Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0036

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
61

Bermischte Nachrichten. — Berichte voin^Kunstinarkt.

62

Brautschau" von Th. v. der Beck löblich in Zeichnung und
Farbe. Ein Damenporträt von Prof. Bewer verdient
ebenfalls noch rühmende Erwähnung. Das meiste Jmeresse
aber beansprucht das große Passionskreuz von Prof. Andreas
Müller, welches schon vor mehreren Jahren im Auftrage
der Verlagshandlung von Julius Buddeus zur Vervielfältigung
im Stich gemalt wurde und jetzt wiederum ausgestellt erschien.
Das trefsliche Werk ist so schön in der Komposition, der Zeich-
nung, der Farbe und der wahrhaft bewunderungswerthen
Durchführung, daß es abermals dieselbe allgemeine Anerken-
nung hervorrief, die es bereits bei seiner Vollendung fand.

Vrrmischte Nllchrichtrn.

k. Die xylographische Anstalt von R. Breiid'amour

in Düsseldorf hat für ihre auf der internationalen poly-

technischen Ausstellung in Moskau ausgestellten Holzschnitte
den erstcn Preis der goldenen Medaille davongetragen. Diese
Anszeichnung ist um so ehrenvoller, als sich unter den drei-
zehn Ausstellern von Lylographieen die bekanntesten Firmen
von Rußlaud, Englaud und Deutschland befanden, die natür-
lich dnrch ihre besten Arbeiten vertreten waren. Auch wünscht
das General-Komilo der Ausstellung, daß ein Holzschnitt-Album
von Brend'amour für das Musenm iu Moskau käuflich er-
worben werde, was gewiß ebenfalls als eine erfreuliche An-
erkennung deutscher Kunstthätigkeit zu begrüßen ist.

L. Professor Augnst Wittig in Düsseldorf arbeitet
gegenwärtig an einer kleiner Wiederholung seiner Marmor-
Gruppe „Hagar und Jsmael", um sie vervielfältigen zu lassen
und in den Handet zu bringen. Das schöne Werk verdient
jedenfalls die weiteste Verbreitung.

Keriekte vom Aunjtmarlrt.

Velsteigrrnng Dnra^o öurch H. G, Gntekunst
in Ltuttgart.

Noch ist der Verkauf der Sammlung Brentano-
Birkenstock in Frankfurt Allen, welche der Bewegung des
Kunstmarktes im Fache des Kupferstiches folgen, in gutem
Gedächtniß, und schon wieder kommt eiue berühmte
Kupferstich-Sammlung aus altererbtem Besitze unter dcn
Hammer. Diesmal ist es ein fremdländischer Schatz, den
eine rührige deutsche Kunsthandlung auf unseren Markt
bringt: ob auch für uns oder bloß zu einer Art Transit-
handel, ist eine andere Frage, schwer zu beantworten nach
den Erfahrungen, die wir bisher und erst neulich bei
Auktion der T. O. Weigel'schen Druck-Alterthümer ge-
macht haben. Es ist die berühmte Sammlung des Grafeu
Iacopo Durazzo in Genua, deren erste Hälfte am 19.
November und den folgendeu Tagen im Schillersaale der
Liederhalle zu Stuttgart öffentlich feilgeboten wird. Eine
fromme Sage, derzufolge das Kabinet Durazzo in den
Besitz der italienischen Regierung übergegangen sei, findet
dadurch ihre thatsächliche Widerlegung. Wie könnte auch
eine kontinentale Regierung die andere in der Pflege der
Kunstinteressen beschämeu wollen! Olsrions olsrioum
non äeoimnt.

Der Ruf der Sammlung Durazzo ist zu sehr ver-
breitet, als daß die Reichhaltigkeit des eben ausgegebenen,
gewissenhaft gearbeiteten und in seiner Prachtausgabe mit
25 photographischen Drucken geschmückten Kataloges der
ersten Hälfte überraschen könnte. Kundigen genügt ja
statt aller Anpreisung der Umstand, daß Gründung und
Vermehrung des Kabinets bis in's vorige Jahrhundert
zurückreichen. Kein Wunder also, wenn hier sehr viele,
namentlich altitalienische Blätter vorkommen, die längst
aus dem Kunsthandel verschwundeu sind. Der Begründer
der Sammlung war der feinsinnige Kenner Graf Jakob
Durazzo, Gesandter des Wiener Hofes bei der Republik
Venedig; es ist derselbe, dessen Name sich auch an die
Entstehungsgeschichte der Albertina iri Wien knüpft. Der
Stifter der letzteren nämlich, Herzog Albert von Sachsen-
Teschen, damals Gouverneur von Ungarn, ertheilte im

Jahre 1774 Durazzo den Auftrag, für ihn eiue syste-
matische Folge von älteren Stichen, insbesondere der
italienischen Schule aufzukaufcn. Der Graf widmete sich
dieser Aufgabe mit solchem Eifer und Geschick, daß er
schon im Jahre 1776 jene stattliche Reihe von Mappen
an den Herzog Albert abgeben konnte, die den Grundstock
der Albertina bilden. Einmal aber im guten Fahrwasser,
hielt der Sammeleifer des Grafen auch nach Ablieferung
seiner ersten Sammlung nicht stille. Er arbeitete vielmehr
so rüstig an dem Ersatze derselben, daß sich sein Kabinet
bald wieder sehen lassen kounte und der Graf Bartolommeo
Benincasa 1784 in Parma eine eigene Schrift darüber
veröffentlichte unter dem Titel: „OvSLriÄons äsUu
ruooolts. äi stumps ä. 8. lii. il oouts lluoopo Ournriro."
Auch seine Erben unterließen es nicht, fortwährend neue
Bestandtheile der Sammlung zuzuführen. Dieser an-
sehnlichen Vorgeschichte entspricht denn auch der Reich-
thum, welchen der Katalog vor uns entfaltet. Deu
Glanzpuukt bilden die zahlreichen Niellen, darunter ein
Schwefelabdruck, der nun wohl auch in's Britische Musemn
wandern dürfte, wo bereits fast alle bekannten Specimina
dieser Art sich zusammengefunden haben. Es folgen
sodann eine Reihe Original-Silberplatten und eine höchst
seltene Menge von Abdrücken auf Papier, wie sie von
Passavant, Usintrs Aravsur I, p. 272 ff., beschrieben
wurden. Es ist und bleibt dieß wohl für immer die be-
deutendste Privatsammlung echter Niellen, und wenige
öfsentliche Anstalten können sich an Reichhaltigkeit mit
derselben vergleichen. Uns graut bereits vor den Preisen,
die sie erzielen dürften. Nächst dieser Abtheilung sind es
zunächst die ältesten italienischeu Stecher, die hier vor-
züglich vertreten sind, darunter Baccio Baldini mit den
fast vollständigen Folgeu der Propheten und Sibyllen
und zwar in den ersten Zuständen, Sandro Botticelli mit
seinem Hanptwerk, der großen Himmelfahrt der heiligen
Jungfrau u. A., von Domenico Campagnola fast das
vollständige Werk, von Marcello Fogolino drei seiner
äußerst seltenen Blätter, unter denen sreilich Nr. 2177
richtiger dem Ossni's än 8ssto zugeschrieben und auf Nr.
 
Annotationen