberen Arbeiten übertrifft. Es ist der Moment zur Dar-
stellung gebracht, wo König Wilhelm mit zahlreicher Beglei-
tung (alles Porträtfiguren) an der Spitze der Reiterei zur
Verfolgung des Feindes vorgeht und von den Truppen der
zweiten Garde-Division, die mehrere Geschütze erobert Ihaben,
jubelnd begrüßt wird. Freudige Begcisterung belebt die
ganze Scene, die sich weithin übersichtlich entrollt, und ein
Zug historischer Größe verleiht der ganzen Komposition jenen
höberen Werth, dessen sich nicht viele moderne Schlachtenbilder
zu rühmen vermögen.

P. u. Jahit-Denkmal. Das von Enke modellirte und
von Gladenbeck in Erz gegossene Standbild Jahn's,
des Begründers der deutschen Turnerei, welches auf dem
Schauplatze seiner Thätigkeit, der Berliner „Hasenhaide" am
10. August euthüllt wurde, macht einen recht erfreulichen Ein-
druck; die Schwierigkeiten, die der Gegenstand dem Kllnstler
bot, sind glücklich llberwunden. Die nöthige Jdealisirung
ist mii dem alten Manne vorgenommen worden, obne daß
das Charakteristische seiner Persönlichkeit verwischt worden
wäre. Jn freier hochaufgerichteter Haltung steht er da; der
an den Hüften zugeknöpfte, sonst osiene, bis etwa an die
Kniee reichende dentsche Rock läßt die markige Gestalt und
die gedrungenen Körperfvrmen hervortreten, soweit dies bei
moderner Tracht möglich ist. Als Stütze dient der Stumpf
einer Eiche, auf den er sich mit der Rechten lehnt; die Linke
ist lose in die Hüfte gestemmt. Die Statue selbst ist 10' hoch;
die Höhe des Unterbaues beträgt 11'. Der letztere wird ge>
bildet durch eine Pyramide, welche aus verschiedenen, mit ent-
sprechenden Jnschriften versehenen. von deutschen und außer-
deutschen Turnvereiuen gesandten Steinblöckcn gebildet ist, und
machl, geschickt komponirt, wie er ist, einen durchaus oriqi-
nellen und sachentsprechenden Eindruck. Eine Geschmacklosig-
keit freilich ist es, daß die übriggebliebenen Steine hinter dem
Denkmal zu einem befonderen kleinen Häuflein aufgethürmt
worden sind. Hoffen wir, daß das Denkmal in einer Ge-
gend, die der Hauptschauplatz des Berliner Banditenthums
ist, vor Mißhandlungen geschützt bleibt. —

Vom Kunstmarkt.

Wiener Kunstauktion. Am 11. und 12. November fin-
det durch die Herren Miethke L Wawra im Wiener Künst-
lerhause die Versteigerung einer gewählten Sammlung alter
Meister, besonderS Niederländer, aus dem Nachlasse des ver-
storbenen Barons von Mecklenburg statt. Der Katalog ist
mit Radirungen von Prof. W. Unger ausgestattet. — Am
19. und 20. November erfolgt ebendaselbst durch dieselbe FirnM
die Versteigerung der Gcmäldesammlung des Herrn I. P.
Morocutti in Graz, aus Werken moderner Meisterbestehend.

Die Montmorillon'sche Kunstanstalt in München ver
steigert am 24. Oktober und an den folgenden Tagen die
Kupferstichsammlung des Herrn vr. Edmund I. Posonyi/
eines Bruders des bekannten Wiener Kunsthändlers, welchs
besonders an Werken der deutschen Kleinmeister des 16-
Zahrhunderts reich ist. Räheres bietet der 1300 Nummerv
umfassende Katalog.
 
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